Turmbau zu Rottweil
ThyssenKrupp Elevator ThyssenKrupp Elevator präsentierte im November 2014 mit „Multi“ den ersten seillosen Aufzug, der auch horizontal fahren kann. Für die Forschung ist ein 246 Meter hoher Testturm in Rottweil geplant. Durch interdisziplinäre Kommunikation wurde der Turmstandort nahe des eigenen Aufzugwerks als weltweit einzigartige Innovationsschmiede für Aufzugstechnologie etabliert. Zudem wurde der Turmbau trotz wachsender öffentlicher Skepsis gegenüber Großprojekten positiv in der Bevölkerung verankert.
Herausforderung
Gebäudekonstruktionen mittlerer und großer Höhe gelten als die wirtschaftlichsten und umwelttechnisch effizientesten Lösungen, um die in zahlreichen Ländern rasant wachsende Stadtbevölkerung aufzunehmen. Konventionelle Aufzüge bremsen aber diese Entwicklung, weil sie die Personenbeförderung innerhalb von Gebäuden limitieren.
„Multi“, eine Innovation von ThyssenKrupp, revolutioniert die Aufzugsindustrie: Dieses System ermöglicht mehrere Kabinen im gleichen Aufzugsschacht sowie horizontale Bewegungen zwischen den einzelnen Schächten.
Die Forschungs- und Entwicklungsphase der „Multi“-Technologie steht nun vor dem nächsten Meilenstein: Ein erster Prototyp wird konstruiert. Hierbei bietet der neue Testturm von ThyssenKrupp in Rottweil die ideale Umgebung für Test und Zertifizierung.
Durch die zunehmende öffentliche Skepsis gegenüber Großprojekten, wie bei Stuttgart 21 und der neuen Landebahn am Frankfurter Flughafen, war auch bei der Planung des 246 Meter hohen Testturms mit besonderer, öffentlicher Wahrnehmung und kritischen Stimmen zu rechnen. Insbesondere in der mittelalterlich geprägten Stadt Rottweil, der ältesten Stadt Baden-Württembergs, war dies eine zusätzliche Herausforderung.
Somit lag das Ziel dieser Kommunikationskampagne einerseits darauf, mit einer breiten öffentlichen Akzeptanz den Boden für das Vorhaben und die erfolgreiche Umsetzung zu bereiten. Bei allen relevanten Stakeholdern wurde frühzeitig Verständnis für die Notwendigkeit des Baus geschaffen und dadurch das Unterstützungspotential auf lokaler Ebene gesichert. Mittels der Kampagne konnte schnell auf die Skepsis gegenüber dem Bauvorhaben reagiert werden. Wichtig war es, bereits zu Beginn alle Interessengruppen angemessen einzubinden.
Zudem wurde auf übergeordneter Ebene die Marke von ThyssenKrupp stärker mit Innovationsmerkmalen aufgeladen. Der Testturm steht als Sinnbild für die neue strategische Zukunftsausrichtung, die gewachsene Bedeutung von Innovationen für den Konzern und als Bekenntnis zum Wirtschaftsstandort Deutschland.
Umsetzung
Nachhaltigkeit, Transparenz und Beteiligung aller Stakeholder sind die Grundpfeiler der Projektkommunikation. Darum verfolgt ThyssenKrupp einen interdisziplinären Ansatz: Von Anfang an wurden innerhalb des Unternehmens alle beteiligten Abteilungen (Corporate Communications, Communications Elevator, Immobiliensparte, regionale Organisation) kontinuierlich eingebunden. Seit Veröffentlichung der Baupläne wurden die lokale Politik und die Pressestelle der Stadt Rottweil in die Gestaltung und aktive Begleitung des Vorhabens einbezogen. Bewusst wurden vielfältige Kommunikationsinstrumente und -kanäle eingesetzt, Botschaften klar und konsistent formuliert und regionale Stakeholder aus Politik, Wirtschaft und Gesellschaft als Multiplikatoren aktiv genutzt.
Die laufende PR-Kampagne zum Testturm ist eine strategisch langfristig angelegte Initiative, die auf dem Konzept der integrierten Kommunikation basiert. Die gesamte Strategie wurde dabei inhouse entwickelt und umgesetzt.
