KI-generierte Falschmeldung bei Bild? Was Springer-Chef Mathias Döpfner dazu sagt.
Anfang Juni veröffentlichte Bild diesen Transparenzhinweis: "[... ] uns sind schwerwiegende journalistische Fehler in einem Artikel über einen Betrugsfall in einem Casino in Zürich (Schweiz) unterlaufen. Der Text wurde am 19. Mai 2025 auf bild.de veröffentlicht. Der Beitrag bezog sich auf eine Berichterstattung der Schweizer Zeitung Blick, verzerrte jedoch wesentliche Fakten, enthielt unzutreffende Informationen und falsch wiedergegebene Zitate. Hier hat ein Mitarbeiter klar gegen unsere journalistischen Standards und Arbeitsabläufe verstoßen. Wir bedauern dies zutiefst und haben den Text komplett depubliziert." Weiter betont die Springer-Zeitung: "Wir gehen transparent mit Fehlern um. Deshalb veröffentlichen wir diese Stellungnahme. Der Fall hat interne Konsequenzen."
Bei der Erstellung des Casino-Artikels soll nach Medienberichten KI im Einsatz gewesen sein.
Isabell Hülsen und Henning Hinze vom Manager Magazin greifen den Fall in ihrem aktuellen Interview mit Springer-Vorstandschef Mathias Döpfner auf und fragen ihn ganz direkt: "Offenbar schießt der eine oder andere beim Umgang mit KI allerdings über das Ziel hinaus: Ein Mitarbeiter hat Bild gerade eine Geschichte untergejubelt, die teilweise von künstlicher Intelligenz herbeifantasiert worden war."
Döpfner antwortet: "Da muss ich klar sagen: Das sind die Fehler, die ich am liebsten verzeihe! Wenn jemand aus zu viel Enthusiasmus und zu viel Begeisterung für die Möglichkeiten der künstlichen Intelligenz irgendwelchen Halluzinationen aufsitzt." Wichtig ist Döpfner allerdings, dass man diese Fehler dann schnell korrigiere und sich entschuldige.
Glaubwürdigkeit entsteht aus seiner Sicht nicht durch Fehlerlosigkeit, sondern durch den offenen Umgang mit Fehlern: "Bei uns muss sich keiner dafür rechtfertigen, dass er für Artikel, Präsentationen, Reden – was auch immer – künstliche Intelligenz genutzt hat. Rechtfertigen muss sich nur, wer sie nicht nutzt", stellt der Springer-Lenker klar.
Hülsen und Hinze kritisieren, dass mit solchen KI-generierten Falschmeldungen die Glaubwürdigkeit von Journalismus gefährdet würde. Döpfern pflichtet ihnen bei, dass sowas möglichst selten passieren sollte. "Wir geben mit einer journalistischen Marke ein Versprechen, dass wir alles getan haben, um die Richtigkeit dieser Information zu überprüfen", so der Medienmanager.
Ob die künstliche Intelligenz einen Fehler gemacht habe oder ein unkonzentrierter Kollege, sei aber völlig unerheblich. "Es ist unser Fehler. Auch diese Häme ist unangemessen, dieses 'Guck mal, da hat wieder die KI einen Fehler gemacht: haha!' Dieses Lachen wird sich gegen uns wenden."
Autor: Marc Bartl.
Dieser Artikel erschien zuerst auf kress.de.