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Eike Kraft (Foto: Roland Berger)
04.11.2020   Karriere
"Die Job-Aussichten sind gut"
Ist der PR-Nachwuchs der Verlierer der Corona-Krise? Welche Fähigkeiten sind jetzt gefragt? Woran erkennt man miese Chefs? Eike Kraft, Global Head of Marketing & Communications bei Roland Berger, antwortet im Karriere-Fragebogen.
Verändert die Corona-Krise den Arbeitsmarkt in PR und Kommunikation?
Kraft: Da ist schon einige Zeit Bewegung drin, Corona wirkt als Verstärker. Gefragt sind integriert aufgestellte 360-Grad-Skill-Sets unter Auflösung der klassischen Expertise-Silos wie Marketing, PR und Digital. Die Bedeutung der digitalen Kompetenz hat dabei einen weiteren Boost bekommen. Was die Stellenlage angeht, gibt es je nach Branche derzeit sicher temporäre Einbrüche. Die Bedeutung für Kommunikation ist aber weiter im Anstieg. Gerade die aktuelle Pandemielage führt klar vor Augen, wie wichtig Kommunikation ist, ob in Politik, Wirtschaft, Wissenschaft und Gesellschaft. Von daher sind die Job-Aussichten gut.

Sind Berufs-Einsteigerinnen und -Einsteiger sowie Young Professionals in der Kommunikation die Verlierer der Corona-Krise?
Ich kenne niemanden, der sagt, mein Einstieg war einfach. Sicher müssen derzeit je nach Branche und Wünschen stärkere Abstriche gemacht werden beim ersten Job. Die gestaltungsfreie Jobsuche in einem boomenden Wirtschaftsumfeld hat einen Knick bekommen. Gut aufgestellte Young Professionals sind jedoch auch weiterhin sehr gefragt.

Welche Fähigkeiten/Qualifikationen sind wegen oder in Folge von Corona in der Kommunikation besonders gefragt?
Kommunikation in der Krise gehört zum Standardrepertoire. Da braucht es neben der theoretischen Basis vor allem Erfahrung in der Praxis. Wer da aktuell schon etwas vorzuweisen hat, ist sicher im Vorteil.

Mit Blick auf den Nachwuchs/Young Professionals: Wo sehen Sie die größten Defizite?
Das Belebende am Nachwuchs ist der neue Erfahrungshorizont, und das sorgt für ein gutes Skill-Set in einem diversen Teamsetup. Ich stelle bei Young Professionals ein hohes Maß an Idealismus, Sinngetriebenheit und einen gesunden Blick für die Work-Life-Balance fest. Ich finde das erfrischend und kann mich selbst damit auch identifizieren. Allerdings wird das aufgrund der aktuellen Lage nun sehr plötzlich einem harten Realitätscheck unterzogen. Die Spielräume sind derzeit eher begrenzt und es geht um Kärrnerarbeit, Effizienz und die gute kommunikative Begleitung einer Krise. Sich darauf schnell ein- und umzustellen und sich die Wünsche für die Zukunft zu bewahren, führen zum Erfolg und auch zur wichtigen Zufriedenheit in dieser anstrengenden Zeit.

Eine Fähigkeit, die ein moderner Kommunikationsprofi unbedingt braucht, aber an der Universität nicht lernt: Da hat sich seit meiner Uni-Zeit sicher einiges getan. Es bleibt aber dabei, dass die Uni nur ein theoretisches Fundament gibt - und das übrigens aus meiner Betrachtung leider immer noch zu viel in Expertisen-Silos, die wir derzeit in vielen Organisationen versuchen aufzulösen. Früher wie heute gilt für jeden Studierenden: Praxis, Praxis, Praxis. Nur durch zum Beispiel Praktika können wichtige Erfahrungen erworben, Netzwerke gebildet und eigene Lernfelder entdeckt werden, die für die persönliche Entwicklung wichtig sind.

Ihre wichtigste Lehre aus der bisherigen Corona-Zeit: Gut, dass wir das Newsroom-Modell unter Integration von Marketing, Kommunikation und Sales durchgezogen haben. Und uns vor allem nicht auf schicke Räume, sondern auf das Mindset der Zusammenarbeit, Prozesse und die richtigen digitalen Tools dahinter fokussiert haben. So war es nur ungewohnt, dass wir uns über Wochen gar nicht mehr gesehen haben, obwohl wir bereits vorher am virtuellen Tisch über Teamgrenzen hinweg von überall aus miteinander gearbeitet haben.

Unabhängig von Corona: Der schlechteste Rat, den Sie je bekommen haben: Ich habe aus jedem Rat bisher etwas für mich rausziehen können. Zumindest bringen mich Ratschläge und Feedback zur Selbstreflexion, und das ist in unserem Job und für die persönliche Entwicklung nur gesund. 

Ihr lehrreichster Fehler in Ihrer bisherigen Laufbahn: Die Fehler, die mir bis heute unterlaufen, sind für mich entscheidende Meilensteine für meinen weiteren Karriereweg und künftige Erfolge. Möglichkeit und Mut zur Eigenverantwortung und Fehlerkultur sind für mich die größten persönlichen Wachstumstreiber, das fordere ich von mir selbst, aber auch meinem Umfeld ein. Das kann mitunter anstrengend sein, da in unserer deutschen Arbeitskultur noch lange nicht so etabliert wie etwa im angelsächsischen Raum.

Die wichtigste Frage, die Sie in jedem Bewerbungsgespräch stellen, lautet: "Was treibt Dich an, was bewegt Dich und warum willst Du in unser Team?"

Ein mieser Chef/eine miese Chefin: unnahbar statt greifbar, Aussitzen statt Entscheiden, Mikromanagement statt Vertrauen und Eigenverantwortung

Welches Buch sollten Kommunikationsprofis unbedingt gelesen haben und warum?
Jeden Roman, der vom hektischen Alltag entspannt. Und wenn es was sein muss mit Weiterbildungscharakter: "Getting to yes: Negotiating Agreement without giving in" von Roger Fisher und William Ury, weil wir in unserem Job täglich nach innen und außen überzeugen müssen und Kompromisse brauchen, die auf gute Kommunikation einzahlen.

Welchen Film sollten Kommunikationsprofis unbedingt gesehen haben und warum? 
Da bin ich eher Serien-Mensch, und ich glaube nicht, dass meine freizeitorientierten Sehgewohnheiten als Tipp für Kommunikationsprofis taugen.
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Das Programm 2020:

Ask Me Anything: Alles rund um Karriere und Einstieg. Stellt Eure Fragen und erfahrt mehr über die Arbeit von Top-Profis der Branche.

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Networking-Area:
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