Das sagte die GPRA-Vizechefin Alexandra Groß beim PR Report Camp. Und geht bei ihrer eigenen Agentur Fink & Fuchs mit gutem Beispiel voran.
Nach der heftigen Diskussion im vergangenen Jahr scheint sich die Gesellschaft Public Relations Agenturen (GPRA) bewegen zu wollen. Zumindest ein Stück weit.
Man wolle nicht nur transparenter und besser darüber informieren, was die Mitglieder Berufseinsteigern an Ausbildungsmöglichkeiten bieten, sondern auch den besonders umstrittenen Mindeststandard in Sachen Gehalt anheben, sagte Alexandra Groß, die Vizepräsidentin des Agenturverbands,
bei einer Podiumsdiskussion beim diesjährigen PR Report Camp.
Die bisherige Empfehlung von 1.600 Euro Monatsvergütung für Trainees und Volontäre sei „ausradiert“ worden. Die Führung der GPRA habe ihren Mitgliedern empfohlen, dass die Einstiegsgehälter „um eine ganze Ecke“ steigen müssten. Ein neuer Rahmen werde zurzeit diskutiert, sagte Groß: „Klar ist, es wird künftig definitiv eine zwei vorne stehen und noch irgendwas danach kommen.“
Nicht jede Agentur will TransparenzGroß, im Hauptberuf Vorstandschefin von Fink & Fuchs, geht mit gutem Beispiel voran. Ihre Agentur hat eigenen Angaben zufolge den Brutto-Lohn für Berufsanfänger von rund 1.900 auf 2.300 Euro angehoben.
Blöd ist nur, dass manch anderes Verbandsmitglied es mit der versprochenen Transparenz wohl nicht so ganz ernst meint. So präsentierte Groß beim PR Report Camp zwar eine frisch von der GPRA
aufgelegte Broschüre mit Informationen über die Trainee- und Volo-Programme der einzelnen Agenturen. Beim Punkt „Vergütung“ drückten sich aber einige um die Nennung konkreter Zahlen: Achtung, Advice Partners, Faktor 3, Insignis, Kohl und Koob.
Da ist es verständlich, dass der Nachwuchs erst einmal skeptisch blieb. „Wir würden gerne Ergebnisse sehen“, sagte Paula Accordi von der Universität Hohenheim, die stellvertretend für die Studierendeninitiativen an der Podiumsdiskussion teilnahm.
Wieder aufgeflammt war die Nachwuchsdebatte im vergangenen Jahr nach einer Art Rundumschlag der GPRA-Präsidentin Christiane Schulz: Kunden würden schlecht zahlen, Hochschulen zu wenig bedarfsgerecht ausbilden, Absolventen (zunächst) keinen Wert in der Beratung generieren. Dafür war die heutige Edelman-Statthalterin beim PR Report Camp 2018 scharf angegriffen worden.
Ein PR-Chef macht sich unbeliebt
Unmut zog diesmal ein Unternehmensvertreter auf sich: Thomas Voigt. Der PR-Chef der Otto Group mahnte den Nachwuchs mit Blick auf das in Deutschland über alle Branchen hinweg gezahlte Durchschnittsgehalt nicht nur zur Mäßigung der eigenen Ansprüche. Er machte auch deutlich, dass er nicht bereit sei, das Einstiegsgehalt bei seinem Unternehmen anzuheben. Rund 2.000 Euro zahlt die Otto Group ihren Volontären im Monat. Angesichts der vielen Bewerbungen für diese Ausbildung werde er „den Teufel tun“, das zu verändern. Konter von Accordi: „Damit machen Sie sich jetzt aber unattraktiv.“
2.000 Euro zahlt übrigens auch die Deutsche Börse, wie deren Kommunikationschefin Ingrid Haas auf dem Podium verriet. Neben der geplanten Anhebung des Mindeststandards durch die GPRA war das eine zweite zentrale Erkenntnis der diesjährigen Podiumsdiskussion zum Thema Einstiegsgehalt. Während die Vertreter von Bosch, Commerzbank und Rewe beim PR Report Camp im vergangenen Jahr Zahlen zwischen 3.800 bis 5.000 Euro monatlich aufgerufen hatten, zeigen die Beispiele Otto Group und Deutsche Börse, dass Unternehmen Berufsanfänger nicht per se besser bezahlen als Agenturen.
Rüdiger Maeßen, Deutschland-Chef von Hill+Knowlton, der
ausweislich des letztjährigen Gehalts-Rankings des PR Reports Trainees 24.000 Euro im Jahr bezahlt, sagte, dass spätestens nach dem Einstieg die Gehälter in Agenturen mit denen in der Industrie absolut vergleichbar seien.
Cornelius Winter, Gründer von 365 Sherpas, lockt Einsteiger schon mit 33.000 Euro im ersten Jahr. Wer sich bei der Berliner Agentur bewerben will, sollte sich einer Sache bewusst sein. Winter: „Bei uns werden Bewerber, die einfach nur glatt durchstudiert haben, gleich aussortiert.“
Tipp: Alle Podiumsdiskussionen und die Präsentationen der Top-Cases
finden Sie auf unserem Youtube-Kanal.