Das ist keine schöne Oster-Botschaft für die Mitarbeiter von Edelman-Ergo: Nach Informationen des PR Reports verlässt Chefin Susanne Marell die Agentur. Das Büro in München wird geschlossen – betroffen davon sind wohl mehr als 20 Mitarbeiter.
Nach mehr als fünf Jahren als Deutschland-Chefin von Edelman verlässt Susanne Marell die Agentur bereits Ende März. Das bestätigte Europa-Chefin Carol Potter. Marell gehe auf eigenen Wunsch. Die Nachfolge steht noch nicht fest, die Suche läuft. Übergangsweise soll das Management-Team die Agentur führen.
Potter danke Marell für ihr „außerordentliches Engagement“. Sie habe „maßgeblich zur Weiterentwicklung der Agentur in einem der drei Kernmärkte in Europa beigetragen. Mit ihr verlieren wir eine hochkarätige Kommunikationsmanagerin.“
Unter Marells Führung stieg Edelman hierzulande gemessen am Honorarumsatz zur viertgrößten Agentur auf. Wesentlich verantwortlich dafür war
die Übernahme von Ergo im Dezember 2015, die den Umsatz um ein Drittel nach oben schraubte.
Der Deal war mit großen Erwartungen verknüpft, aber zunächst schien die Agentur nicht richtig vom Fleck zu kommen. Im Pfeffer-Ranking für das Jahr 2015 wurde die Firma mit einem kombinierten Honorarumsatz von 30,14 Millionen Euro geführt,
2016 waren es 30,88 Millionen Euro. Das Wachstum von 2,5 Prozent wirkte mager.
Marell sprach von einem „Integrationsjahr“ – eine Umschreibung für eine Phase der intensiven Selbstbeschäftigung: Verschmelzung der blauen (Edelman) und der orangen (Ergo) Welt mit neu gebauten Teams und teilweise neuen Vorgesetzten, die Zusammenlegungen der jeweiligen Büros in Berlin und München, der Umzug in Köln sowie die Gewöhnung der rund 120 Ergo-Mitarbeiter an die IT-, Planungs-, Finanz- und Personalsysteme von Edelman.
Merkwürdig in Zusammenhang mit dem Ergo-Deal war, dass Marell
entgegen der ursprünglichen Ankündigung keine Anteile an Edelman-Ergo bekam. Nach der Übernahme gab es mehrere Abgänge. Zuletzt zog sich Ergo-Gründer Hans Ulrich Helzer
auf die Rolle als „Senior Partner“ zurück, sein Partner Tobias Mündemann war bereits im vergangenen Jahr ausgestiegen und
hatte seine Anteile verkauft.
Die Verschmelzung beider Agenturen machte wohl mehr Probleme als erwartet. „Wir würden nicht behaupten, dass das ein leichter oder glatter Prozess war“, sagte Potter. „Aber der Umsatz ist gewachsen, wir haben keinen großen Kunde verloren, dafür haben wir neue Mitarbeiter und wertvolles Geschäft gewonnen.“
Die Logik des Deals leuchtete vielen Beobachtern ein, denn die Marken- und Digitalexpertise von Edelman – stark vor allem in den Bereichen Healthcare, Konsumgüter und Technologie – und die Corporate-Kompetenz von Ergo schienen sich gut zu ergänzen. CEO Richard Edelman nannte die Übernahme einen „Meilenstein auf dem Weg hin zu einer integrierten Communications Marketing Agentur“.
Die Agentur ist seit einigen Jahren dabei, sich breiter aufzustellen und hat stark in Digital-, Kreativ- und Mediakompetenz investiert. Diesbezüglich habe die Agentur in Deutschland gute Fortschritte gemacht, sagte Potter. Indes hinkt Edelman, die größte PR-Agentur der Welt, hierzulande den drei Marktführern Media Consulta (57 Millionen Euro Honorarumsatz im Jahr 2016), Fischer-Appelt (50 Millionen Euro) und Ketchum (49 Millionen Euro) weit hinterher.
Schließung des München-Büros
Zusätzlich zum Abgang von Marell wurde bekannt, dass die Agentur ihr Büro in München dichtmacht. Nach Angaben von Potter werden wohl rund 20 Mitarbeiter von der Schließung betroffen sein. Standort-Leiter Björn Sievers habe bereits vor dieser Entscheidung beschlossen, die Agentur zu verlassen.
„Das war eine sorgfältig abgewogene strategische Entscheidung hinsichtlich der Investitionsprioritäten von Edelman in der Region“, sagte Potter. „Ich bin unglaublich stolz auf die Arbeit, die das Team im Münchner Büro geleistet hat, und die Entscheidung zur Schließung hat nichts mit ihren Leistungen, ihrer Professionalität und ihrem Enthusiasmus zu tun.“ Die Technologie-Sparte wird nach Köln umgesiedelt und weiter von Tanja Schürmann geleitet.
„Wir sind davon überzeugt, dass wir und unser Angebot noch besser werden können“, sagte Potter in Bezug auf die Lage der Agentur in Deutschland. So will sie etwa das Angebot im Bereich „Employee Engagement“ stärken: „Das geht Hand in Hand mit der Beratung in den Bereichen Vertrauen, Purpose und Reputation.“ Auch die Public-Affairs-Sparte soll ausgebaut werden. Zudem will sie die Zusammenarbeit der einzelnen Standorte untereinander verbessern. Durch den Brexit dürfte der hiesige Markt für Edelman noch an Bedeutung gewinnen.
In Bezug auf die Geschäftsentwicklung seien die letzten Monate „herausfordernd“ gewesen, sagte Potter, aber das betreffe nicht nur Edelman, sondern auch andere Agenturen. Auf globaler Ebene hat Edelman, viele Jahre verwöhnt durch zweistellige Zuwachsraten, zuletzt eher schwache Zahlen vorgelegt.
Für das Jahr 2017 meldete der familiengeführte Gigant einen Umsatz von 893,6 Millionen Dollar, was einem Plus von 2,1 Prozent gegenüber dem Vorjahr entspricht. Auch die Zahlen der anderen globalen Agentur-Giganten enttäuschten.
Von
Daniel Neuen
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