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15.10.2020   Menschen
Gänsehaut, Aasgeier und Reporterglück
Der PR Report feiert ein großes Jubiläum und Chefredakteur Daniel Neuen einen kleinen Jahrestag. Erinnerungen an drei besonders denkwürdige Episoden.
Vor ein paar Wochen habe ich einen Mann angerufen, der bis dahin nichts von mir wusste, aber eine für mein Leben wichtige Weiche gestellt hat. Die Rede ist von Dieter Zimpel, dem Erfinder des PR Reports. Zimpel hat den Titel Mitte der 1960er-Jahre in Frankfurt gegründet. Heute lebt er in München.
 
Als ich Zimpel berichtete, dass wir in diesem Jahr den 55. Geburtstag seines Babys feiern, freute er sich. Die Gründerzeit des PR Reports war schwierig. Die PR-Leute von einst hatten wenig Lust, sich von Zimpel in die Karten gucken zu lassen. Sechs bis sieben Jahre habe es gedauert, bis er als seriöses Nachrichtenmedium anerkannt worden sei, erzählte er in einem Interview zum 40. Geburtstag des Magazins im Jahr 2005.
 
Ich bin Dieter Zimpel sehr dankbar, dass er trotz aller damaligen Widerstände und Vorbehalte nicht aufgegeben hat. Und ich bin allen seiner Nachfolger dankbar, dass ich auf ihren Leistungen aufbauen kann. Einen längeren, zugegebenermaßen unvollständigen Rückblick auf mehr als ein halbes Jahrhundert PR-Historie finden Sie in unserer neuen Ausgabe.
 
Der Zufall will es, dass ich in diesen Tagen mein eigenes kleines Jubiläum beim PR Report habe. Die persönliche Rückschau fällt mit drei für mich besonders denkwürdigen Episoden an dieser Stelle knapp aus – es sind ja erst fünf Chefredakteurs-Jahre:  

Das Gänsehaut-Gespräch
Im Frühjahr 2016 traf ich Barbara Schädler und Andreas Bartels am Flughafen Tegel. Thema: die Krisen-PR der Lufthansa nach der Germanwings-Tragödie. Schädler und Bartels sind Vollprofis, aber unser Gespräch wühlte Erinnerungen wieder auf und ich spürte deutlich, wie sehr sie das Drama auch ein Jahr danach noch erschütterte. Von all meinen Interviews als Fachjournalist war es das emotionalste.
 
Das übertrug sich auf die Leserinnen und Leser. Jürgen Braatz sagte mir längere Zeit nach dem Erscheinen, dass das Interview bei ihm immer noch für Gänsehaut sorge. Achtung-Chef Mirko Kaminski drehte gar ein Video über „Die Aasgeier der Branche“, weil bei Schädler direkt nach dem Absturz unerbetene Mails mit „guten“ Ratschlägen von Beratern eingegangen waren.

Der Glückstreffer
Nach einigen Mails, Telefonaten und einer Verschiebung kam im März 2018 endlich ein Interview mit Tina Kulow und Klaus Gorny von Facebook zustande. Der US-Konzern war zum Zeitpunkt des Gesprächs schon mächtig unter Feuer. Ganz kurz vor Druck unserer Ausgabe flog dem Unternehmen der Skandal um Cambridge Analytica dann so richtig um die Ohren. Wegen dieser Entwicklung zogen wir den Online-Erscheinungstag um eine Woche vor. Reporterglück muss man haben ... 

Der aufregendste Tag
In der Nacht auf den 16. November 2017 hatte ich eher mittelgut geschlafen, war aber nach dem Aufwachen ziemlich hibbelig. Denn an diesem Tag sollte das erste PR Report Camp stattfinden. Vor allem meine Kolleginnen und Kollegen in Salzburg und Berlin hatten mit einer Menge guter Ideen und monatelanger Arbeit ein Branchen-Event auf die Beine gestellt, das es so noch nicht gegeben hat: einen Mix aus Karrieremesse, Werkschau, Kongress und Nachwuchs-Festival.
 
Aber würden die rund 1.000 angemeldeten Teilnehmerinnen und Teilnehmer wirklich kommen? Als ich morgens vor dem Kosmos in Berlin eintraf, waren alle meine Zweifel weggeblasen: Am Eingang hatte sich bereits eine lange Schlange gebildet. Es wurde ein aufregender und erfolgreicher Premieren-Tag.
 
In diesem Jahr gibt es wieder ein Novum: Wegen Corona muss das Camp digital stattfinden. Und zwar vom 23. bis 27. November 2020. Informationen zum Programm und kostenlose Tickets für alle Young Professionals und Studierende gibt es unter prreportcamp.de.
 
Also: Auf zum Camp! Wir sehen uns online. Ich freue mich drauf!
 
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Daniel Neuen ist Chefredakteur des PR Reports

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