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Jannis Johannmeier (Foto: Jan Duefelsiek)
19.11.2025   Wissen & Praxis
„Respekt und ein bisschen Schiss“
Jannis Johannmeier verzichtet auf Texter und will Kunden vor allem eins verkaufen: Ideen.
Die Zeiten, in denen Content King war, hält Jannis Johannmeier für längst vorbei. Zunächst seien durch die Digitalisierung große Teile der Mittel für die Produktion und Verbreitung von Inhalten für quasi jeden zu Flatrate-Tarifen zu haben. Nun folge der nächste Schritt: Inhalte-Erstellung durch KI, auf Knopfdruck, in Volumen und Varianten nahezu unbegrenzt, zu ganz geringen Kosten.
 
Der Co-Gründer der Trailblazers hat daraus Konsequenzen gezogen. In seiner Agentur gibt es seit Juni 2024 kein Text-Team mehr, drei Vollzeitstellen seien weggefallen. „Wir benötigen dieses Team an festen Mitarbeitenden jetzt nicht mehr, weil wir durch die Implementation von Sprachmodellen effizienter geworden sind“, sagt Johannmeier. „Die KI ist nicht perfekt, aber die Übersetzung von Gedanken in Text geht wesentlich schneller und mit guten Ergebnissen.“ Es zeige sich sehr klar, dass bestimmte Jobs und Tätigkeiten einfach wegfallen würden, wenn man sich als PR-Agentur passend aufstelle.
 
Die KI befeuere das Geschäftsmodell der Trailblazers, denn sie lenke den Blick auf das Wesentliche. „Es kommt mehr denn je darauf an, einzigartige Ideen zu entwickeln und Ergebnisse zu liefern, die nicht reproduzierbar sind. Wir verkaufen keine Zeit und keine Content-Mengen, wir verkaufen das, was nicht austauschbar ist“, sagt Johannmeier. „Und KI gibt uns mehr Freiraum, Zeit und Gedanken in Kreativität zu stecken, weil sie uns von vielen Standard-Tätigkeiten entlastet.“

Honorar nach Leistung
In seinen Äußerungen schwingt mit, dass er von Stunden- oder Tagessätzen nicht viel hält. Johannmeier: „Wir werden seit unserer Gründung vor allem nach Leistung honoriert.“ Das könne bedeuten, dass man für einen Kunden ein vereinbartes Ergebnis in kurzer Zeit realisiere, für einen anderen Kunden aber länger brauche als angenommen. „Das gleicht sich unterm Strich aus. Und deshalb rechnet sich das für uns“, sagt Johannmeier. „Trotzdem können wir natürlich auch auf Zeit abrechnen, wenn das von Kunden gewünscht wird.“
 
Er geht davon aus, dass der Agenturmarkt in fünf Jahren „radikal anders“ aussehen werde als heute. Er sei fasziniert angesichts des Fortschritts durch KI und freue sich über die bessere Performance seiner Agentur. „Ich habe aber auch Respekt bis hin zu ein bisschen Schiss, wenn man überlegt, dass wir technologisch erst am Anfang stehen. Unternehmerisch ist es aber ein herrliches Tag-1-Gefühl!“


Tipp: Bei diesem Artikel handelt es sich um einen Auszug aus dem aktuellen PR Report. Darin gehen wir der Frage nach, ob KI die Agenturen killt, und beleuchten anhand mehrerer Beispiele, wie Agenturen auf die Herausforderung durch KI reagieren. Außerdem darin:
 
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