Im März hat der Microblogging-Dienst Twitter seine Live-Streaming-App Periscope auf den Markt gebracht. Damit können sich Anwender als Kameramann betätigen und ihre Follower per Smartphone mit Live-Bildern versorgen. Ein sinnvolles Werkzeug für die Kommunikation oder nur ein weiteres Instrument zur Verbreitung von Bewegtbild-Müll? Der PR Report hat den fleißig filmenden fischerAppelt-Vorstand Frank Behrendt (
twitter.com/behrendt_fb) gefragt.
Herr Behrendt, Sie nutzen Periscope bereits. Wie sind Sie dazu gekommen?
Die Initialzündung passierte beim abgebrochenen Finale von Germanys Next Topmodel, als alle rätselten, was da los war. Da sah ich als eifriger Twitter-Verwender, dass ein gewisser Daniel Cremer live vor Ort via Periscope berichtete. App runtergeladen - und schon war ich gefühlt vor Ort. Diese Schnelligkeit, dieses unmittelbar dabei sein, einen Informationsvorsprung zu haben, das hat mich sofort fasziniert. Und seitdem bin ich selbst Sender via Periscope.
Das Problem Infoüberfluss ist ja ein allgegenwärtiges: Nach welchen Kriterien entscheiden Sie, was Sie Ihren Followern zeigen wollen?
Es muss zu mir und meinem Typ passen. Ich passe ja in kein Raster, und genau so soll auch das sein, was ich zeige. Immer mit Witz, immer etwas ungewöhnlich, powered by Personality. Kurz: Infotainment to go.
Inwiefern ist das Tool Ihrer Meinung nach für die PR relevant?
Was ist denn PR? Die Silodenke kann ich nicht mehr hören. Es geht um Kommunikation, um Content. Und es geht neben relevanten Inhalten um intelligente Verbreitungskanäle. Und da ist Live-Broadcasting eine weitere Facette. Aus dem Stand ohne zusätzliches Equipment Bewegtbild-Content in Top-Qualität live zu verbreiten, ist für besondere Ereignisse und Geschichten, aber auch als Ad-hoc-Reaktionstool in Krisensituationen eine smarte Sache.
Haben Sie Empfehlungen, wem PR-Leute in Sachen Live Streaming nacheifern könnten?
Ganz klar Kai Diekmann. Der hat ein Händchen für den richtigen Mix. Mal zeigt er seine Ziegen oder ein frisch geschlüpftes Küken, mal trinkt er einen Wein am See, ein anderes Mal hat er Top-Leute auf seiner Couch, die er interviewt. Oder er lässt alle, die Lust haben, an der Auswahl seines Foto des Tages für die "Bild" teilhaben. Zweimal hab ich dabei schon live die Headline getextet, das war selbst für einen abgezockten Kommunikator wie mich ein tolles Gefühl.
Was wäre eine Alternative zu Periscope?
Meerkat. Die waren auch vor Periscope da, aber Twitter verfügt aus meiner Sicht jetzt über das in Summe bessere Produkt. Aber machen wir uns nichts vor: Die Entwicklung wird immer schneller immer weiter gehen, wir sind auch in diesem Feld erst am Anfang.
Frank Behrendt, einst Deutschland-Chef von Ketchum Pleon, ist seit 1. Februar 2011 drittes Vorstandsmitglied bei fischerAppelt