Weltweit 53 Prozent der Frauen in Kommunikationsjobs sind an ihrem Arbeitsplatz belästigt worden. Das ergab der "Annual Index 2023" des Netzwerks Global Women in PR. Wie die deutsche GWPR-Vorsitzende Cornelia Kunze die Studie einordnet.
42 Prozent der Frauen, die angeben, belästigt worden zu sein, haben der Umfrage zufolge Mobbing-Erfahrungen machen müssen. In Deutschland sind es mit 33 Prozent etwas weniger. Am zweithäufigsten gaben die Befragten Machtmissbrauch (39%) an. Darunter fallen Überforderung, Beanspruchung der persönlichen Zeit und überlange Arbeitszeiten (Deutschland: 28%). Am dritthäufigsten wurde die persönliche Belästigung genannt.
Die Erhebung fand laut GWPR auf Basis einer von der Marktforschungsagentur Opinium entworfenen Online-Umfrage statt. Insgesamt 560 PR-Frauen aus 35 Ländern beteiligten sich daran. Die Kommunikatorinnen aller Hierarchiestufen sind zu gleichen Teilen in Agenturen und Unternehmen beschäftigt. Zehn Prozent der Befragten sind Freelancer.
Etwa ein Drittel derjenigen, die über Belästigungen oder Schikanen berichten, haben entweder ihre Organisation verlassen oder wurden dazu gedrängt, sie zu verlassen. Die meisten Frauen, die Belästigungen erfahren haben, sind in mittleren oder höheren Positionen tätig.
Weitere Ergebnisse:
- Kinder oder pflegebedürftige Angehörige zeigten sich als das größte Hindernis für den Aufstieg von Frauen in Führungspositionen. Weltweit gaben 87 Prozent der Befragten dies an. In Deutschland stimmten sogar 93 Prozent dieser Aussage zu.
- 76 Prozent sind der Ansicht, dass flexible Arbeitsbedingungen und familienfreundliche Maßnahmen fehlen.
- Eine Mehrheit der befragten Frauen, die in Agenturen arbeiten, gab an, dass sie sich nicht vorstellen könne, im Alter von mehr als 50 Jahren in der Agentur zu bleiben. Viele wollen ins Unternehmen wechseln, eine eigene Beratungsfirma gründen oder aus dem Berufsleben ausscheiden.
"Die Ergebnisse in Deutschland liegen auf demselben Niveau wie die globalen Durchschnittswerte. Schikanen und Belästigungen scheinen hierzulande jedoch weniger an der Tagesordnung zu sein", kommentiert Cornelia Kunze, Erste Vorsitzende von GWPR Deutschland und I-sekai-Inhaberin, die Umfrageergebnisse.
"Wir nehmen dieses Stimmungsbild ernst, auch wenn mittlerweile mehr Führungspositionen an Frauen vergeben werden. Die wahrgenommenen Belastungen und Diskriminierungen sind auch im Kontext unseres kulturellen Umfelds zu sehen. Es gab sehr viele Herausforderungen und Veränderungen in den letzten Jahren. Frauen sehen, dass die Doppelbelastung für sie nicht abgenommen hat.“
Der "Jahresindex 2023" ist auf
globalwpr.com zu finden.
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