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28.05.2015   News
Emilio Galli Zugaro: Abtritt eines PR-Zampanos
 
Fast zweieinhalb Jahrzehnte hat er das öffentliche Bild der Allianz-Gruppe maßgeblich mit geprägt, nun verabschiedet sich Emilio Galli Zugaro (im Foto mit seiner Nachfolgerin Sabia Schwarzer) von der großen PR-Bühne. Das Urteil über sein Wirken fällt ausgesprochen freundlich aus. Allein an der Selbstinszenierung des Italieners scheiden sich die Geister.
Nun also endet seine Ära, nach eigenem Bekunden vier Jahre später, als er es für sich selbst geplant hatte. Ende Oktober dieses Jahres wird Emilio Galli Zugaro nach beinahe einem Vierteljahrhundert an der Spitze der Allianz-Kommunikation abtreten. Mit ihm geht der dienstälteste Vertreter seiner Zunft von Bord. Intern wie extern wird dem 54-Jährigen für die geleistete Arbeit viel Lob, mindestens jedoch ehrlicher Respekt zuteil.
Hart, aber fair sei der gebürtige Neapolitaner gewesen, bilanzieren befragte Journalisten. „Das ist kein Trickser, der spielt keine Spielchen“, sagt einer. Und ein anderer sekundiert: „Soweit es ihm in seiner Position möglich ist, kämpft Galli Zugaro mit offenem Visier; jedenfalls lässt er einen nicht einfach auflaufen.“ Mithin gilt der scheidende Allianz-Konzernsprecher als überaus loyal, hoch professionell und extrem gut vernetzt.
Mit seinem italienischen Charme, besten Manieren und der ausnehmend respektvollen Art des Umgangs ist Galli Zugaro ein Menschenfänger. In Meetings etwa schafft er es immer wieder, die Teilnehmer genau da hin zu bringen, wo er will – und sie fühlen sich auch noch wohl damit und gut eingebunden. Die freundliche Fassade kann indes nicht überdecken, dass Galli Zugaro im Sinne der Sache stets machtbewusst wie kontrollwütig agiert.
Unter PR-Kollegen artikuliert sich regelrechte Bewunderung für seine sehr gründliche und auffallend systematische, fast schon wissenschaftliche Herangehensweise an das Thema Pressearbeit. Beispielhaft hierfür stehen die Einführung von Assessments für die Senior Communicators des Konzerns mit zertifizierten Abschlüssen sowie der Aufbau der „Allianz Communications Academy“ mit Aus- und Fortbildungsangeboten.
Schon zu Jahrtausendbeginn hat Galli Zugaro für alle Allianz-Manager ein Pflichtmodul in Kommunikation durchgesetzt. Sein Credo dabei: die Truppe befähigen, Kommunikation als Führungsinstrument einzusetzen. 2002 gründete er das Communication Steering Council, in dem neben den Chefs der Abteilungen Personal, Marketing, Investor Relations, Politik und Corporate Responsibility der Leiter des Vorstandsbüros und der Chefvolkswirt sitzen.
Zweifellos steht Galli Zugaro für die Öffnung eines Konzerns, der einst so verschlossen war wie eine Auster. Und er hat die Entflechtung der alten Deutschland AG (mit der Allianz als einem der Grundpfeiler) unter CEO Henning Schulte-Noelle erfolgreich kommuniziert. Auch Umbau und Strategieschwenk des Versicherers unter Schulte-Noelles Nachfolger Michael Diekmann moderierte Galli Zugaro überaus geschickt.
Kritik regt sich an der Beobachtung, der Italiener habe stets die Eigenvermarktung im Blick gehabt. Dazu zählte angeblich, sich selbst nachträglich für vakante Chefredakteursposten ins Spiel zu bringen. Auch die Darstellung, Diekmann habe ihn 2011 zum Weitermachen bekniet, verweisen Kundige ins Reich italienischer Märchen. Das Werk von Galli Zugaro schmälern solche Anwürfe nicht. Seiner Nachfolgerin stellt er ein großes Paar Schuhe hin. (bp)

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