Schlechte Ratschläge, lehrreiche Fehler, fiese Fangfragen: In einer neuen Serie blicken renommierte PR-Profis auf ihre Laufbahn zurück – und verraten, worauf sie bei Bewerbern achten. Diesmal: Lisa Teicher, Gründerin von RCKT.
Der schlechteste Rat, den ich je bekommen habe war ... Mir wurde mal „Fake it till you make it” geraten – übersetzt: baue im professionellen Umfeld eine Erfolgsfassade auf, bis du tatsächlich Erfolg hast. Praktizieren leider viele so, finde ich als Karriere-Ratschlag aber schwierig, weil es impliziert, dass man auf dem Weg nach oben nicht offen mit Schwächen oder Fehlern umgehen sollte. Aus meiner Sicht propagieren solche Ratschläge ein veraltetes, ungesundes Bild von Karriere.
Mein lehrreichster Fehler in meiner bisherigen Laufbahn war ... Es gab nicht den einen großen Fehler, aber ich habe zunehmend gelernt, dass ich bei Entscheidungen auch auf mein Bauchgefühl hören sollte und es manchmal bereue, wenn ich das nicht getan habe. Manches kann man ausrechnen, vorhersehen oder im Detail planen, vieles aber auch nicht. Übrigens: aufs Bauchgefühl hören kann man trainieren – einfach mal horchen und ausprobieren.
Der wichtigste Mentor/Förderer in meiner Laufbahn war ... Ich habe viele Kollegen, die mich sehr geprägt haben und mit denen ich mich viel und regelmäßig austausche. Den klassischen Mentoren-Ansatz verbinde ich immer ein Stück weit mit One-Way-Coaching und dem Heraufschauen zu Seniorität und Erfahrung, was sicher nicht falsch ist. Wir können aber mindestens genauso viel von jüngeren Kollegen oder Experten aus anderen Bereichen lernen – dafür sollte man offen sein. Wir bei RCKT verfolgen ebenfalls sehr stark den Ansatz von Peer-to-Peer-Learning und forcieren den Austausch in alle Richtungen.
Die wichtigste Frage, die Sie in jedem Bewerbungsgespräch stellen, lautet ... „Wenn du kein Geld mehr verdienen müsstest, was würdest du mit deinem Leben anstellen?“ Wir wollen herausfinden, was Menschen wirklich umtreibt. Im besten Fall können wir Kollegen so einsetzen, dass sie auch im Job an Themen oder Projekten arbeiten können, die sie wirklich begeistern.
Dieser Satz von Bewerbern und/oder Mitarbeitern nervt am meisten ... In Bewerbungsgesprächen achten wir darauf, ob BewerberInnen ein gewisses unternehmerisches Mindset mitbringen und etwas für sich und ihren Bereich bewegen wollen. Wenn also die Fragen zu sehr darauf abzielen, wo das Unternehmen ganz genau hin möchte und weniger Input kommt, was die Bewerber selbst gestalten und bewegen wollen, dann melden wir Zweifel an.
Mit Blick auf den Nachwuchs/Young Professionals: Wo sehen Sie die größten Defizite?Wir beobachten eine nachwachsende Generation, die wahnsinnig ambitioniert und umtriebig ist. Gleichzeitig haben sie so viele Möglichkeiten, dass sie oft verunsichert sind die falsche Wahl zu treffen. Sie wollen oft alles und das sehr schnell – das kann auch überfordern. Als Führungskräfte müssen wir auch an den richtigen Stellen bremsen, damit die eigene Entwicklung und Erfolge auch bewusst wahrgenommen werden.
Eine Fähigkeit, die ein moderner Kommunikator unbedingt braucht, aber an der Universität nicht lernt ...Empathie. Für mich der Kern von allem: in der Entwicklung relevanter (Kommunikations-)Konzepte mit User-Fokus, im Umgang mit Kollegen, in der Führung von Mitarbeitern und für vieles mehr.
