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Eva Bauer (Foto: MC Services/Tatiana Kurda)
31.10.2022   Karriere
"Im Homeoffice bleibt man leicht außen vor"
Welche Folgen haben Krieg und Krise für den PR-Arbeitsmarkt? Was ist der größte Fehler, den Young Professionals machen können? Woran erkennt man einen miesen Chef? Eva Bauer, Executive Director der MC Services AG, antwortet im Karriere-Fragebogen.
Krieg, Krise, Inflation, die drohende Rezession und die noch nicht überwundene Pandemie: Welche Folgen hat das alles absehbar für den Arbeitsmarkt in PR und Kommunikation, besonders für Berufs-Einsteigerinnen und -Einsteiger sowie Young Professionals?
Natürlich geht auch an uns die allgemeine Unsicherheit nicht spurlos vorbei. Trotzdem blicken wir optimistisch in die Zukunft. MC Services ist eine Public-Relations- und Investor-Relations-Agentur mit klarem Branchenschwerpunkt auf die Gesundheitsindustrie. Unsere Erfahrung zeigt bislang, dass hochspezialisierte Agenturen wie wir, die sich auf zukunftsweisende Branchen fokussieren, ein krisensicheres Geschäftsmodell haben. Aber auch als inhabergeführte Agentur gehen wir jetzt noch bedachter an unsere Planung heran. Wir tragen schließlich die Verantwortung für unser Team, und die nehmen wir sehr ernst!

Welche Fähigkeiten/Qualifikationen sind vor dem beschriebenen Hintergrund besonders gefragt?
Unsere Kunden kommen überwiegend aus den Bereichen Biotechnologie und Life Sciences. Häufig beraten wir kleinere Unternehmen, deren Produkt bis zur Markteinführung noch einen weiten Weg vor sich hat. Sie arbeiten an wissenschaftlich sehr spannenden neuen Ansätzen – und deswegen ist neben einer ausgeprägten Leidenschaft für Kommunikation ein grundlegendes Interesse, gerne auch fundiertes Wissen, aus den Bereichen Medizin und Biologie sehr willkommen. Aber auch Know-how im Bereich von Risikokapital und Finanzierung kann von Vorteil sein, denn es geht für unsere Kunden regelmäßig darum, neue Finanzmittel zu erschließen. Das Aufgabenspektrum, das wir für unsere Kunden abdecken, ist sehr breit und reicht von klassischer Unternehmenskommunikation über Wissenschafts-PR, Medienstrategien für klassische und Soziale Medien bis zur Finanzkommunikation. Junge Kollegen, die Freude an Herausforderungen und wechselnden Themen haben, sind im Vorteil. Denn es geht auch mal stressig zu und erfordert Flexibilität – aber wer Abwechslung mag, hat Spaß!

Der größte Fehler, den Berufsanfänger/Young Professionals in der Kommunikation machen können, ist, zu schnell zu viel wollen. Mir tut es leid, wenn junge Kollegen ihre eigene Entwicklung – die ja gerade im Traineeship oft rasant ist – nicht würdigen und deswegen unzufrieden sind. Kommunikation braucht Erfahrung, gerade in kritischen und beratungsintensiven Situationen. Da kann man sich viel von Kollegen abschauen, die schon länger dabei sind.

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Tipp: Was braucht es, um in der Kommunikation erfolgreich zu sein?
Auch in diesem Jahr gibt es die wichtigste Groß-Veranstaltung für den Nachwuchs und für Young Professionals: vom 2. bis 4. November findet das PR Report Camp statt – digital und vor Ort in Berlin. Mit dabei sind viele renommierte Top-Profis aus Agenturen und Unternehmen. Auch von MC Services.
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Mit Blick auf den Nachwuchs/Young Professionals: Wo/bei welchen Kompetenzen sehen Sie die größten Defizite?
Ich würde es nicht Defizit nennen, aber eine wiederkehrende Herausforderung bei uns ist, alle Anforderungen inhaltlich und organisatorisch unter einen Hut zu bekommen. Das geht an manchen Tagen selbst den erfahrenen Kollegen so. Unsere Kunden sind meist kleine, agile Unternehmen, die sehr rasch Entscheidungen treffen. Organisationstalente sind zwar im Vorteil, aber es ist mindestens genauso wertvoll, Rat annehmen zu können und zu lernen, wie man geschickt priorisiert. Erfolgsfaktoren sind neben guter eigener Zeiteinteilung, sich abzusprechen und aufeinander verlassen zu können, weil jeder seinen Teil zuverlässig erledigt.

