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Matthias Poth (Foto: Covestro)
21.10.2022   Karriere
"Keine Angst vor Fehlern"
Welche Folgen haben Krieg und Krise für den PR-Arbeitsmarkt? Was ist der größte Fehler, den Young Professionals machen können? Woran erkennt man einen miesen Chef? Matthias Poth, PR-Chef von Covestro, antwortet im Karriere-Fragebogen.
Krieg, Krise, Inflation, die drohende Rezession und noch nicht überwundene Pandemie: Welche Folgen hat das alles absehbar für den Arbeitsmarkt in PR und Kommunikation, besonders für Berufs-Einsteigerinnen und -Einsteiger sowie Young Professionals?
Wir leben aktuell in einer Zeit der Unsicherheit und Ungewissheit, die neue Anforderungen an die Unternehmenskommunikation stellt. Dadurch steigt auch die Bedeutung der Kommunikationsfunktion, denn es gilt, aktuelle Entwicklungen ins große Ganze einzuordnen und einen klaren Kurs vorzugeben. Dazu gehört zum Beispiel, Mitarbeitenden Sicherheit zu geben, die Strategie zu erklären und gleichzeitig Transparenz gegenüber allen Stakeholdern zu schaffen. Aus meiner Sicht ist Haltung mehr gefragt denn je.

Welche Fähigkeiten/Qualifikationen sind vor dem beschriebenen Hintergrund besonders gefragt?
Für eine gezielte Stakeholderansprache ist es ungemein wichtig, verschiedene Perspektiven einnehmen zu können. Das wiederum erfordert Empathie und die Fähigkeit, zuzuhören.

Der größte Fehler, den Berufsanfänger/Young Professionals in der Kommunikation machen können, ist, nicht mutig genug zu sein und sich nicht auf das eigene Urteilsvermögen zu verlassen. Unternehmen haben die Neueinsteigerinnen und Neueinsteiger ausgewählt, da sie ihnen viel zutrauen. Das sollten Berufsanfängerinnen und Berufsanfänger nutzen, um Bestehendes zu hinterfragen und neue Impulse einzubringen.

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Tipp: Was braucht es, um in der Kommunikation erfolgreich zu sein?
Auch in diesem Jahr gibt es die wichtigste Groß-Veranstaltung für den Nachwuchs und für Young Professionals: vom 2. bis 4. November findet das PR Report Camp statt – digital und vor Ort in Berlin. Mit dabei sind viele renommierte Top-Profis aus Agenturen und Unternehmen. Auch von Covestro.
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Mit Blick auf den Nachwuchs/Young Professionals: Wo/bei welchen Kompetenzen sehen Sie die größten Defizite?
Generell bin ich der Meinung: Fehler gehören dazu, egal, auf welcher Karrierestufe man sich befindet. Deshalb sollte man keine Angst vor Fehlern haben, denn sie helfen bei der persönlichen Weiterentwicklung. Manchmal ist der Nachwuchs etwas ungeduldig, aber das ist kein neues Phänomen. Wenn man eine Chance bekommt, dann sollte man sie ergreifen. Und Geduld mitbringen, wenn diese Möglichkeit vielleicht nicht innerhalb der ersten sechs Monate kommt. Defizite erlebe ich teilweise bei der Kompetenz prägnante Texte und Reden zu verfassen, die Stakeholder emotional abholen.  

Nach den Erfahrungen durch zweieinhalb Jahre Pandemie: Brauchen Kommunikationsabteilungen und -Agenturen/-Dienstleister noch Büros – und wenn ja wofür?
Die Pandemie hat gezeigt, dass flexibles Arbeiten funktioniert und die Produktivität und Zufriedenheit der Mitarbeitenden steigern kann. Büros haben für mich aber weiterhin ihre Daseinsberechtigung, mehr noch: Sie haben eine hohe Bedeutung fürs Teambuilding. Büros sind ein Ort für Kreativität, Austausch und Brainstorming. Ein gemeinsamer Ort ist wichtig, um ein Zugehörigkeitsgefühl und Verständnis für ein gemeinsames Ziel zu entwickeln und Verbindungen innerhalb der Teams aufzubauen.

