Lehrreiche Fehler, fiese Fangfragen: In einer Serie blicken renommierte PR-Profis auf ihre Laufbahn zurück – und verraten, worauf sie bei Bewerbern achten. Diesmal: MontuaPartner-Chefin Andrea Montua.
Der schlechteste Rat, den ich je bekommen habe war ...
… war zugleich die Basis für eine der besten Entscheidungen. Eine Konzern-Kollegin warnte mich vor mehr als 15 Jahren: "Geh bloß nicht aus der Konzernstruktur raus in die Selbstständigkeit. Interne Kommunikation von außen – das kann nicht funktionieren." Ich war aber schon mitten in den Planungen der Unternehmensgründung und habe den Rat ignoriert, mir gedacht: "Jetzt erst Recht". Aus heutiger Sicht genau richtig.
Mein lehrreichster Fehler in meiner bisherigen Laufbahn war ...
Es gibt ja unterschiedliche Arten von Fehlern. Deshalb will ich es mal so sagen: Meine bislang teuerste unternehmerische Entscheidung war es, den Menschen zu vertrauen, die ein kurz vor der Insolvenz stehendes Unternehmen geführt haben und uns immer wieder hingehalten haben, was eine recht große Rechnung für ein Mitglieder-Magazin anging. Von dem Geld haben wir nie einen Cent gesehen. Interessant an der Geschichte: Das Unternehmen heißt heute anders, das Magazin gibt es immer noch, umgesetzt von einer anderen Agentur, die Rechnung ist unbezahlt geblieben. Aber auch bei Personalentscheidungen und deren Konsequenzen habe ich schon einiges gelernt. Unser Einstellungsprozess ist heute ein deutlich anderer als noch vor einigen Jahren.
Der wichtigste Mentor/Förderer in meiner Laufbahn war ...
Einen echten Mentor habe ich nie gehabt. Eigentlich schade, wie ich heute finde. Ich hätte wirklich gern noch mehr von den Erfahrungen anderer gelernt. Förderer sind in meinen Augen aber alle unsere (bisherigen) Kunden, die uns immer wieder vor neue Aufgaben und Herausforderungen stellen und an denen wir wachsen.
Die wichtigste Frage, die Sie in jedem Bewerbungsgespräch stellen, lautet ... Um herauszuhören, was dem Bewerber/der Bewerberin wirklich wichtig ist und ob er/sie Vorstellungen davon hat, wie das Leben in einer Agentur wie unserer wohl ist, frage ich: "Was müsste geschehen, dass Sie den Schritt, zu uns zu kommen, in einem halben Jahr bereuen?" Aus meiner Sicht sollten beide Seiten ein Bild davon haben, was sie zu erwarten haben.
Dieser Satz von Bewerbern und/oder Mitarbeitern nervt am meisten ...
Bei Bewerbern die Antwort auf die Frage nach den Schwächen: "Da fällt mir nur meine Ungeduld ein." Klingt jedes Mal, als hätten die KollegInnen den gleichen Ratgeber gelesen. Bei Mitarbeitern bin ich leider schnell genervt, wenn in Schwierigkeiten statt in Möglichkeiten gedacht wird. Natürlich weiß ich, dass Menschen unterschiedlich sind, aber überall Probleme zu sehen, finde ich anstrengend.
Mit Blick auf den Nachwuchs/Young Professionals: Wo sehen Sie die größten Defizite?Dass den jungen Kollegen oft das Bauchgefühl abtrainiert wurde und sehr nach angelerntem Wissen und reinem Kopf agiert wird. Für die Interne Kommunikation braucht es aber neben dem Fachwissen auch ganz viel Intuition und das Gespür, was hinter den eigentlichen Themen ist. Lehrer und Professoren sollten meines Erachtens deutlich mehr Fokus auf diese Themen legen, damit die Kolleginnen und Kollegen noch besser vorbereitet sind.
Eine Fähigkeit, die ein moderner Kommunikator unbedingt braucht, aber an der Universität nicht lernt.Siehe vorige Antwort.
Einen miesen Chef erkennt man …
Meines Erachtens ist niemand von Natur aus mies, auch wenn Egozentriker und Narzissten nicht unbedingt die Personen sind, die man sich als Vorgesetzte wünscht. Aber ich glaube, wenn man die (oft nicht eingestandene) Angst, die viele Führungskräfte umtreibt – vor Versagen, vor falschem Verhalten, vor negativem Feedback, vor Gesichtsverlust etc. – erkennt und richtig damit umgeht, dann kann das der Schlüssel zu einem besseren Führungsverhalten sein. Kommunikation, Schulungen, Coaching, all diese Dinge können helfen. Wenn jemand aber natürlich partout kein Interesse an Menschen hat, dann ist er in einer Führungsrolle meines Erachtens falsch. "Mies" ist er deshalb aber dennoch nicht unbedingt.
Die größte Chance der Kommunikationsbranche ist ...
Ich glaube, dass wir als Kommunikatoren heute nicht mehr Umsetzer sind, sondern viel mehr: Seismograph, Berater, Gestalter. Dadurch können wir natürlich deutlich mehr bewegen, als das noch vor einigen Jahren der Fall war. An der Seite von HR, der Strategie-Abteilung aber auch dem Vorstand können wir die (Aus-) Richtung eines Unternehmens mit begleiten und im besten Falle sogar mitbestimmen. Das ist eine enorme Chance.
Das größte Problem der Kommunikationsbranche ist ...
Siehe Antwort auf die letzte Frage, denn: Wenn wir die Chance nicht ergreifen und uns aus Angst vor dem Versagen oder durch unseren Verharrungswillen weiter mit der Rolle der Umsetzer zufriedengeben, werden wir zunehmend an Bedeutung verlieren.
Welches Buch sollten Kommunikationsprofis unbedingt gelesen haben und warum?
"Führen mit Hirn" von Sebastian Purps-Pardigol. Meines Erachtens ein Buch für jeden, der sich mit dem Thema Kommunikation und Führen auseinandersetzt. Zum Einen, weil es uns menschliches Verhalten und dessen Hintergründe näher bringt, zum Anderen aber auch, weil die Best Practice Beispiele uns helfen, über den eigenen Schatten zu springen.
Welchen Film sollten Kommunikationsprofis unbedingt gesehen haben und warum?
"Die stille Revolution" rund um das Unternehmen "Upstalsboom" und seinen Veränderungsweg. Weil er viele Themen, die heutzutage in den Unternehmen diskutiert werden, aufgreift: Selbstreflexion als Basis guter Führung, die Rolle der Mitarbeiter und ihrer Zufriedenheit für den Unternehmenserfolg, Werte, Kommunikation, New Work in Gänze und die Frage, was wirklich wichtig ist im (beruflichen) Leben.
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