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Christiane Schulz (Foto: Edelman)
23.09.2022   Karriere
"Der Arbeitsmarkt wird sich sehr abkühlen"
Welche Folgen haben Krieg und Krise für den PR-Arbeitsmarkt? Was ist der größte Fehler, den Young Professionals machen können? Woran erkennt man einen miesen Chef? Christiane Schulz, Deutschland-CEO von Edelman, antwortet im Karriere-Fragebogen.
Krieg, Krise, Inflation, die drohende Rezession und noch nicht überwundene Pandemie: Welche Folgen hat das alles absehbar für den Arbeitsmarkt in PR und Kommunikation, besonders für Berufs-Einsteigerinnen und -Einsteiger sowie Young Professionals?
Meine Einschätzung ist, dass sich der Arbeitsmarkt mit Blick auf das nächste Jahr sehr abkühlen wird und weniger Stellen als in diesem Jahr neu geschaffen werden. Vor dem Hintergrund der Unsicherheit wird vermutlich auch die Wechselwilligkeit sinken, so dass sich auch die Nachbesetzungsnotwenigkeit reduzieren wird. Das heißt, der bisherige Arbeitnehmendenmarkt könnte sich wieder zu einem Arbeitgebendenmarkt wandeln – wobei ich glaube, dass gute Talente auch zukünftig eine Wahloption bezüglich ihres Arbeitgebenden haben werden.

Welche Fähigkeiten/Qualifikationen sind vor dem beschriebenen Hintergrund besonders gefragt?
Flexibilität und Resilienz sind vermutlich besonders wichtig, denn wir müssen uns alle auf die sich schnell verändernde Welt anpassen und müssen bestmöglich mit herausfordernden Situationen umgehen.

Der größte Fehler, den Berufsanfänger/Young Professionals in der Kommunikation machen können, ist ... Agenturen bei der Berufswahl keine Chance zu geben. Das sage ich mit einem Augenzwinkern. Ich glaube nicht, dass es "den größten Fehler" gibt. Wir alle machen Fehler und das Wichtigste ist, dass wir daraus lernen. Und ich glaube, Agenturen sind ein guter Ort, um viel für das weitere Berufsleben zu lernen.

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Tipp: Was braucht es, um in der Kommunikation erfolgreich zu sein?
Auch in diesem Jahr gibt es die wichtigste Groß-Veranstaltung für den Nachwuchs und für Young Professionals: vom 2. bis 4. November findet das PR Report Camp statt – digital und vor Ort in Berlin. Mit dabei sind viele renommierte Top-Profis aus Agenturen und Unternehmen. Auch von Edelman.
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Mit Blick auf den Nachwuchs/Young Professionals: Wo/bei welchen Kompetenzen sehen Sie die größten Defizite?
Ich glaube nicht, dass ich das so generell beantworten kann. Ich arbeite mit tollem Nachwuchs und Young Professionals zusammen, die verdammt gut sind und mich sehr beeindrucken. Wenn ich dem Nachwuchs etwas mitgeben möchte, dann, dass er mehr Dinge persönlich klären sollte. Ich beobachte, dass häufig lieber eine Mail geschrieben wird, als dass jemand angerufen wird. Der Dialog ist in unserer Branche nach innen und außen sehr wichtig.

Nach den Erfahrungen durch zweieinhalb Jahre Pandemie: Brauchen Kommunikationsabteilungen und -agenturen/-Dienstleister noch Büros – und wenn ja: wofür?
Wir brauchen auf jeden Fall Büros – und zwar für zwei Dinge: Erstens, um unsere Kultur erlebbar zu machen. Zweitens, für den unstrukturierten Informationsfluss. Wer im Büro ist, bekommt viel mehr Dinge durch Zufall mit und hat dadurch mehr Informationen, die ihn persönlich voranbringen. Diese zwei Punkte lassen sich nicht beim mobilen Arbeiten "inszenieren", weshalb es aus meiner Sicht weiter die Büros braucht. Auch bestimmte Gruppenaufgaben sind in physischer Präsenz doch besser zu erledigen als nur virtuell – so auf jeden Fall das Feedback aus einigen unserer internen Projektreviews.

