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News / "Da wird ohnehin viel zu viel getrickst"
Markus Eicher kam 1999 zur Agentur von Dietrich von Gumppenberg und arbeitet dort seit Januar 2005 als Geschäftsführer
27.11.2014   News
"Da wird ohnehin viel zu viel getrickst"
 
Eine Auswertung von Kununu und des "PR-Journals" zur Mitarbeiterzufriedenheit in PR-Agenturen kommt unter anderem zu dem Ergebnis, dass nur vier Mitglieder der Gesellschaft PR-Agenturen (GPRA) auf der Internetseite für Arbeitgeberbewertungen besser bewertet werden als der Durchschnitt der Branche "Marketing/Werbung/PR". Na und? Zum Abschneiden von wbpr steht der Geschäftsführer der Münchner Agentur, Markus Eicher, Rede und Antwort.

Der Zählung zufolge bekommen Consense, Ketchum Pleon, Weber Shandwick und Convensis Zensuren, die über der Branchendurchschnittsnote von 3,63 liegen. Die Bestnote, die ein Arbeitgeber bei der Xing-Tochter Kununu von Arbeitnehmer und Praktikanten bekommen kann, ist eine 5.

Herr Eicher, Sie kommen auf Kununu bei 14 Bewertungen auf eine Durchschnittszensur von 3,04. Was sagt Ihnen die Zahl?

Kununu ist da leider nicht sehr genau. Von den 14 Bewertungen gelten 8 der wbpr, vier dem ehemaligen, eigenständigen Standort in Potsdam (Durchschnitt 2,41), den es seit längerer Zeit nicht mehr gibt, und zwei der Orca Affairs (Durchschnitt 2,96), die mit uns nichts zu tun hat. Wir selbst kommen auf einen Wert von 3,36. Das ist für uns noch kein Spitzenplatz, aber nach Liste des "PR Journals" Platz 7 der GPRA-Agenturen.

Lösen Meinungen wie "Viel Arbeit, wenig Anerkennung" oder "wenig respektvoller Umgang mit Mitarbeitern" bei Ihnen Reaktionen aus?

Natürlich. Aber lassen wir die Kirche im Dorf. Es gibt diese konkreten Aussagen in einer Bewertung für wbpr München. Da wissen wir, wer Anfang 2014 frustriert bei uns ausgeschieden ist. Das haben wir sehr bedauert und in diesem Fall bestimmt Fehler gemacht. Aber so etwas passiert leider auch einmal. Das ist eine Einzelerfahrung, die auf Kununu sehr präsent ist, weil wir insgesamt recht wenige Bewertungen auf diesem Portal haben.

Sie selber geben dort keine Stellungnahmen ab. Müssten Sie als PR-Experte nicht durch die Entwicklungen in der digitalen Kommunikation geradezu gezwungen sein, auch auf Kunundu Position zu beziehen?

Nein, das sehen wir komplett anders. Da wird ohnehin viel zu viel getrickst und kommentiert. Das ist eine Plattform, wo Bewertungen unverfälscht Platz haben sollten. Man muss dann in der Lage sein, diese zu interpretieren und auch mal Kritik auszuhalten.

Wie kommen Sie innerhalb von wbpr zu einer Bewertung der Zufriedenheit Ihrer Mitarbeiter?

Wir sind keine internationale Netzwerk-Agentur, wir brauchen keine permanenten Umfragen. Wir arbeiten täglich mit allen Kollegen zusammen und haben eine sehr offene Feedback-Kultur. Aber natürlich haben wir auch objektive Gradmesser. Die Verweildauer unserer Kolleginnen und Kollegen liegt momentan bei über fünf Jahren im Durchschnitt! Wir beginnen jedes Jahr mit der Ausbildung von Trainees, haben eine Übernahmequote von mehr als 90 Prozent, und hatten in den letzten Jahren nie Probleme, Trainee- oder Praktikantenplätze zu besetzen.

Es heißt, insbesondere jüngeren Menschen sei die Work-Life-Balance heute wichtiger als Geld. Welche Erfahrungen haben Sie mit den Wünschen und Bedürfnissen Ihrer Mitarbeiter?

Na ja, wichtiger... Vielleicht ähnlich wichtig.. Bei uns arbeiten nicht nur Mütter in Teilzeit, teilweise im Homeoffice mit nur einem Tag Präsenz. Wir haben auch immer mehr junge Männer, die etwa nur 75 Prozent der Arbeitsstunden einbringen wollen. Es gibt Auszeiten, längere Urlaube. Und wir bieten als Agentur den "halben Freitag": einmal im Monat gehen die Kolleginnen und Kollegen Freitags schon um 13 Uhr, um Mehrstunden auszugleichen und den Tag für Freizeit zu nutzen. Das muss alles im Rahmen bleiben, aber man kann da auf Wünsche reagieren.

Markus Eicher ist Geschäftsführer der Münchner Agentur wbpr Kommunikation

Interview: Uwe Förster

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