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News / Hubert Koch macht Manager zu Teilzeit-Lobbyisten
Hubert Koch war unter anderem fast zehn Jahre Hauptgeschäftsführer des Industrieverbands Motorrad Deutschland. Foto: Dr. Koch Consulting
03.06.2015   News
Hubert Koch macht Manager zu Teilzeit-Lobbyisten
 
Seit 2001 bietet Hubert Koch Unternehmen und Verbänden Beratungsleistungen in Sachen Public Affairs, Lobbying und Kommunikation an. Jetzt hat er auf einem weiteren Gebiet Bedarf auf dem Markt der politischen Kommunikation entdeckt. Als "erster deutscher Lobby-Coach", wie er sich selbst bezeichnet, will er Unternehmenslenker trainieren. Was es damit auf sich hat, hat der Chef der Berliner Firma Dr. Koch Consulting prreport.de erläutert.

Herr Koch, Sie wollen Verbände und Unternehmen fit für die selbstständige Interessenvertretung machen. Was sagen Ihre Kollegen dazu? Graben Sie Ihrem Berufsstand damit nicht das Wasser ab?

Nein, in keinem Fall, denn mein Angebot ist eine Ergänzung, keine Alternative zu dem, was Public Affairs-Agenturen leisten. Ich will nur den Kunden eine neue Option bieten, nämlich die gezielte und gleichzeitig beschränkte Hilfestellung bei eigenem Lobbying. Oft haben Kunden nur ein paar Fragen, wo man helfen kann; ohne gleich ein ganzes Mandat daraus zu machen. Nicht selten auch kommen Manager mit dem Routinelobbying gut zurecht und benötigen nur bei besonders schwierigen Fragen Beratung und Unterstützung.

Wenn ich Ihr Angebot auf Ihrer Site unter "Wo ich Ihnen helfen kann" betrachte, so klingt meines Erachtens vieles nach dem, was PA-Dienstleister klassisch anbieten: Kontakte, Strategie, Beratung beim Aufbau einer internen PA-Abteilung... Wo speziell setzen Sie an?

Ich setze immer bei der Kompetenz meiner Kunden an. Diese will ich stärken. Also: Ich biete nicht an, etwas für oder an Stelle der Kunden zu erledigen, sondern ich unterstütze sie dabei, ihren Weg zu finden. Das ist ein Paradigmenwechsel. Zu meinem Ansatz als Lobbycoach gehört also implizit auch, mich selbst tendenziell überflüssig zu machen. Oft bewirken ja Agenturen ungewollt das Gegenteil.

Sie wollen Managern die Kompetenz für den Dialog vermitteln: Wie hoch schätzen Sie den Bedarf ein - schließlich beauftragen CEOs Agenturen oft aus profanen Gründen, beispielsweise aufgrund fehlender eigener Netzwerke?

Der Bedarf ist generell hoch, wie ich aus vielfältigen eigenen Erfahrungen weiß. Die Frage wird sein, wie hoch die genannten CEOs den Gewinn an Überzeugungskraft durch Authentizität im Verhältnis zur aufgewendeten Zeit bewerten. Und Netzwerke nutzen natürlich den Unternehmern ungleich mehr, wenn es eigene, persönliche Kontakte sind und nicht die eines Beraters. Insofern lohnt sich eigenes Engagement der Manager nicht nur kurz-, sondern auch langfristig.

Gesetzt den Fall Unternehmensvertreter würden künftig tatsächlich häufiger selbst mit Politikern sprechen: Was würde das am Image des Lobbyismus ändern?

Zunächst geht es nicht nur um Unternehmen, sondern um alle, die politische Interessen haben. Das können also auch Berufsverbände, wissenschaftlich-technische Fachgesellschaften, Gewerkschaften oder Umwelt- oder Verbraucherorganisationen sein. Meine Wahrnehmung ist, daß das Negativimage von Lobbyisten für die Vertreter originärer Interessen deutlich weniger gilt. Schließlich erwarten Gewerkschaftsmitglieder von ihrer Gewerkschaftsführung die Vertretung ihrer Interessen, genauso wie die Belegschaft eines Unternehmens von der Unternehmensleitung das Eintreten für die Firma in existenziellen Fragen verlangt. Das Image wäre insofern besser, als die Interessenvertretung hier nur ein Teil der gesamten Tätigkeit ist, anders als beim professionellen Lobbyisten.

Dr. Hubert Koch ist als Inhaber der Dr. Koch Consulting e.K. Politik-, Kommunikations- und Verbandsberater.

Interview: Uwe Förster

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