Künstliche Intelligenz: Machen Sie es sich bequem. Aber bitte nicht zu sehr. Von Daniel Neuen, Chefredakteur PR Report.
Auch in der
neuen Ausgabe des PR Reports geht es auf vielen Seiten um Künstliche Intelligenz. Bei unseren Veranstaltungen, an den Verkaufszahlen des Magazins und in Gesprächen merken wir: Mehr als zwei Jahre
nach dem „Urknall“ (Miriam Meckel), der Veröffentlichung von Chat GPT, ist das Interesse an dem Thema weiter riesig. Wobei Perspektive und Gemütslage bei vielen zwischen Faszination und Furcht schwanken.
Es tut sich auch nach wie vor in dem Bereich eine ganze Menge, die Use Cases in der Unternehmenskommunikation werden zahlreicher. Diesmal haben wir mehrere Fallbeispiele zusammengetragen. Aus großen Konzernen wie der Lufthansa und Boehringer Ingelheim. Und aus kleineren Organisationen wie einem Museum und Universitätskliniken.
Unsere Titelgeschichte widmet sich Clariant. Das Chemieunternehmen ist besonders experimentierfreudig, hat viele KI-Projekte laufen. Kommunikationschef Kai Rolker gewährt einen tiefen Blick in seinen Maschinenraum. Und macht Mut: „Durch die Digitalisierung und jetzt durch KI steigt die Bedeutung von PR und Kommunikation.“
Wer macht das Rennen?Außerdem beschäftigen wir uns mit KI-Plattformen und -Dialogsystemen. Fischer-Appelt und andere Agenturen, aber auch einige Unternehmen nutzen diese Universal-Tools. Der Vorteil: Sie erlauben einen einfachen Zugriff auf verschiedene Sprachmodelle wie beispielsweise von Open AI (Chat GPT) und Anthropic (Claude), je nach Aufgabe und Stärke. Wie das funktioniert, beschreiben wir anhand von vier Beispielen.
Dahinter steckt auch die Strategie, sich nicht auf ein einziges Sprachmodell festzulegen. Denn derzeit ist offen, welche Systeme in Zukunft führend sein werden. Sind es die der bekannten Tech-Giganten aus den USA? Und welche davon? Sind es Herausforderer aus China wie Deepseek? Oder andere Anbieter, die wir noch gar nicht auf dem Schirm haben?
Die damit verbundenen Fragen reichen natürlich ganz weit über die Kommunikationsbranche hinaus. In jedem Fall ist die Haltung vernünftig, sich nicht zu sehr auf ein bestimmtes Tool zu verlassen. Genauso wenig wie auf die Technologie generell. Trotz aller Versprechen und Hoffnungen, dass KI uns das Leben und die Arbeit einfacher machen könnte. Teilweise werden diese bereits eingelöst, wie die Fallbeispiele in dieser Ausgabe zeigen.
Allerdings: Je besser die Technologie, je leistungsfähiger KI-Assistenten und KI-Agenten, desto größer wird womöglich die Gefahr, in die Falle unserer eigenen Bequemlichkeit zu tappen.
Möglichst unabhängig bleibenWer nur noch KI-generierte Zusammenfassungen konsumiert, statt wichtige Inhalte selbst zu ergründen, dürfte es nicht nur schwer haben, argumentative Sattelfestigkeit zu entwickeln und bei Widerspruch zu bestehen. Er dürfte auch den Output einer KI kaum verlässlich prüfen und beurteilen können.
Wer nie gelernt hat, professionell zu schreiben und mit Sprache reflektiert umzugehen, dürfte sich schwer damit tun, die KI-generierte Rohfassung eines Textes anzureichern und zu veredeln. Und er dürfte seine Probleme damit haben, Worte und Botschaften zielgerichtet zu formulieren.
„KI wird Dich nicht ersetzen. Eine Person, die KI nutzt, wird es.“ Diesen Spruch haben wir in den vergangenen beiden Jahren zigfach gehört. Ich würde ihn um einen Halbsatz erweitern: „KI wird Dich nicht ersetzen. Eine Person, die KI nutzt, aber auch das Selberdenken und Selbermachen beherrscht, wird es.“
Tipp: Die neue Ausgabe des PR Reports ist als Print-Magazin und E-Paper in unserem Online-Shop erhältlich.