Please wait...
News / "Kommunikation darf kein Zufallsprodukt sein"
Jana Lautenschläger (Foto: LMK)
09.10.2025   30u30
"Kommunikation darf kein Zufallsprodukt sein"
Nächste Runde unserer Nachwuchsinitiative #30u30. In diesem Jahr mit dabei: Jana Lautenschläger von der Agentur LMK.
Sexuelle Gewalt, Cyberangriffe: Jana Lautenschläger arbeitet in höchst schwierigen Feldern. "Sie entwickelt Kommunikationskonzepte, die Betroffene ernst nehmen, glaubwürdige Aufarbeitung ermöglichen und Organisationen helfen, langfristig Vertrauen zurückzugewinnen. Dabei wahrt sie stets die Balance zwischen Sensibilität und strategischer Handlungsfähigkeit", sagt Dirk Metz.

Für die Agentur Dirk Metz Kommunikation des früheren Sprechers von Roland Koch, einst hessischer Ministerpräsident, ist Lautenschläger seit 2021 tätig, aktuell als Geschäftsleiterin. Im Juli 2024 gründeten beide zudem die Agentur LMK.
_______________________________________________________________________________
 
Tipp: Schon angemeldet zum PR Report Camp 2025? Die wichtigste Groß-Veranstaltung für den Nachwuchs und für Young Professionals findet am 12. November (digital) und am 13. November (vor Ort in Berlin) statt. Mit dabei sind viele renommierte Top-Profis aus Agenturen und Unternehmen. Studis, Volos und Trainees können kostenlos am gesamten PR Report Camp teilnehmen!
_______________________________________________________________________________
 
Jana Lautenschläger im #30u30-Fragebogen

Die Arbeit in der Kommunikation reizt mich, weil …
 Kommunikation so viel mehr ist als nur die Wahl der richtigen Worte. Ein Gespür für Sprache ist wichtig, aber Kommunikation ist auch Ausdruck von Haltung. Besonders deutlich wird dies in der Krisenkommunikation hochsensibler Themen: Gerade hier zeigt sich, wie entscheidend nicht nur die klassischen Regeln der Krisenkommunikation sind, sondern wie wichtig es ist, gut zuzuhören, mögliche Reaktionen und Empfindungen des Gegenübers zu antizipieren und empathisch auf häufig vorhandene Ängste der Beteiligten einzugehen. Denn letztlich zählt nicht allein, was wir sagen, sondern vor allem, was beim Gegenüber tatsächlich ankommt – insbesondere dann, wenn Vertrauen und Glaubwürdigkeit auf dem Spiel stehen.

So erkläre ich anderen Menschen meinen Job: Ich begleite Organisationen und Menschen in Ausnahmesituationen und helfe ihnen, nicht zu stolpern, Hindernisse rechtzeitig zu sehen und Schritt für Schritt durch die Krise zu kommen. Ich höre zu, ordne, beruhige und helfe dabei, klar und respektvoll zu kommunizieren. Denn Kommunikation darf kein Zufallsprodukt sein, muss mögliche Reaktionen anderer Beteiligter antizipieren. Mit dem Blick von außen kann ich ruhig bleiben, wenn andere aus Betroffenheit verständlicherweise nervös werden. Dabei stehen strategisches Denken und Kommunizieren, aber auch Empathie und ein Gespür für die Menschen im Mittelpunkt.

Mein Vorbild in der Kommunikation: Ein Vorbild in diesem Sinne habe ich nicht – ich orientiere mich ungern nur an einer bestimmten Person. Stattdessen lasse ich mich lieber von unterschiedlichen Menschen mit ganz verschieden Fähigkeiten inspirieren. Besonders wenn diese authentisch sind und ihren eigenen Weg gehen.

Ich würde gerne mal ... wieder mehr Zeit für gesellschaftspolitisches Engagement haben und eine Initiative oder Kampagne starten, die sich kritisch und konstruktiv mit der Gestaltung digitaler Technologien und Medien auseinandersetzt. Mir geht es um die Frage: Wie können digitale Technologien so gestaltet werden, dass sie unsere Gesellschaft stärken – anstatt sie zu spalten?

Wir sollten hinterfragen, welche Werte unsere digitale Infrastruktur transportiert – und welche sie möglicherweise untergräbt. Denn Technologien bestimmen heute sehr stark, wie wir sprechen, fühlen, denken – oft, ohne dass wir es bewusst wahrnehmen. Sie beeinflussen unser Miteinander, unsere Kultur und auch die Frage, ob Empathie, Vertrauen und demokratischer Diskurs noch den nötigen Raum bekommen. Gleichzeitig sehen wir, wie Soziale Medien Radikalisierung begünstigen, indem sie extreme Inhalte belohnen, Echokammern verstärken und damit gezielt Misstrauen, Angst und Spaltung fördern.

Deshalb brauchen wir aus meiner Sicht neue Räume, in denen wir gemeinsam überlegen: Wie wollen wir künftig leben, kommunizieren und Entscheidungen treffen? Brauchen wir gesellschaftlich getragene Leitlinien für die digitale Zukunft – ein "digitales Grundgesetz"? Neue Standards für Plattformdesign, die Verantwortung stärker mitdenken? Und: Wessen Entscheidungen prägen eigentlich unsere Zukunft stärker – die von Tech-CEOs oder demokratisch gewählten Politikern? Wer gestaltet die Spielregeln unserer (digitalen) Welt – und in wessen Interesse?

Diese Fragen sind zentral – für unser Zusammenleben, für unsere demokratische Kultur, aber auch für unsere nationale Sicherheit in Zeiten von Cyber-Konflikten und einem immer schärfer werdenden Wettlauf um Aufmerksamkeit.

Mein Lieblings-KI-Tool ist ... GPT-4.5, weil es eine tolle Möglichkeit bietet Ideen auszutesten, Strategien kritisch zu hinterfragen, Blindspots in der eigenen Arbeit zu erkennen. KI ist für mich eine unverzichtbare Ergänzung, aber zugleich ein Werkzeug, dessen Ergebnisse immer durch eigenes kritisches Denken reflektiert und geprüft werden müssen.
 
Alle Porträts des aktuellen #30u30-Jahrgangs lesen Sie im PR Report


Exklusive und aktuelle Nachrichten aus der Kommunikationsszene gibt es jeden Mittwoch und Freitag in unserem Newsletter. Hier kostenlos abonnieren
 

Newsletter

Sie wollen immer auf dem Laufenden sein?

Magazin & Werkstatt