Wer den Kampf gewonnen hat und drei weitere Erkenntnisse von der Jurysitzung der PR Report Awards 2021. Von Daniel Neuen, Chefredakteur PR Report
Bis zum Schluss haben wir gezittert: Kann die Jury-Sitzung für die PR Report Awards in diesem Jahr stattfinden? In Berlin, so ganz „in echt“, mit „richtigen“ Menschen in einem Raum?
Ja, sie konnte. Gott sei Dank!
Klar, das rein digitale Format hat 2020 gut funktioniert. Aber die zweitägige Präsenz-Sitzung bringt eine ganz andere Qualität: Die Debatten sind noch intensiver, das Ringen um die Wahl der Besten der Besten noch leidenschaftlicher. Und beim Austausch am Rande mit mehr als 30 renommierten Top-Profis erfahre ich meist sehr komprimiert, was die Branche bewegt und wo der Schuh drückt. Einige Erkenntnisse möchte ich hier teilen.
1. Was ich verlernt habeDie größte Herausforderung der diesjährigen Awards-Saison war nicht das Studium der 350 Kampagnen und Projekte. Das macht Spaß und zeigt, was gute Kommunikation leistet. Auch nicht die „Bändigung“ der Jurorinnen und Juroren. Die war gar nicht nötig: Wieder verliefen die Diskussionen äußerst wertschätzend und konstruktiv. Die größte Hürde war das Kofferpacken. Schließlich stand meine erste Dienstreise mit Übernachtung seit März 2020 an. Erstens musste ich länger überlegen, was ich brauche. Zweitens wäre ich trotzdem fast gescheitert – was ich natürlich erst unterwegs merkte. Jury-Unterlagen? Check! Ladekabel? Check! Zahnbürste? Check! Zahncreme? Mist! Aber zum Glück sind große Bahnhöfe heutzutage auch Einkaufszentren.
2. Die Rückkehr der RollkofferFür mich ist die Jury-Sitzung in jedem Jahr ein absoluter Höhepunkt. Diesmal ganz besonders. Endlich wieder echte Begegnungen von Angesicht zu Angesicht. Ein Erlebnis! „Nie mehr so viele Dienstreisen“, hörte ich von vielen im vergangenen Jahr erleichtert. Im überfüllten ICE auf der Heimfahrt war die von der „FAZ“ prophezeite „Rückkehr der Rollkoffer“ längst Realität. Ich frage mich, ob nicht sehr bald wieder sehr viele sehr oft auf Achse sind. Nicht weil sie müssen, sondern weil sie wollen. Denn das persönliche Gespräch bleibt der mächtigste Kommunikationskanal.
3. New Normal: sehr neu, wenig normalEin Thema beim Jury-Smalltalk war die Rückkehr ins Büro: Wie viele Leute sind bei Euch wieder da? Wie organisiert Ihr das hybride Arbeiten? Wie viel Freiraum gebt Ihr Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern? Welche Regeln habt Ihr? Zwar sind mittlerweile mehr als anderthalb Jahre Corona rum, aber die Führungskräfte sind weiter enorm gefordert. Vieles bleibt neu, wenig ist normal.
4. Der Fachkräftemangel ist daEin weiteres Thema war der Arbeitsmarkt. Der ist stellenweise ziemlich leer. Gute Leute händeringend gesucht! Da beantwortet sich auch manche der oben gestellten Fragen fast von selbst: Leistungsträger können sich nicht mehr allein den Arbeitgeber aussuchen, sondern auch den Arbeitsort. Die alte Präsenzkultur erledigt sich teils von allein. Unternehmen und Agenturen müssen sich dem nicht nur fügen, sondern auch noch die gelegentliche Pendelei finanzieren. Sonst gehen die besten Leute woanders hin. Ein Juror stellte fest: „Der War for Talents ist vorbei. Die Talente haben gewonnen.“
Umso wichtiger ist es, früh etwas für den Nachwuchs zu tun und ihn für die Kommunikation zu begeistern. Deswegen wird es auch in diesem Jahr wieder das PR Report Camp geben:
vom 2. bis zum 5. November. Mit vielen wichtigen Themen und renommierten Top-Profis.
Die Teilnahme ist kostenlos, die Veranstaltung wieder komplett digital. Denn ein mit 1.000 Menschen proppenvolles Kosmos in Berlin schien uns weiter nicht verantwortbar. Das Camp ist trotzdem ein Pflichttermin für alle Studierenden, Volos, Trainees, Juniors und Talente.
Sehen wir uns?