Das Maßnahmenspektrum umfasst unter anderem die regionale, nationale und internationale Kommunikation zu wesentlichen Projektmeilensteinen, wie der Verkündung des Bauvorhaben im April 2013, der Visualisierung der finalen Höhe des Turms mittels Fesselballon im September 2013, die Enthüllung der finalen Turmarchitektur im April 2014, die erfolgreiche Baufreigabe im Oktober 2014 und die Präsentation des „Multi“ Aufzugssystems im November 2014.
Zur Positionierung des Unternehmens ThyssenKrupp und zur Verdeutlichung der Relevanz des Bauprojektes für den Standort wurden zahlreiche Kommunikationsmaßnahmenbegleitend umgesetzt:
20 Pressemitteilungen sowie fünf nationale und zwei internationale Pressekonferenzen
Einrichtung und Betreuung der Testturm-Website seit April 2013 (www.aufzugsturm-rottweil.de)
Organisation mehrerer Bürgerforen
Begleitung von Gemeinderatssitzungen
Positionspapiere für Politikerbesuche
Initiierung von Infoveranstaltungen
Kooperationen mit Volkshochschulen und weiterführenden Schulen
Daneben steht die Kommunikationsabteilung von ThyssenKrupp Elevator seit 2013 im kontinuierlichen Dialog mit allen relevanten Stakeholdern über die Planung, das Erscheinungsbild und die öffentliche Zugänglichkeit (Besucherplattform auf der Spitze des Turms) vor Ort.
Gemeinsam mit der Pressestelle der Stadt Rottweil wurde der Testturm durch den neuen Stadtslogan „Rottweil – Stadt der Türme“ frühzeitig in das Stadtbild eingebunden und eine Brücke zu den mittelalterlichen Bauwerken der Stadt geschaffen. Mithilfe einer Medienbeobachtung und -analyse wurde die Kommunikation überprüft und bei Bedarf nachgesteuert.
Mit über 350 Beiträgen in den Printmedien wurde ausführlich und quer durch alle Medien über den Testturm für Aufzugsinnovationen berichtet: von der Lokalpresse über Fachmagazine bis hin zu internationalen Tageszeitungen. Zahlreiche Beiträge im Radio, TV und Online komplettieren die breite Berichterstattung. Damit wurde die Zielsetzung der externen Kommunikation erreicht, einerseits den Projektstandort nahe des eigenen Aufzugwerks sowie des Forschungs- und Entwicklungscenters als weltweit einzigartige Innovationsschmiede für Aufzugstechnologie zu etablieren, andererseits den Turmbau in Zeiten wachsender öffentlicher Skepsis gegenüber Großprojekten positiv zu verankern.
Die addierte Gesamtauflage im Printbereich betrug über 30 Millionen Exemplare, die medienübergreifende Reichweite verzeichnete fast 500 Millionen potenzielle Kontakte seit Bekanntgabe des Projektes im April 2013.
Ergebnisse
Durch die proaktive strategische Kommunikation wurde die Akzeptanz der Rottweiler Bevölkerung für das Bauvorhaben gesichert. Der Rottweiler Gemeinderat erteilte im Oktober 2014 mit großer Mehrheit die finale Baugenehmigung.
Die Bedeutung des Testturms geht mittlerweile über seine reine Forschungsfunktion hinaus: Er steht sinnbildlich für die Vorreiterfunktion, die Innovationskraft und Ingenieurkunst von ThyssenKrupp; und ist zudem ein klares Bekenntnis zum Wirtschaftsstandort Deutschland. Dank der außergewöhnlichen Architektur von den weltweit renommierten Star-Architekten Helmut Jahn und Werner Sobek gilt der Testturm als Leuchtturm mit deutlich positiven Auswirkungen auf den Tourismus der Region.
Mithilfe der Kommunikationskampagne ist es gelungen, den Herausforderungen bereits im frühzeitigen Stadium zu begegnen, alle gesetzten Kommunikationsziele wurden voll erfüllt: Die Kompetenz von ThyssenKrupp wurde erfolgreich dargelegt, der Markenkern Ingenieurkunst aufgeladen sowie der Testturm über seine eigentliche Kernfunktion als Forschungseinrichtung hinaus als beeindruckendes Vertriebstool und positiver Imageträger etabliert. Die Kampagne zeichnet sich durch eine erfolgreiche interdisziplinäre Zusammenarbeit von Konzernkommunikation, Lokalpolitik, Stadt- und Regionalmarketing sowie Forschung aus.
Foto: ThyssenKrupp