Please wait...
News / "Der größte Fehler ist, nur nach dem Namen eines Arbeitgebers zu gehen"
Edith Stier-Thompson (Foto: dpa)
22.10.2022   Karriere
"Der größte Fehler ist, nur nach dem Namen eines Arbeitgebers zu gehen"
Welche Folgen haben Krieg und Krise für den PR-Arbeitsmarkt? Was ist der größte Fehler, den Young Professionals machen können? Edith Stier-Thompson, Geschäftsführerin von News Aktuell, antwortet im Karriere-Fragebogen.
Krieg, Krise, Inflation, die drohende Rezession und noch nicht überwundene Pandemie: Welche Folgen hat das alles absehbar für den Arbeitsmarkt in PR und Kommunikation, besonders für Berufs-Einsteigerinnen und -Einsteiger sowie Young Professionals?
Grundsätzlich gehören PR und Kommunikation – aber insbesondere auch das Marketing – zu den Bereichen, in denen in wirtschaftlich schwierigen Zeiten zuerst die Budgets gekürzt werden. Das bedeutet aber nicht zwingend, dass das direkt auch personelle Konsequenzen hat. Schließlich gibt es auch erstmal einige andere finanzielle Stellschrauben, an den gedreht und gespart werden kann. Hinzu kommt, dass gerade in kritische Zeiten professionelle Kommunikation wichtig ist. Insofern sehe ich für Young Professionals in unserer Branche keine direkten Auswirkungen. Natürlich sollte man bei der Wahl des Arbeitgebers aber die aktuellen wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Herausforderungen berücksichtigen und versuchen, bei einem Unternehmen oder einer Agentur mit einer soliden Basis zu starten.

Welche Fähigkeiten/Qualifikationen sind vor dem beschriebenen Hintergrund besonders gefragt?
Sicherlich eine gewisse Freude daran, auch komplexe Situationen zu erfassen und zu analysieren. Wichtig sind in der aktuellen Zeit deshalb Veränderungsbereitschaft, Flexibilität im Denken und Handeln und die Fähigkeit, Sachverhalte konstant zu bewerten und richtige Schlüsse daraus zu ziehen. Gleichzeitig benötigt es emotionale Intelligenz und Empathie. Aber auch Stressresistenz, Kreativität und Mut sind in kritischen Zeiten besonders gefragt.

Der größte Fehler, den Berufsanfänger/Young Professionals in der Kommunikation machen können, ist, nur nach dem "bekannten Namen" eines neuen Arbeitgebers zu gehen und nicht zu gucken, ob die Unternehmenskultur und die Unternehmenswerte auch zu einem passen.

_______________________________________________________________________________
 
Tipp: Was braucht es, um in der Kommunikation erfolgreich zu sein?
Auch in diesem Jahr gibt es die wichtigste Groß-Veranstaltung für den Nachwuchs und für Young Professionals: vom 2. bis 4. November findet das PR Report Camp statt – digital und vor Ort in Berlin. Mit dabei sind viele renommierte Top-Profis aus Agenturen und Unternehmen. Auch von News Aktuell.
Kostenlos für Studierende, Volos und Trainees! Jetzt anmelden!
_______________________________________________________________________________

Mit Blick auf den Nachwuchs/Young Professionals: Wo/bei welchen Kompetenzen sehen Sie die größten Defizite?
Ausdauer, Textkompetenz/Stilsicherheit sowie Begeisterungsfähigkeit. Außerdem sollten erfolgreiche Kommunikationsprofis ihre Meinung nicht um jeden Preis durchsetzen wollen, es braucht viel Feingespür, Risikoempfinden und auch Geschick.
 
Nach den Erfahrungen durch zweieinhalb Jahre Pandemie: Brauchen Kommunikationsabteilungen und -Agenturen/-Dienstleister noch Büros – und wenn ja wofür?
Kommunikatoren müssen Kontakt und Austausch mit anderen haben, um intern als auch extern gut informiert zu sein. Sie müssen Themen richtig einordnen können und somit in der Lage sein, komplexe Themen in spannenden Geschichten zu erzählen und aus der Masse an Informationen die wesentlichen herauszufiltern. Ein rein virtuelles Arbeiten erschwert diesen Austausch und man bekommt definitiv weniger mit. Insofern sind Büros meiner Meinung nach weiterhin wichtig als Treffpunkt, als Ideenquelle, als Austauschplattform et cetera. Aber es müssen definitiv keine fünf Bürotage die Woche sein, zumal oftmals bestimmte Aufgaben von Kommunikatoren, zum Beispiel konzentriertes Schreiben, im Home-Office besser erledigt werden können. Am Ende macht es die Mischung.
 
Die wichtigste Frage, die Sie in jedem Bewerbungsgespräch stellen, lautet: "Warum passt du zu uns?" beziehungsweise "Warum willst du bei uns arbeiten?"
 
