Was Medientrainer Nikolai Behr rät. Und wie der Korken einer Weinflasche helfen kann.
In meiner Arbeit als Medientrainer und Führungskräfte-Coach bereite ich immer wieder Managerinnen und Manager auf Podcasts vor. Das Besondere bei diesem Medium ist die Konzentration auf das Hörbare – ungewöhnlich in der heutigen Multimedia-Welt.
Die Regeln des guten, alten Radios gelten auch für Podcasts: Wer spricht, muss das Visuelle durch ein mitreißendes Stimmerlebnis ersetzen, mit O-Tönen und bildreichen Darstellungen die Fantasie der Hörerschaft anregen. Hier kommen ein paar Empfehlungen, wie Ihnen das gelingt.
Der KörperDie Körpersprache des Hosts ist nicht zu sehen. Aber Achtung: Man kann sie hören! Wenn die Podcasterin oder der Podcaster vor dem Mikrofon zusammengerollt lümmelt, hören wir das. Wir hören auch, wenn die Person eine gute Körperspannung hat und ihren Resonanzraum voll nutzt.
Deshalb sehen wir uns beim Training zunächst die Körperhaltung am Aufnahmeort an und machen Haltungsübungen.
Tipp: Exklusives und Aktuelles aus der Kommunikationsszene gibt es in unserem Newsletter. Jetzt kostenlos abonnieren.
Dabei gilt: Stehen ist besser als sitzen – die Körpersprache ist natürlicher, das überträgt sich auf Sprache und Stimme. Scheidet Stehen aus, weil der Podcast zu lange dauert oder der Aufnahmeort das nicht zulässt, sollten die Podcasterin oder der Podcaster darauf achten, nur ganz vorne auf der Stuhlkante zu sitzen, den Oberkörper aufrecht und leicht nach vorne gebeugt zu halten. So können sie frei atmen und ihr volles Lungenvolumen nutzen. Das sorgt für eine deutlich bessere Stimme.
Die StimmeAuch die richtige Atmung und einige Übungen machen die Stimme besser. Unter anderem kommt es auf die Tonlage an. Die meisten von uns sprechen vor allem bei „Situationen im Rampenlicht“ unnatürlich höher als bei einer entspannten Unterhaltung. Am Mikrofon müssen wir die Tonlage treffen, die wir auch bei einem Gespräch am Kaminfeuer haben – unsere Storytelling-Stimme.
Eine relativ bekannte Übung für eine klare Aussprache ist die Korkenübung: Dabei lassen wir unsere Kunden einen beliebigen, mindestens zweiseitigen Pressetext laut vorlesen. Das Ganze nehmen wir mit Kamera oder Smartphone auf. Dann nimmt der Kunde oder die Kundin einen Weinkorken längs zwischen die oberen und unteren Schneidezähne, sodass der Großteil des Korkens aus dem Mund heraussteht.
Wir bitten die Person, denselben Text mindestens dreimal laut vorzulesen und „um den Korken herum“ zu sprechen (das zeichnen wir natürlich nicht auf). Die Zungen- und die Gaumenmuskulatur werden bei dieser Übung gekräftigt. Das sorgt für eine präzisere Aussprache. Anschließend machen wir wieder eine Aufnahme. Erneut liest die Person den Text laut vor. Ohne Korken.
Danach vergleichen wir Aufnahme eins (vor der Korkenübung) mit Aufnahme zwei (nach der Korkenübung). In 99 Prozent der Fälle ist die Aussprache nun deutlich akzentuierter und verständlicher. Und das ist bei Podcasts genauso entscheidend wie im Radio. Denn wir sehen die Person, ihre Lippen und Mimik nicht, um das Gesprochene besser zu verstehen.
Bei diesem Text handelt es sich um einen Auszug aus der PR-Werkstatt "Podcasts in der PR II. Wie moderne Audio-Formate gelingen". Darin gibt es nicht nur weitere Tipps von Nikola Behr, sondern eine ganze Fülle von Empfehlungen zu Audio-Storytelling, -Strategien und Vermarktung.