Schlechte Ratschläge, lehrreiche Fehler, fiese Fangfragen: In einer Serie blicken renommierte PR-Profis auf ihre Laufbahn zurück – und verraten, worauf sie bei Bewerbern achten. Diesmal: Jörg Forthmann von der Agentur Faktenkontor.
Der schlechteste Rat, den ich je bekommen habe war ...
"Werde Journalist!" Der Axel-Springer-Verlag bestand jedoch auf einem Volontariat. Wollte ich nicht und wechselte in die PR. Das war die zweitbeste Entscheidung meiner Berufslaufbahn.
Mein lehrreichster Fehler in meiner bisherigen Laufbahn war ...
Als junger Mitarbeiter in der Pressestelle von Nestlé Deutschland erarbeitete ich ein PR-Konzept für unser Haus und war unglaublich stolz. Tatsächlich war mein Konzept – sagen wir es höflich – sehr ausbaufähig. Das hat mit gezeigt, dass Demut oftmals der bessere Ratgeber ist als Euphorie.
Der wichtigste Mentor/Förderer in meiner Laufbahn war ... ... eindeutig Albrecht Koch, dienstältester Pressesprecher der deutschen Industrie und mein Chef in der Pressestelle von Nestlé Deutschland. Er ist mein Lehrvater in der PR gewesen.
Die wichtigste Frage, die Sie in jedem Bewerbungsgespräch stellen, lautet ...
Gerne frage ich die Zeit von frühester Kindheit ins Berufsleben ab. Das verwirrt viele Bewerber, hat aber einen einfachen Grund: Bis in das Jugendalter entwickelt sich die Persönlichkeit eines Menschen, die sich danach nicht mehr verändert. Zu erkennen, was die Persönlichkeit eines Menschen geprägt hat, sagt unglaublich viel über den Bewerber aus, den ich heute treffe.
Dieser Satz von Mitarbeitern nervt am meisten ...
"Wie sind die Arbeitszeiten im Faktenkontor?" Wir gehören ganz klar zu den Agenturen, in denen es abendliche Pizzaessen im Kollegenkreis nicht gibt. Insofern ist die Frage ein Steilpass für uns, Löbliches zu sagen. Und trotzdem: Gibt es nichts Wichtigeres, was ein Bewerber von uns wissen will?
Mit Blick auf den Nachwuchs/Young Professionals: Wo sehen Sie die größten Defizite?
Die größten Werte von PR-Beratern sind Menschenkenntnis, Erfahrung und Netzwerke – all das reift mit der Zeit. Der Nachwuchs zeigt sich selbstbewusst und verweist mit Recht auf seine gute Ausbildung. Doch das, was eine gute Beraterin oder einen guten Berater ausmacht, das kommt erst noch. Lasst Euch davon nicht enttäuschen. Das ist eine superspannende Zeit!
Eine Fähigkeit, die ein moderner Kommunikator unbedingt braucht, aber an der Universität nicht lernt ...
Anstand und Demut. Das steht Menschen und Unternehmen gleichermaßen gut zu Gesicht und ist die einzige harte Währung, die immer zählt.
Einen miesen Chef erkennt man an ...
... fehlendem Antrieb, die Mitarbeiter, die Kunden und damit die Agentur auf ein neues Niveau zu bringen. Das Bessere ist der Tod des Guten.
Die größte Chance der Kommunikationsbranche ist ...
... die Digitalisierung. Nie zuvor hatten wir die Chance, aus den unendlich vielen Posts im Internet quasi auf Knopfdruck zu erfahren, wie über das Unternehmen gesprochen wird. Wie sich Image und Reputation verändern. Und was kommunikativ jetzt getan werden sollte. Kommunikation aus dem Bauch heraus gibt es bald nicht mehr. Diese Professionalisierung in der PR wird uns enorm helfen, auf den Chefetagen ernster genommen zu werden.
Das größte Problem der Kommunikationsbranche sind ...
... die verpassten Chancen in der Digitalisierung. Als sich die Kommunikation mit Online und Social Media digitalisiert hat, hätten die PR-Leute mit beiden Händen zugreifen sollen. Sie waren mit ihrer empfängerorientierten Sicht auf Kommunikation geradezu prädestiniert, die Führung im Konzert der Kommunikationsdisziplinen zu übernehmen. Das hat die Branche – Entschuldigung – glatt verschlafen.
Welches Buch sollten Kommunikationsprofis unbedingt gelesen haben und warum?
Sun Tsu, die Kunst des Krieges. Diese Lektionen des chinesischen Generals, geschrieben weit vor Christi Geburt, sind das ideale Rüstzeug für die Krisen-PR.
Welchen Film sollten Kommunikationsprofis unbedingt gesehen haben und warum?
Leider bin ich kein begeisterter Cineast. Da muss ich passen.
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