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Daniel Neuen (Foto: Hojabr Riahi)
15.04.2023   Kolumne
Sind wir schlau genug?
Chat GPT unterlaufen teils lachhafte Fehler. Trotzdem dürften auch auf die PR-Branche grundlegende Fragen zukommen, schreibt PR-Report-Chefredakteur Daniel Neuen.
Als ich mich vor ein paar Wochen bei einigen Unternehmen erkundigte, welche Erfahrungen sie mit Chat GPT und Co. gemacht haben, war die Ausbeute ziemlich mager: „ein bisschen rumgespielt“, „mal einen Tweet geschrieben“, „mal versucht, eine Rede damit zu verfassen“. Alles wenig aufregend.
 
Ganz anders die Reaktionen bei manchen Agenturen. Der Manager eines größeren Hauses beispielsweise antwortete prompt auf meine Mail: „Ja, wird genutzt. Über alle Standorte hinweg. Alle Kreativen probieren die Tools aus.“ Wie und wofür genau PR-Profis schon jetzt KI-Anwendungen einsetzen, lesen Sie in einem Schwerpunkt in unserer neuen Ausgabe. So viel vorab: Chat GPT ist wesentlich mehr als nur Schreibhilfe.
 
Alles schneller, alles günstiger
Natürlich gehört es zum Selbstverständnis von Agenturen, Vorweggeher zu sein. Doch noch aus einem weiteren Grund scheinen Dienstleister ihren Kunden bei KI derzeit einen Schritt voraus: Sie dürften die Veränderungen dadurch schneller spüren.
 
Im Editorial der vorigen Ausgabe war ich nicht sicher, ob es sich bei Chat GPT um einen Hype oder eine Zeitenwende handelt. Iris ­Heilmann tendiert klar zu Letzterem. Die Chefin der Agentur Palmer Hargreaves sagt im Titel-Interview: „Bei KI handelt es sich um eine Querschnittstechnologie für viele Anwendungszwecke, vergleichbar mit der Dampfmaschine, mit Elektrizität und dem Internet. Deshalb werden KI-Anwendungen auch unsere Branche dramatisch verändern.“
 
Ende November vergangenen Jahres hat der Entwickler Open AI seinen Chatbot veröffentlicht. Vier Monate später reden noch immer fast alle darüber, auch weil die Entwicklungen bei Chat GPT und bildgenerierenden Tools sich zu überschlagen scheinen. Für welche Aufgaben braucht es künftig noch den Menschen, wenn Maschinen immer besser und schneller werden? Heilmann gibt einige – durchaus optimistische – Antworten.
 
Event-Tipp: Auch bei der PR Report Spring School am 11. Mai dreht sich alles um KI und Technologie. Die Teilnahme ist kostenlos, aber limitiert: Jetzt bewerben für einen von nur 200 Plätzen!
 
„Für uns ist die größte Frage, wie wir uns in Zukunft positionieren. Das wird für alle Dienstleister gelten“, sagt Carsten Rossi. Als der Gründer der Agentur Kammann Rossi, die auf Content Marketing und interne Kommunikation spezialisiert ist, anfing, habe keiner seiner Kunden eine anspruchsvollere Grafik erstellen können: „Da war klar: Man ruft den Agentur-Heinz an, der macht einem das.“
 
Dann kamen die Tools fürs Corporate Publishing. Rossi: „Mit denen konnten Kunden manche Projekte selbst umsetzen, wenn auch nicht wirklich befriedigend. Und jetzt, mit Chat GPT und anderen Tools, die jedermann zur Verfügung stehen, werden sie schnell den Eindruck bekommen, dass das alles schneller gehen muss. Oder günstiger. Über das Thema Effizienz wird es auf jeden Fall die Preise drücken. Und es wird die Zyklen, in denen wir etwas erstellen, weiter verkürzen.“
 
Und Helge Hoffmeister von der Kommunikationsberatung Gauly sagt, dass Kunden durch KI „immer besser“ würden: „Für Standardtätigkeiten brauchen sie keine Unterstützung mehr.“ Welche Jobs und Marktsegmente besonders unter Druck geraten könnten, lesen Sie in einem KI-Schwerpunkt.
 
Alle, die Chat GPT ausprobiert haben, wissen, dass das Tool immer noch teils lachhafte Fehler macht. Aber wie lange noch? Und was dann?
 
Zugegeben: Ich habe keine Ahnung, welche technologischen Sprünge noch folgen und wie einschneidend der Wandel durch KI letztlich sein wird. Aber gänzlich entziehen können wird sich ihm niemand. Das gilt für Agenturen, für Unternehmen und für Medien.


PS: Falls Sie bereits erfolgreiche Cases mit KI realisiert haben, freuen wir uns auf Ihre Einreichungen bei den PR Report Awards 2023. Und klar: Auch Kampagnen und Projekte ohne KI-Einsatz sind herzlich willkommen.
 

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