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Julian Geist
04.12.2019   Karriere
"Die Antworten sind in der Regel erschütternd, vor allem von Männern"
Lehrreiche Fehler, fiese Fangfragen: In einer Serie blicken renommierte PR-Profis auf ihre Laufbahn zurück – und verraten, worauf sie bei Bewerbern achten. Diesmal: Julian Geist von Kekst CNC mit einigen provokanten Sätzen.
Der schlechteste Rat, den ich je bekommen habe, war ...
Es gibt keinen schlechten Rat. Dazu Oprah Winfrey:
 
Journalist: What is the secret of your success?
Oprah: Two words.
J: And, what are they?
O: Right decisions.
J: But how do you make right decisions?
O: One word.
J: And, what is that?
O: Experience.
J: And how do you get experience?
O: Two words.
J: And, what are they?
O: Wrong decisions.
 
Mein lehrreichster Fehler in meiner bisherigen Laufbahn war ...
… jeder. Siehe 1.
 
Der wichtigste Mentor/Förderer in meiner Laufbahn war …
… der ehemalige CEO von ProSiebenSat.1, Thomas Ebeling. Kommunikation hatte überragende Bedeutung für ihn und dementsprechend hat er überragende Leistung von mir verlangt, so wie von allen Business Units. Das war nicht immer bequem, aber immer lehrreich. Und auch wenn man darüber wohl nicht spricht: Er hat mein Gehalt auf das Niveau einer großen Business Unit angehoben, und das war auch richtig so. Fast alles, was der Kommunikationschef einer börsennotierten Gesellschaft tut und sagt, ist kursrelevant, ich habe das oft erlebt. Der Druck und die Verantwortung sind immens. Und wenn man schon einen festen Platz am großen Tisch hat, sollte man sich auch das Essen leisten können.
 
Die wichtigste Frage, die Sie in jedem Bewerbungsgespräch stellen, lautet …
„Was muss ich über Sie wissen, das nicht in Ihrem CV steht?“. Die Antworten sind in der Regel erschütternd, vor allem von Männern. Mein Favorit vor ein paar Jahren: „Ich nehme keine Drogen.“
 
Dieser Satz von Bewerbern und/oder Mitarbeitern nervt am meisten ...
Bewerber: „Ich bin noch in der Orientierungsphase“. Das heißt meistens, dass der-/diejenige erwartet, dass ich mir Gedanken über seine/ihre Zukunft mache, wozu ich diesem Stadium selten bereit bin.
 
Mitarbeiter: „Ich bin dran“, denn das heißt in 98% der Fälle, dass noch nichts geschehen ist.
 
Mit Blick auf den Nachwuchs/Young Professionals: Wo sehen Sie die größten Defizite?
Wir haben zu viele Kommunikationswissenschaftler, gelernte Journalisten und andere Leute „vom Fach“ in der Branche. (Sorry, not sorry.) Das macht den Diskurs manchmal eindimensional und langweilig. Ich wünsche mir mehr Juristen, Naturwissenschaftler, Mathematiker, Handwerker ...
 
Eine Fähigkeit, die ein moderner Kommunikator unbedingt braucht, aber an der Universität nicht lernt …
… zu verstehen, dass Kommunikation weder Kunst noch Wissenschaft, sondern eine (sehr anspruchsvolle) Dienstleistung ist.
 
Einen miesen Chef erkennt man an ...
… Unehrlichkeit.
 
Die größte Chance der Kommunikationsbranche ist ...
… mehr Menschen aus anderen Bereichen (siehe 6) die reale Bedeutung von Kommunikation zu vermitteln.
 
Das größte Problem der Kommunikationsbranche ist ...
… dass wir bei allem Reiz eigener Kommunikationskanäle die freie Presse nicht destablisieren und überflüssig machen dürfen.
 
Welches Buch sollten Kommunikationsprofis unbedingt gelesen haben und warum?
Ich bin schon dankbar, wenn überhaupt noch jemand irgendein Buch liest. Wenn ich mich auf eins beschränken muss: Roy Peter Clark, Writing Tools, weil er zeigt, wie man Geschichten erzählt.
 
Welchen Film sollten Kommunikationsprofis unbedingt gesehen haben und warum?
Blade Runner, weil das erstens mein Lieblingsfilm ist und zweitens die besten Zitate liefert. „Time to die.“
 
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