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News / Die KI, der Pudel und der Kern
Emilio Galli Zugaro (Foto: Oliver Soulas)
07.07.2023   Kolumne
Die KI, der Pudel und der Kern
Maschinen lernen, aber kann man ihnen vertrauen? Eine Kolumne von Emilio Galli Zugaro.
Jürgen Martin, fordernder CEO, will weiter über Künstliche Intelligenz reden, ihm reichte die vorige Session nicht. Die von Chat GPT in die breite Öffentlichkeit getragene Debatte über KI hat ihm einige heftige Diskussionen mit seinem Tandem an der Spitze der Unternehmenskommunikation eingebracht. Sie wollen mehr Ressourcen, um KI mehr zu nutzen.
 
Auf Martins „Warum-eigentlich?“-Frage kam die Antwort, dass besonders generative Sprachmodelle viel Arbeit abnehmen könnten, vor allem bei der Suche nach Wissen und Geschichten aus dem Unternehmen, die man der Öffentlichkeit präsentieren kann. Ihm leuchtet nicht ein, warum seine PR-Leute ein Mittel einsetzen wollen, das Ressourcen spart (absolut legitim!), aber dafür mehr Ressourcen haben möchten. Das Argument, „dass sie noch fehleranfällig ist“, heiße doch, dass KI eben nicht den Menschen ersetze.
 
Wir gehen also noch mal das Konzept durch, dass die richtige Mischung aus Daten, deren Einsatz und der menschlichen Qualitätskontrolle die besten Ergebnisse erzielt. Ich brauche nicht weit auszuholen, die wesentlichen Punkte hat er drauf: KI helfe der Kommunikation, effizient und zielgerichtet Inhalte aus der Firma an die Oberfläche zu bringen und sie für Reputationsmanagement, Thought Leadership und mehr einzusetzen.
 
Das führe zu mehreren Fragen: Was will das Unternehmen kommunizieren? Über welche Kanäle erreicht es seine Stakeholder? Wie steht es um die sachliche Korrektheit KI-generierter Inhalte? Was ist mit Daten- und Urheberschutz? Und vor allem: Warum sollte es Inhalte und Wissen teilen? Reputation? Marketing? Positionierung als Arbeitgeber? Beflügelung des Börsenkurses? Oder will das Unternehmen sein Wissen zur Verfügung stellen, um an der Lösung gesellschaftlicher Herausforderungen zu arbeiten?
 
Martin findet das alles ganz animierend. Die Auseinandersetzung mit seinen Kommunikationsprofis bringe wichtige Fragen auf und dafür sei sie schon lohnenswert. Und erst müsse man über diese Fragen Klarheit haben, bevor man sich in irgendeine KI-Lösung verliebe.
 
Ja ja, er habe auch schon gehört, dass „da draußen“ über Comm-Tech geredet werde. Eine alte Studienkollegin hat ihm gesteckt, dass sogar ein respektables Traditionshaus wie die Munich Re eine Abteilung für digitale Kommunikation betreibe, die sich mit Technologien und Trends von morgen und deren Einführung befasse. Es soll auch andere geben.
 
Neue Technik, alte Frage
„Also alles paletti?“, frage ich ihn. Martin druckst rum. Für ihn höre sich das alles zu einfach an. Der KI-Guru Geoffrey Hinton habe doch bei Google gekündigt und vor den Risiken von Machine Learning gewarnt. Man könne durch KI täuschend echte Lügen als Fakten in die Welt setzen und die Wahrheit wäre nicht mehr zu erkennen.
 
Damit sind wir bei Pudels Kern: Sie können doch die Lügen zumindest für Ihr Unternehmen richtigstellen, dafür haben Sie doch die Kommunikation, provoziere ich. Ja, seufzt Martin: „Wenn die Öffentlichkeit uns das auch abnimmt, was wir behaupten.“ Recht hat der CEO, ich kann nichts hinzufügen.
 
Womit wir wieder am Anfang unseres Coaching-Zyklus sind: Wie bauen Unternehmen belastbares Vertrauen bei den Stakeholdern auf? Jetzt auch mit Blick auf KI. Martin sagt: „Um die Vertrauensbildung kommen wir nicht herum. Das hat nicht nur mit den Risiken der KI zu tun. Aber wie macht man das noch mal, Vertrauen herstellen?“ Die Zeit ist um, das müssen wir ein anderes Mal besprechen.


Unser Kolumnist Emilio Galli Zugaro begrüßt, dass die Diskussion um KI uns auf die Basics guter Unternehmensführung zurückführen kann ... tut sie aber leider nicht oft genug. Das zumindest erfährt er als Coach, Trainer und Berater. So ist diese Kolumne zwar von A bis Z erfunden, aber nicht realitätsfern …
 

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