Nach den Erfahrungen durch zweieinhalb Jahre Pandemie: Brauchen Kommunikationsabteilungen und -Agenturen/-Dienstleister noch Büros – und wenn ja wofür?
Unbedingt, auch wenn das nicht bedeutet, dass jeder immer im Büro sein muss: wir haben auch vor der Pandemie schon flexibel gearbeitet. Aber die Mischung muss stimmen. Denn für den informellen Austausch ohne extra anberaumte Meetings ist das Arbeiten im Büro unersetzbar. Das Wichtigste aus meiner Sicht ist, dass man aktuelle Entwicklungen und Diskussionen hautnah mitbekommt. Im Homeoffice bleibt man leicht außen vor. Inspiration und voneinander zu lernen sind weitere Stichworte, die mir einfallen: Ganz wichtig für den Anfang finde ich, sich abzuschauen, wie erfahrene Kollegen im Lauf eines Tages mit sich verändernden Prioritäten umgehen und ihren Arbeitsalltag (um-)organisieren und Querverbindungen zwischen verschiedenen Kunden und Projekten ziehen. Auch ich lasse mich gerne zu neuen Lösungen und Ideen inspirieren, wenn ich mitbekomme, wie Kollegen eine Fragestellung für ihre Kunden angehen. Voneinander lernen ist durch unser vielfältiges Aufgabenspektrum gut etabliert bei MC Services: Immerhin arbeiten Kollegen mit unterschiedlichem Hintergrund – Kommunikation und Journalismus, Natur- und Wirtschaftswissenschaften – täglich zusammen, wobei es natürlich wichtig ist, dass sich jeder in die für ihn fachfremden Bereiche gründlich einarbeitet. Dabei wird niemand alleingelassen und es hilft, wenn man mal schnell eine Idee mit den Kollegen diskutieren kann. Entscheidend ist für uns auch die soziale Komponente: Es macht einfach Spaß, die Kollegen zu sehen, sich beim gemeinsamen Mittagessen zu unterhalten und gemeinsam zu feiern. Persönliche Treffen, auch standortübergreifend im Rahmen unserer Team-Meetings, haben wir in der Pandemie sehr vermisst – und auch wenn wir uns große Mühe gegeben haben, auch virtuell Raum für den informellen Austausch zu schaffen: es war einfach nicht das Gleiche.

Die wichtigste Frage, die Sie in jedem Bewerbungsgespräch stellen: Fragen, die zeigen, ob sich die Bewerberin oder der Bewerber mit MC Services beschäftigt hat. Zum Beispiel: "Wissen Sie, wie der Dax heute steht?" Oder: "Wofür wurde der Medizin-Nobelpreis vergeben?"

Eine Bewerberin/ein Bewerber fragt Sie: "Warum werde ich bei Ihnen beruflich glücklich?" – was antworten Sie?
Weil bei uns anspruchsvolle Zukunftsthemen mit Purpose, strategischer Herausforderung und beruflicher Perspektive zusammenkommen. Einige unserer Kollegen sind schon seit über zehn Jahren bei uns, haben zum Beispiel als Trainee angefangen und sind heute in führenden Positionen oder Partner. Und wir haben ein großartiges Team, das sich gut versteht und Hand in Hand arbeitet.

Wenn Sie heute 25 Jahre alt wären, würde ... ich mich genau informieren, welche Möglichkeiten und beruflichen Laufbahnen es abseits der vorgegebenen Wege gibt – und zwar kontinuierlich ab dem Punkt, wo ich beginne, mir zu überlegen, was ich beruflich gerne tun würde, was meine Interessen gut widerspiegelt.

Mit dem Wissen von heute: Nach welchen Kriterien würden Sie Ihren ersten Arbeitgeber auswählen?
Jeden Arbeitgeber, nicht nur den ersten, würde ich danach auswählen, ob ich etwas Neues lernen und mich weiterentwickeln kann. Meine Arbeit muss mich interessieren, jeden Tag wieder, denn nichts ist tödlicher für die Motivation als Langeweile oder Desinteresse. Schließlich verbringt man etwa die Hälfte des wachen Tages mit seiner Arbeit. Bei den ersten Stellen würde ich außerdem sehr darauf achten, dass ich viele Einblicke bekomme. Unsere Trainees haben immer erfahrene Kollegen als feste Ansprechpartner, bei denen sie das tägliche Geschäft mitverfolgen können und von denen sie Schritt für Schritt lernen können.

Einen miesen Chef/eine miese Chefin erkennt man an ... unter anderem daran, dass man auf sich allein gestellt ist, mit unklaren Aufgaben und Erwartungen. Das gilt vor allem, wenn man selbst noch keine oder nur wenig Erfahrung hat. Eine gute Einarbeitung ist nach meiner Erfahrung ein zentraler Erfolgsfaktor im neuen Job. Voneinander zu lernen ist genauso wichtig, wie die Erwartungen und Anforderungen zu kennen – und die sollte ein guter Chef unbedingt vermitteln. Neben einer offenen und vertrauensvollen Arbeitsatmosphäre und vielen anderen Dingen, die gute Chefs auszeichnen, natürlich.

Welches Buch sollten Kommunikationsprofis unbedingt gelesen haben?
Ich finde es wichtig, dass Kommunikationsprofis vielseitig interessiert und aufgeschlossen sind, dass sie Anregungen aufnehmen und in andere Bereiche übertragen können. Dazu ist es wichtig, sich aus vielen Kanälen aktuell zu informieren – aber ohne, dass ich hier ein bestimmtes Buch, eine Webseite oder ein Magazin im Kopf hätte. Eine gute Tageszeitung finde ich aber ein Must!
 
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