Einen miesen Chef erkennt man an ...…mangelnder Empathie. Konkrete Anzeichen: zu viele Ich-Botschaften, ständiges Unterbrechen anderer, wenig Zuhören, das ständige Bedürfnis den anderen von der eigenen Lösung zu überzeugen. Ist nicht nur belastend für das Umfeld, führt auch dazu, dass der Chef jegliche Chance des Lernens verpasst.
Die größte Chance der Kommunikationsbranche ist ...Dass wir in der Kommunikation schon immer User-zentriert mit Blick auf unsere Zielgruppen arbeiten. Das ist unser größter Mehrwert, den wir auch übergreifend in allen Bereichen der digitalen Transformation einbringen sollten: seien es neue Produkte, Services & Angebote, Kulturwandel und Kommunikation.
Das größte Problem der Kommunikationsbranche ist ...Dass Kommunikatoren sich viel zu oft auf die klassische Rolle der Kommunikation als Verlängerung des Kerngeschäfts beschränken. Wir sollten uns mit unserem Know-How noch viel mehr in die Gesamtwertschöpfung und digitale Transformation unserer Unternehmen einmischen.
Welches Buch sollten Kommunikationsprofis unbedingt gelesen haben und warum? „Give & Take“ von Adam Grant, weil es uns sehr anschaulich erklärt, dass Geben das bessere Erfolgsrezept ist als Nehmen.
Welchen Film sollten Kommunikationsprofis unbedingt gesehen haben und warum?So plump das klingt: Ich glaube wir sollten als Kommunikatoren noch viel mehr Serien auf Netflix und Co. schauen. Von Stranger Things bis Mindhunter: hier kann man modernes, anschlussfähiges Storytelling lernen, das oft nachhaltig über mehrere Staffeln aufgebaut wird. Anschließend schaut man sich am besten im Netz noch an, wie man aus dem Format heraus schlau die digitale Anschlusskommunikation spielt. Da gibt es viele kreative und smarte Beispiele.
Tipp: Seien Sie dabei beim großen PR Report Camp in Berlin! Spannende Top-Cases, kontroverse Debatten und mit rund 1.000 Teilnehmern ein volles Haus: Beim PR Report Camp 2018 war Feuer unterm Dach. So soll es auch bei der dritten Auflage sein: Erneut ist das Camp der Auftakt für die PR Report Awards. Am 14. November 2019 bieten wir im Kosmos in Berlin wieder
ein abwechslungsreiches Tagesprogramm, bevor am Abend der
renommierte Branchenpreis zum 17. Mal verliehen wird.
Beim
Karriereforum treffen Young Professionals und Studierende auf potenzielle Arbeitgeber. Namhafte Unternehmen und Agenturen stellen sich dort vor und freuen sich auf den persönlichen Austausch. Mit dabei sind: 365 Sherpas, Bertelsmann Stiftung, Brunswick, Commerzbank, DAPR, Deekeling Arndt, Deutsche Bahn, Deutsche Bank, Deutsche Börse, Edelman, Fink & Fuchs, Fischer-Appelt, Hill + Knowlton, IST, Klenk & Hoursch, Kommpassion, Laika, Loesch Hund Liepold, Lufthansa, Montua Partner, Otto Group, Pioneer, Rewe, Scholz & Friends und Siemens.
Auch sonst gibt es an diesem Tag ein abwechslungsreiches Tagesprogramm:
25 Top Cases – das leisten Deutschlands PR-Profis: Eine Auswahl der besten Projekte des Jahres - präsentiert von ihren Machern.
PR Report Werkstatt: Es wird gehämmert, geschraubt und gefeilt - verschiedenen Sessions und Workshops der PR Report Werkstatt zeigen, wie moderne PR-Arbeit funktioniert.
Das Finale von #30u30: Der Jahrgang von 2019 tritt in Zweierteams im Finale des diesjährigen Wettbewerbs gegeneinander an und kämpft um die Trophäen in der Kategorie "Young Professional des Jahres".
Tickets und Infos: prreportcamp.de Exklusive und aktuelle Nachrichten aus der Kommunikationsszene gibt es jeden Mittwoch und Freitag in unserem Newsletter. Hier kostenlos abonnieren