Während fast 90 Prozent der über 55-Jährigen einen unabhängigen Journalismus für wichtig halten, sind es in der Altersgruppe der 18- bis 24-Jährigen lediglich 56 Prozent. Das ist ein Ergebnis des "Reuters Institute Digital News Report 2020" zur Nutzung von Nachrichten.
Welche Arten von Nachrichten für unsere Gesellschaft von Interesse sind, welche Geräte und Wege genutzt werden, um diese zu finden, welchen Anbietern vertraut wird und welche Standpunkte Menschen hinsichtlich der Finanzierung von Journalismus vertreten: Diese Fragen werden seit 2012 im Rahmen des "Reuters Institute Digital News Report" untersucht.
Die deutsche Teilstudie hat das Leibniz-Institut für Medienforschung in Hamburg erarbeitet. An der Befragung zwischen dem 17. und 30. Januar dieses Jahres nahmen etwa 2.000 Personen teil. Im Folgenden einige ausgewählte Resultate:
• Die deutliche Mehrheit der erwachsenen Onliner in Deutschland ist der Ansicht, dass ein unabhängiger Journalismus für das Funktionieren einer Gesellschaft wichtig ist (79%). In der Altersgruppe der 18- bis 24-Jährigen hält allerdings fast jeder Neunte unabhängigen Journalismus für unwichtig (11%) und 15 Prozent haben keine Meinung dazu.
• Im Jahr 2020 sagen zehn Prozent der Befragten, sie haben in den vergangenen zwölf Monaten für Online-Nachrichten Geld bezahlt. Das entspricht einem Anstieg von zwei Prozentpunkten gegenüber dem Vorjahr (2019: 8%) und ist der höchste Wert, der seit Beginn der Studienreihe im Jahr 2013 gemessen wurde.
• Ein Großteil der erwachsenen Internetnutzer (46%) hat keine Bedenken, bestimmte Nachrichten zu verpassen, wenn sie Quellen, für die man bezahlen muss, nicht verwenden. Das ist ein deutliches Indiz dafür, dass viele Nutzer hinter Bezahlschranken keine Exklusivität beziehungsweise keinen Mehrwert vermuten.
• Mit 42 Prozent ist das Fernsehen für die Mehrheit der erwachsenen Onliner in Deutschland die wichtigste Nachrichtenquelle. Das sind drei Prozentpunkte weniger als im Jahr 2019. Der Anteil derjenigen, die das Internet als Hauptnachrichtenquelle angeben, ist hingegen mit 38 Prozent um zwei Prozentpunkte gestiegen.
• 2019 gaben 22 Prozent der 18- bis 24-Jährigen an, Soziale Medien seien ihre wichtigste Nachrichtenquelle; im Jahr 2020 sind es 30 Prozent. Unter den 18- bis 24-jährigen Internetnutzern erhalten neun Prozent Nachrichteninformationen ausschließlich über Soziale Medien. Das sind vier Prozentpunkte mehr als 2019 (2019: 5%).
• In Deutschland haben 37 Prozent der erwachsenen Onliner Bedenken, eventuelle Falschmeldungen nicht von Fakten unterscheiden zu können; 22 Prozent äußern derartige Bedenken nicht und 42 Prozent sind dahingehend unentschieden. In der Gesamtbetrachtung ähneln diese Zahlen denen des Vorjahres 2019. Deutliche Unterschiede lassen sich jedoch in der Gruppe der 18- bis 24-Jährigen feststellen. Während im vergangenen Jahr 39 Prozent von ihnen sagten, sie haben Bedenken, den Unterschied erkennen zu können, sind es 2020 nur noch 28 Prozent.
• Die Bedenken, auf welchen Wegen falsche oder irreführende Informationen im Internet verbreitet werden, richten sich hauptsächlich an Facebook. 35 Prozent der Befragten sind über diese Plattform als Verbreitungsweg am ehesten besorgt. Jüngere Onliner beziehen ihre hauptsächlichen Sorgen tendenziell eher auch auf Suchmaschinen und Youtube als ältere.
• Um Nachrichten im Internet zu finden, greifen mit 37 Prozent die meisten erwachsenen Onliner direkt auf eine Website oder die App eines Nachrichtenangebots zu. Wie in den vergangenen Jahren auch, ist das der insgesamt am weitesten verbreitete Zugangsweg. Onliner im Alter zwischen 18 und 24 Jahren werden auf Nachrichten am ehesten über Soziale Medien aufmerksam (37%). Diese sind für 23 Prozent auch der wichtigste Zugangsweg.
• 58 Prozent bevorzugen es, Nachrichten im Internet zu lesen. Jeder Vierte präferiert Nachrichten in Form eines Videos (26%) und sieben Prozent in Form von Audio. Hinsichtlich dieser Verteilung lassen sich kaum Unterschiede zwischen den Altersgruppen feststellen.
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• Die Nutzerschaft von Podcasts wächst weiter. Knapp ein Viertel der erwachsenen Onliner in Deutschland (24%) hat im laufenden Jahr mindestens einen Podcast pro Monat gehört. 2019 waren es 21 Prozent.
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• Whatsapp, Youtube und Facebook sind die Sozialen Medien, die unter erwachsenen Internetnutzern in Deutschland am weitesten verbreitet sind und dementsprechend auch die Plattformen, auf denen anteilig die meisten Nutzer mit Nachrichteninhalten in Kontakt kommen. 22 Prozent sehen im Jahr 2020 regelmäßig Nachrichten auf Facebook (2019: 22%), 16 Prozent auf Whatsapp (2019: 16%) und 14 Prozent auf Youtube (2019: 19%).
• Trotz der vermeintlich stabilen Zahlen zeigen sich mitunter beträchtliche Verschiebungen innerhalb der Altersgruppen. Beispielweise hat Facebook im Kontext von Nachrichtennutzung in allen Altersgruppen unter 45 Jahren sinkende Anteile zu verzeichnen, mit bis zu minus sechs Prozentpunkten in der Gruppe der 18- bis 24-Jährigen. In dieser Altersgruppe gehört auch Instagram mit 20 Prozent zu den Plattformen, die weniger Reichweite für Nachrichten erreichen als im Vorjahr (2019: 23%).
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• Trotz der hohen Aufmerksamkeit, die Diskussionen über Nachrichteninhalte in sozialen Medien und Kommentarspalten erhalten, ist nicht zu vernachlässigen, dass nur ein vergleichsweise geringer Anteil der Onliner in Deutschland sich aktiv an der Nachrichtenberichterstattung beteiligt. Elf Prozent teilen regelmäßig Nachrichtenbeiträge in Sozialen Medien und zehn Prozent kommentieren sie dort. Es zeigt sich erneut, dass Onliner, die sich selbst im linken oder rechten Teil des politischen Spektrums verorten, anteilig eher Artikel teilen, kommentieren und liken als Nutzer in der politischen Mitte.
Der vollständige Report ist auf der
Internetseite des Hans-Bredow-Instituts zu finden.
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