Volle Hütte, teils kontroverse Debatten: Beim PR Report Camp 2018 ging es vor allem um die Frage, was der Nachwuchs wert ist.
Die Einstiegsgehälter in Agenturen hätten sich seit 20 Jahren nicht verändert, kritisierte Lars Rademacher, Professor für Public Relations in Darmstadt und Vorsitzender des Deutschen Rats für Public Relations bei einer Podiumsdiskussion. "Dies halte ich für einen Skandal", sagte er. Die geringe Entlohnung zeige, dass Agenturen "nicht genug dafür tun, Berufsanfängern einen attraktiven Einstieg zu bieten".
Absolventen sollten nicht nur auf die Höhe des Einstiegsgehalts schielen, sondern auch den Wert einer guten Ausbildung wahrnehmen, sagte Christiane Schultz, CEO von Weber Shandwick in Deutschland und Präsidentin der GPRA. „Agenturen investieren in den Nachwuchs und sehen sich in der Verantwortung, gemeinsam mit den Hochschulen die Studierenden bestmöglich zu qualifizieren, sagte sie. Unter Studierenden falsche Erwartungen an ihren Marktwert zu schüren, sei jedoch „nicht hilfreich“. Absolventen, für die nur das Gehalt wichtig sei, seien in Agenturen nicht am richtigen Ort.
„Meine Verachtung gegenüber Agenturen, die Berufseinsteiger mit 1600 Euro im Monat abspeisen, nimmt kontinuierlich zu“, sagte Daniel Hanke, Vorstand bei Klenk & Hoursch. „Junge Menschen treten heute so qualifiziert ihren ersten Job an, dass Agenturen darüber nachdenken sollten, Traineeships abzuschaffen“, forderte er. Seine Agentur habe dies getan und stelle nur noch Juniorberater ein. „Absolventen sind heute besser ausgebildet als zu meiner Generation“, sagte auch Richard Lips, Kommunikationschef der Commerzbank.
Würden PR-Berufe zu schlecht bezahlt, seien sie für viele Absolventen „nicht mehr erste Wahl“, warnte Ulrich Schuhmann, Geschäftsführer der Schuhmann Personalberatung. Vor allem sollte eine Ausbildungsvergütung ein „normales Leben“ gewährleisten, riet Schuhmann.
Dass die Lebenshaltungskosten vor allem in den Metropolen deutlich gestiegen seien, werde auch unter Agenturchefs wahrgenommen, versicherte Christiane Schulz. Bei Weber Shandwick würden Traineeships künftig besser bezahlt. Als Agenturverband könne die GPRA jedoch keine Vorgaben machen.
Absolventen sollten eingehend recherchieren, was aus ehemaligen Trainees ihrer potenziellen Arbeitgeber geworden sei, forderte Ulrich Schuhmann. Wenn sehr viele gleich nach dem Traineeship weitergezogen seien, sei dies ein Warnsignal. „Nirgends wird so viel gelogen wie in Vorstellungsgesprächen“, sagt Schuhmann. Bewerber sollten daher mit ihrem künftigen Arbeitgeber vertraglich die Bestandteile eines Traineeships festhalten. Gut ausgebildete Professionals könnten nach drei bis vier Berufsjahren deutlich mehr Geld als andere verdienen. „So kann sich auch eine schlechter bezahlte Ausbildung amortisieren“, sagte Schuhmann.
Neben einer angemessenen finanziellen Vergütung forderte Elisa Stöhr von der Studierendenvertretung Kommoguntia von Agenturen auch eine „Wertschätzung“ ein, die sich etwa in einer guten Arbeitsatmosphäre ausdrücke sowie in Beratern, die sich Zeit für Berufseinsteiger nehmen. „Das ist uns noch viel wichtiger als das Geld“, sagte Stöhr.
In einer weiteren Podiumsdiskussion stellte Edelman-Deutschland-Chef Ernst Primosch fest: "The War of Talents is over. Talent won."
Auf dem PR Report Camp wetteiferte zudem die diesjährige Crew der Nachwuchsinitiative #30u30 um die Awards für die „Young Professionals des Jahres“. Den sicherte sich am Abend Katharina Lutermann.
Neben dem Karriereforum, Workshops sowie mehreren Podiumsdiskussionen und Talk-Formaten mit renommierten Kommunikationsprofis wurden den rund 1.000 Gästen im Kosmos 25 Top-Cases präsentiert. Deren Macher pitchten live auf der Bühne um den Publikumspreis. Diesen gewann Fischer Appelt mit #HiredAsATeam – die viralste Recruitingkampagne Deutschlands.
Alle weiteren Gewinner der
PR Report Awards 2018.
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