Eine Bestandsaufnahme der Diversität in den Vorständen deutscher Unternehmen will der "German Diversity Monitor 2020" liefern. Ein Ergebnis: Diversität wird oft nicht verstanden.
Die Studie der
Initiative Beyond Gender Agenda gliedert sich in zwei Teile. Zum einen wurden - um die Vorstandszusammensetzung sowie die Ziel- und Erfüllungsquoten für den Frauenanteil in den Vorständen zu analysieren - die Geschäftsberichte der 160 im Jahr 2019 in Dax 30, MDax und SDax gelisteten Unternehmen und 155 Geschäftsberichte des Jahres 2015 ausgewertet. Zum anderen gab es zwischen März und Juni in den im Dax 30, MDax und SDax gelisteten und in mittelständischen Unternehmen eine Online-Umfrage über die Wahrnehmung von Diversität. Daran nahmen 109 Unternehmen teil.
Demnach ist das Diversitätsverständnis unzureichend. Zwar gab die Hälfte der befragten Unternehmen an, dass sie Diversität und einem inklusiven Arbeitsumfeld eine hohe Bedeutung beimessen, jedoch vor allem in Bezug auf Geschlechterdiversität oder Diversität der kulturellen Herkunft. Weitere wichtige Diversitätskategorien wie Alter, Behinderungen und LGBT+ spielen sowohl aus der Perspektive der Befragten als auch in den analysierten Geschäftsberichten nur eine untergeordnete Rolle.
Der "German Diversity Monitor" definiert Diversitäts-Vorreiter, -Verfolger, -Verlierer und -Verweigerer. Dies bezieht sich ausschließlich auf den Anteil an weiblichen Vorstandsmitgliedern. Kurz: je weiblicher, desto progressiver. Zu Diversitäts-Vorreitern, also Unternehmen, die 2015 mindestens eine Frau in den Vorstand berufen haben und 2019 eine steigende oder konstante Anzahl an weiblichen Vorstandsmitgliedern vorweisen, zählen beispielsweise Allianz, BMW, Deutsche Telekom und Henkel. Zu der Kategorie Verfolger zählen Unternehmen, die zwar 2015 noch kein weibliches Mitglied im Vorstand hatten, bis 2019 jedoch mindestens ein weibliches Vorstandsmitglied berufen haben. Durchschnittlich haben sich die Unternehmen in dieser Kategorie bereits dem Frauenanteil der Vorreiter im Jahr 2019 angenähert. Zu diesen Unternehmen gehören etwa Beiersdorf, Commerzbank und Metro.
Unternehmen, die 2015 bereits weibliche Mitglieder im Vorstand hatten, aber bis 2019 an weiblichen Vorstandsmitgliedern verloren haben, werden der Kategorie Verlierer zugeordnet. Die Analyse zeigt jedoch auch, dass diese Unternehmen auf einem hohen Niveau beim Frauenanteil gestartet sind. Die Mehrheit (59%) der im Dax 30, MDax und SDax gelisteten Unternehmen sind jedoch Verweigerer. 2015 waren diese Unternehmen ohne weibliches Vorstandsmitglied, und auch 2019 haben diese Unternehmen vier Jahre nach Einführung der Flexiquote kein weibliches Mitglied im Vorstand.
Dem Monitor zufolge besteht in Sachen Diversität Handlungsbedarf. Beyond Gender Agenda fordert, Diversität zur Chefsache zu erklären, ein systematisches Datenmanagement und ein umfassendes Verständnis von Diversität über alle Kategorien zu etablieren sowie gezielte Maßnahmen für ein inklusives Arbeitsumfeld einzuführen.
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