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Oliver Santen (Foto: Bankenverband)
07.07.2021   Wissen & Praxis
Ist Ihr Newsroom rausgeschmissenes Geld, Herr Santen?
Warum Oliver Santen, Kommunikationschef des Bankenverbands, trotz Pandemie und Homeoffice in die PR-Schaltzentrale investiert.
Sie lassen beim Bankenverband einen neuen Newsroom errichten. Ist das rausgeschmissenes Geld?
Dieses Geld ist besser investiert denn je.

Hat die Pandemie nicht bewiesen, dass es einen Newsroom nicht braucht?
Das sehe ich anders. Menschen brauchen persönliche Begegnungen, um sich auszutauschen, um kreativ zu sein, um Teamgeist zu entwickeln. Und um letztlich gute Kommunikation zu machen. Um Silodenken zu überwinden und disziplinübergreifend zu arbeiten, müssen wir real und nicht nur virtuell Wände einreißen.

Im ganzen Land waren die Newsrooms verwaist. Und – siehe da – überall lief die Kommunikation trotzdem weiter.
Ein gutes Team ist auch virtuell ein gutes Team. Eine der großen Lehren und womöglich eine der wenigen positiven Erfahrungen der Pandemie ist, dass wir alle in der Lage sind, in diesem Ausnahmezustand von zu Hause aus zu arbeiten. Mit den richtigen Tools und mit der richtigen Aufmerksamkeit füreinander. So anstrengend es auch ist.

Dennoch ist der komplett virtuelle Newsroom auf Dauer für Sie unvorstellbar?
Natürlich kann man alles in einem virtuellen Newsroom machen. Viele international tätige und auf viele Standorte verteilte Organisationen machen das sowieso. Aber ein Team muss sich treffen – auf eine Suppe, in der Kaffeeküche, auf dem Flur, zu Geburtstagen, Ein- und Ausständen. Das ist nicht irrelevant geworden, sondern danach haben wir doch alle eine große Sehnsucht. Wie sollen Teams sonst zusammenwachsen? Ich kenne übrigens auch kein einziges Medienhaus, das seinen Newsroom infrage stellt.

DPA-Chefredakteur Sven Gösmann, Regent des größten journalistischen Newsrooms in Europa, hat den Newsroom in „Kress Pro“ (erscheint wie der PR Report im Verlag Oberauer) als „Konzept der Nuller- bis Zehnerjahre“ bezeichnet.
Als die DPA ihren Newsroom eingerichtet hat, war das auch eine Zukunftsfrage einer eher kleinteiligen und an vielen Standorten tätigen Nachrichtenagentur. DPA ist durch den Newsroom zweifellos schneller, schlagkräftiger, effizienter und digitaler geworden. Dass man heute keinen Newsroom mehr für 300 Menschen einrichten würde, kann ich nachvollziehen. Mein alter Chef Gösmann weiß, dass ich ein großer Fan der DPA bin.

Wie muss der Newsroom eines Unternehmens oder eines Verbands im Jahr 2021 aussehen?
Wir werden auch künftig mehr virtuell arbeiten, aber es kann nicht der Weg sein, dass wir uns weiter oder wieder alle nur in unsere Einzelzimmer verziehen – sei es im Homeoffice oder beim Arbeitgeber vor Ort. Die Anforderungen an Kommunikation sind noch mal deutlich gestiegen. Sie ist in jeder Organisation die Speerspitze der digitalen Kommunikation. Mehr denn je muss das Büro künftig einen Mehrwert darstellen: Neben dem sozialen Austausch muss es die Technik und die Ausstattung haben, die ich zu Hause nicht habe: Video- und Podcast-Produktion, Ton, Licht, Schneiden, große Screens. (Tipp: Viele Unternehmen bauen kleine oder große Studios, um unabhängig von Dienstleistern Bewegtbild zu produzieren. Welche Technik es dafür wirklich braucht und warum sie gar nicht so teuer sein muss, erklären wir im aktuellen PR Report)

Anders als Sie ist Bosch-Kommunikationschef Christof Ehrhart ein Newsroom-Skeptiker. Er hat spöttisch von „im allgemeinen Hype um die Newsroom-Optik gelegentlich erkennbarer Zurschaustellung von Kompetenz im Raum“ gesprochen.
Ob er das auch über eine Redaktion sagen würde? Für mich ist der Kommunikations-Raum keine Kulisse, sondern ein Ort, an dem Menschen und Funktionen zusammenkommen. Deshalb bauen wir nicht einfach den nächsten Großraum, sondern erweitern unsere Möglichkeiten.
 
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Das komplette Interview mit Oliver Santen lesen Sie im aktuellen PR Report. Darin: Was neu wird im Newsroom des Bankenverbands, wie darin künftig gearbeitet wird und wie andere Unternehmen ihren Newsroom neu denken.
 
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