Die wichtigste Frage, die Sie in jedem Bewerbungsgespräch stellen, lautet ...?
Ich habe keine Standardfragen, jedes Gespräch verläuft anders. Ich versuche ein Gefühl dafür zu bekommen, ob die Person wirklich zu uns passt. Mein Leitspruch lautet dabei: Hire for attitude, train for skills.

Eine Bewerberin/ein Bewerber fragt Sie: "Warum werde ich bei Ihnen beruflich glücklich?" – was antworten Sie?
Wer Spaß hat, an internationalen Projekten mit einem diversen Team zu arbeiten, ist bei uns genau richtig. Bei uns gibt es alle Kompetenzen im Haus, die zur zeitgemäßen Kommunikation dazu gehören: von Data und Intelligence über Planning, Kreation bis Digital. Gleichzeitig haben wir ausgewiesene Sektorexpert:innen. Jeder von uns lernt jeden Tag viele neue Dinge und entwickelt sich so ständig weiter. Das Besondere an uns ist auch, dass wir ein familiengeführtes Unternehmen sind – und das spürt man. Wir planen langfristig und es ist uns wichtig, dass wir als Unternehmen und mit unseren Kund:innen einen positiven gesellschaftlichen Impact erzielen.

Wenn Sie heute 25 Jahre alt wären, würden Sie ... alles genau so machen, wie damals. Ich folgte immer den Dingen, an denen ich Spaß hatte und habe auf mein Herz gehört.

Mit dem Wissen von heute: Nach welchen Kriterien würden Sie Ihren ersten Arbeitgeber auswählen?
Auf Basis der Energie, die ich im Gespräch von meinem Gegenüber bekomme. Habe ich das Gefühl, dass es mir Spaß machen wird, mit der Person zusammen zu arbeiten, kann ich von demjenigen noch etwas lernen? Danach habe ich immer schon meine Jobs ausgewählt, und es hat für mich gut funktioniert.

Die wichtigste Mentorin/der wichtigste Förderer in Ihrer Laufbahn war: Meine Eltern, sie haben mir immer das Gefühl gegeben, dass ich alles ausprobieren kann und soll  – es gibt keine Grenzen. Besonders in Sachen sozialer und emotionaler Kompetenz haben sie mir viel mit auf den Weg mitgegeben.

Einen miesen Chef/eine miese Chefin erkennt man an ... am eigenen Bauchgefühl.

Welches Buch sollten Kommunikationsprofis unbedingt gelesen haben und warum?
Die Grundlage für meine Kommunikationskarriere hat das Buch "Öffentlichkeitsarbeit für Banken und Sparkassen" von Michael Cremer gelegt. Es hat mir super die Basics vermittelt sowie alles um Krisenkommunikation – ich bin Ökonomin und hatte keinen Hintergrund und auch keine Ausbildung in Sachen Kommunikation. Danach habe ich viele verschiedene Bücher gelesen, zum Beispiel zu Change und Transformation, die Mehrzahl über Leadership. Es gibt bei mir leider nicht das eine Buch, das so herausgestochen ist, dass ich es allen zum Lesen empfehlen kann. Ich würde eher empfehlen, sich möglichst vielseitig zu informieren – dazu gehören unsere nationalen und internationalen Branchenmedien, sich Cases anzuschauen, die international ausgezeichnet wurden, oder zu Events zu gehen wie zum Beispiel zu den OMR.

Welche Netflix-Serie sollten Kommunikationsprofis unbedingt gesehen haben und warum?
Mehr als eine bestimmte Netflix-Serie anzuschauen, würde ich empfehlen, die Dramaturgie von erfolgreichen Netflix-Serien zu analysieren und diese Mechanik auf unsere Kommunikation anzuwenden.


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