Die
Studie "Verbraucherverständnis von Transparenz" der Universität Göttingen schlägt hohe Wellen. Genauer gesagt: die Ergebnisinterpretation des Auftraggebers "Die Lebensmittelwirtschaft". Die Kritik von Foodwatch lautet, "Die Lebensmittelwirtschaft" stelle die Resultate grob verzerrt dar. Ergebnisse würden gegenüber der Presse nicht erwähnt oder würden ins Gegenteil verkehrt, manche Behauptungen seien durch die Studie schlichtweg nicht gedeckt.
In der
Pressemitteilung des Vereins heißt es beispielsweise, dass die Forderung nach mehr Transparenz bei Lebensmitteln nicht durch die Wünsche der Verbraucher gedeckt sei. Zitat von Vereinsgeschäftsführer Stephan Becker-Sonnenschein: "Die Studie zeigt deutlich, dass es nur eine Minderheit ist, die aktiv mehr Transparenz fordert, während die Mehrheit die zur Verfügung gestellten Informationen gar nicht oder kaum nutzt."
Die Verbraucherorganisation Foodwatch verweist demgegenüber auf die Präsentation von Studienautor Achim Spiller. Zur Aussage Becker-Sonnenscheins meint sie: "Richtig ist: Der Studie des Vereins zufolge gaben 90 Prozent (!) der Verbraucher an, vor dem ersten Kauf eines Produktes die Informationen auf der Verpackung ,gelegentlich', ,oft' oder sogar ,immer' durchzulesen; nur zehn Prozent der Verbraucher tun dies ,selten' oder ,nie'." Spiller komme zu der Auffassung, dass die Verbraucher sehr wohl "hohe Informationsbedürfnisse" hätten.
Becker-Sonnenschein kontert damit, dass die NGO hier eine „unwissenschaftliche Addition“ aufmache. Bei Fünfer-Tabellen (siehe Grafik) könne der Mittelwert („unentschieden“, „teils teils“, „gelegentlich“) nicht einfach der einen oder anderen Seite der Skala zugeschlagen und aufaddiert werden. „Daher sind die 90 Prozent Werte die eigentliche Verzerrung“, sagt der Vereinsgeschäftsführer. Wenn Befragte sich nicht entscheiden können, sei das ein wichtiges Ergebnis.
Foodwatch bringt zuletzt den eigenen
"Verbraucherreport" aus dem August dieses Jahres ins Spiel, wonach sich 69 Prozent der Verbraucher mehr Informationen über Lebensmittel direkt auf der Verpackung wünschen.