Turbulente Tage im Jüdischen Museum Berlin: Erst wurde die Pressesprecherin wegen eines Tweets freigestellt, dann trat Direktor Peter Schäfer zurück.
In dem
umstrittenen Tweet gab die Presseabteilung eine Leseempfehlung – mit Hashtag #mustread – für einen Artikel der Tagesszeitung „Taz“, der von einigen Beobachtern als Unterstützung der gegen Israel gerichteten Boykottbewegung BDS aufgefasst wurde. In dem "Taz"-Artikel geht es um die Kritik von 240 jüdischen und israelischen Wissenschaftlern an einem Beschluss des Bundestages. Dieser hatte vor kurzem die BDS-Bewegung als antisemitisch verurteilt. Das Kürzel „BDS“ steht für Boykott, Desinvestitionen und Sanktionen, die sich gegen Israel richten.
Laut "Süddeutscher Zeitung"
war der Tweet von der Pressesprecherin des Museums verfasst worden. Sie habe aus dem Schreiben der Wissenschaftler den Satz "Der Beschluss der Parlamentarier hilft im Kampf gegen den Antisemitismus nicht weiter" zitiert - und zwar ohne Anführungszeichen, was dazu führte, dass der Satz als Meinungsäußerung des Museums verstanden wurde.
Die Pressesprecherin sei mit sofortiger Wirkung freigestellt worden, weil sie mit dem Tweet dem Gebot der Neutralität eines mit öffentlichen Geldern geförderten Museums zuwidergehandelt, so die "Süddeutsche Zeitung". "Mitarbeiter des Museums äußerten sich im Gespräch mit der SZ entsetzt über diese Maßnahme und sprachen von einem "Bauernopfer", um den Museumsdirektor zu schützen", schrieb das Blatt.
Der Zentralrat der Juden kritisierte das Museum scharf: „
Das Maß ist voll. Das Jüdische Museum Berlin scheint gänzlich außer Kontrolle geraten zu sein“, schrieb Präsident Josef Schuster auf dem offiziellen Twitter-Account des Dachverbandes. „Unter diesen Umständen muss man darüber nachdenken, ob die Bezeichnung ,jüdisch’ noch angemessen ist“, schrieb Schuster weiter. Das „Vertrauen der jüdischen Gemeinschaft“ habe „die Leitung des Hauses“ verspielt.
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