Eine Bewerberin/ein Bewerber fragt Sie: "Warum werde ich bei Ihnen beruflich glücklich?" – was antworten Sie?
Wir sind ein sehr modernes und flexibles Unternehmen mit einer sehr angenehmen Unternehmenskultur. Unser gemeinsamer Antrieb im täglichen Miteinander sind gegenseitige Wertschätzung, Offenheit und Humor. Wir setzen zudem auf flache Hierarchien und sind überzeugt, dass Kolleginnen und Kollegen ihr volles Potenzial nur dann ausschöpfen können, wenn sie selbstbestimmt arbeiten und ihre individuellen Fähigkeiten bestmöglich entfalten können. Jeder hat die Chance, seine Ideen miteinzubringen. Und gemeinsam haben wir den Mut, Dinge anders zu machen. Arbeiten bei News Aktuell ist motivierend und bringt Spaß.
 
Wenn Sie heute 25 Jahre alt wären ..., würde ich mich für eine Professur bemühen.

Mit dem Wissen von heute: Nach welchen Kriterien würden Sie Ihren ersten Arbeitgeber auswählen?
Ich würde mir insbesondere angucken, wie viele Frauen dort bereits in Führungspositionen arbeiten, denn dies sagt schon sehr viel über die Fortschrittlichkeit und die gesamte Denke im Unternehmen aus.

Die wichtigste Mentorin/der wichtigste Förderer in Ihrer Laufbahn war: Obwohl sie nicht mehr lebt, ist meine Mutter bis heute mein größtes Vorbild und meine wichtigste Mentorin, denn bei meinem Weg entlang der Karriereleiter hat sie mir sehr geholfen. Sie hat sich um meine drei Kinder gekümmert, während ich meinen Job ausgeführt habe. Ohne sie wäre ich sicher nicht da, wo ich heute stehe. Und meine Mutter prägte mich in meinem Gefühl für Verantwortung, für Eigensinn und Gemeinsinn, was mir bisher mein ganzes Leben lang zugutegekommen ist.
 
Einen miesen Chef/eine miese Chefin erkennt man ... auf jeden Fall an fehlender Transparenz sowie fehlender Wertschätzung. Beides führt unter anderem zu mangelndem Vertrauen und zur Demotivation der Teammitglieder.

Welches Buch sollten Kommunikationsprofis unbedingt gelesen haben?
"Schnelles Denken, langsames Denken" von Daniel Kahneman. Denn das Buch gibt Aufschluss darüber, wie wir Entscheidungen treffen, welchen mentalen Mustern wir folgen und wie wir uns gegen verhängnisvolle Fehlentscheidungen wappnen können. Im Großen und Ganzen hilft es Menschen, besser zu verstehen und damit auch besser einschätzen zu können, wie wir alle Informationen verarbeiten beziehungsweise wie gesendete Inhalte wirken können. Dies ist eigentlich für jeden und jede wichtig, aber kann insbesondere KommunikatorInnen helfen, ihre Botschaften noch besser zu formulieren.

Welche Netflix-Serie sollten Kommunikationsprofis unbedingt gesehen haben?
Ich empfehle das dänische Politdrama "Borgen", das erzählt, wie Birgitte Nyborg, eine unbedeutende Politikerin, trotz aller Umstände die erste Ministerpräsidentin Dänemarks wird und welche Hürden sie dann im Amt zu meistern hat. Die Serie ist – anders als zum Beispiel "House of Cards" – nicht besonders skandalgetrieben, sondern zeigt meiner Meinung nach sehr realistisch, wie der politische Betrieb in einem europäischen Land funktioniert. Sehr gut gelungen ist die Darstellung der Presse als vierte Gewalt. Interessant für Kommunikatorinnen und Kommunikatoren ist dabei insbesondere, wie das Zusammenspiel zwischen der Politik, beziehungsweise deren PR-Beratung, und den Medien verläuft.
 
Welchem Social-Media-Kanal sollten Kommunikationsprofis unbedingt folgen?
Ich finde nicht, dass es den EINEN Kanal gibt, zumal diese von Kommunikationsprofis zu Kommunikationsprofis auch sehr unterschiedlich sein können, da für jeden je nach Branche, Schwerpunktthemen, Wettbewerber, Kommunikationsziele et cetera unterschiedliche Informationen relevant sind. Meiner Meinung nach ist es wichtig, dass sich jeder Kommunikationsprofis ein Potpourri aus unterschiedlichen Kanälen zusammenstellt, um immer auf dem Laufenden zu sein und auch schnell wichtige Informationen mitzubekommen. Mit dabei sein sollten sicherlich hochkarätige Tagesmedien sowie auch die unternehmenseigenen Social-Media-Kanäle.
 
Exklusive und aktuelle Nachrichten aus der Kommunikationsszene gibt es jeden Mittwoch und Freitag in unserem Newsletter. Kostenlos abonnieren unter http://www.prreport.de/newsletter/

Magazin & Werkstatt