Die wichtigste Frage, die Sie in jedem Bewerbungsgespräch stellen, lautet: "Wie sieht der Berufsalltag aus, der Sie abends zufrieden nach Hause gehen und morgens motiviert aufstehen lässt?"

Eine Bewerberin/ein Bewerber fragt Sie: "Warum werde ich bei Ihnen beruflich glücklich?" – was antworten Sie?
"Weil Sie den Raum und die Rückendeckung bekommen, sich in einem erfolgreichem Team frei zu gestalten und ihre Fähigkeiten optimal einzusetzen."

Wenn Sie heute 25 Jahre alt wären, würden Sie … viel stärker politisch aktiv werden - weniger kommentieren und stärker engagieren.

Mit dem Wissen von heute: Nach welchen Kriterien würden Sie Ihren ersten Arbeitgeber auswählen?
Entscheidend ist für mich die Unternehmenskultur, denn sie bestimmt das Miteinander in einer Firma und für welche Werte das Unternehmen einsteht. Dass die Vision des Unternehmens nachhaltig die essenziellen gesellschaftlichen, wirtschaftspolitischen und ökologischen Themen angeht, ist für mich ebenfalls wesentlich. Und damit einhergehend die Glaubwürdigkeit der Strategie und die Möglichkeit, mitzugestalten. Sind diese Kriterien erfüllt, weiß ich, dass ich meine Arbeit als sinnstiftend erachte. Das macht am Ende den Unterschied und motiviert mich jeden Tag aufs Neue. Das Schöne ist, dass "mein Wissen von heute" bereits Allgemeinwissen bei den Berufseinsteigerinnen und Berufseinsteigern ist. Für die nachkommenden Generationen zählen heute Gestaltungsspielraum, Spaß am Beruf und ein gutes Arbeitsklima. Sie legen viel mehr Wert auf Purpose als die Generationen zuvor.

Der schlechteste Rat, den Sie je bekommen haben, war: Entscheide dich für den Job, der besser bezahlt ist.

Die wichtigste Mentorin/der wichtigste Förderer in Ihrer Laufbahn war: Ich hatte das große Glück, viele in unterschiedlichen Situation zu haben – daher möchte ich keine Einzelperson hervorheben, sondern mich bei allen bedanken. Ich konnte mich in allen Stationen meines Berufslebens weiterentwickeln und nehme das Thema "Mentoring" sehr ernst und engagiere mich selbst in den verschiedensten Funktionen, um ein guter Mentor für junge Leute zu sein.

Einen miesen Chef/eine miese Chefin erkennt man an ... der fehlenden Unterstützung für das Team. Mitarbeitende können sich nur entfalten und Höchstleistung bringen, wenn sie echtes Vertrauen und Rückendeckung bekommen.

Welches Buch sollten Kommunikationsprofis unbedingt gelesen haben?
Mittlerweile fast schon ein Klassiker: "Thinking, Fast and Slow" von Daniel Kahnemann. In seinem Buch erklärt Kahnemann die beiden Systeme, die unser Denken steuern. System Eins ist schnell, intuitiv und emotional. System Zwei ist langsamer, überlegter und logischer. Sehr spannendes und erkenntnisreiches Buch, das zum Nachdenken anregt.

Welche Netflix-Serie sollten Kommunikationsprofis unbedingt gesehen haben?
Bei "The Newsroom" handelt es sich zwar nicht um eine Netflix-Produktion, aber die Serie ist spannend und gut gemacht. Sie zeigt den Alltag der Nachrichtenredaktion eines fiktiven US-Fernsehsenders und gibt einen spannenden Einblick in den Journalismus.

Welchem Social-Media-Kanal sollten Kommunikationsprofis unbedingt folgen und warum?
Ich denke, es gibt nicht den einen Kanal oder die eine Person, denen gefolgt werden muss. Es geht um Vernetzung, um Austausch. Natürlich mit der eigenen Peergroup, den Kommunikatorinnen und Kommunikatoren. Gerade Social Media eignen sich sehr gut dafür, Impulse mitzubekommen und Trends zu antizipieren.
 
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