Cisions Rehkopf in Kauflaune
PR-SoftwareMarkt konsolidiert
Der Markt für PR-Software, gut zwei Milliarden US-Dollar schwer, gerät in Bewegung – die Finanzinvestoren drängen auf Konsolidierung. Mit vergleichsweise viel Kapital schmiedet die US-Investmentfirma GTCR derzeit aus den Schwergewichten Vocus, Gorkana und Cision einen neuen Player, positioniert als integrierter PR- und Content-Marketing-Dienstleister.
Kunden, so die Annahme, wollen alles aus einer Hand, einen Anbieter also, der die Distribution von Pressematerial und die Kontakte- und Profile-Verwaltung von Journalisten und Multiplikatoren ebenso kann wie Monitoring, Analyse und Social Media Management.
Boom-Business ist Social Media, ein offensichtlich unverzichtbarer Markt, auch, weil hier Gelder locken, die in Unternehmen außerhalb der klassischen PR-Budgets verortet sind. Dominant sind vor allem junge Player wie Radian6 und HootSuite. Auch Google mischt mit. Das klassische Monitoring, zumindest in Europa noch das größte Geschäftsfeld, stagniert wegen des Medienwandels. Durch die Bank bauen die Anbieter in Richtung Analyse und Social Media aus.
Die Hoffnungen von Cision-CEO Peter Granat, der nun sein Büro von Stockholm in die USA verlegt hat, ruhen auf der Distribution und dem Handel mit Zugängen und Kontakten zu Multiplikatoren – Marktsegmente mit hohen Überschneidungen und offenbar mit ausreichend Luft nach oben, qualitativ wie quantitativ. Das zumindest legt eine jüngere Marktstudie der Beratungsgesellschaft Burton-Taylor nahe.
Die jüngsten Zukäufe Cisions stützen diesen Kurs, liefern aber vor allem Marktanteile in den USA und UK. Gorkanas Expansion nach Kontinentaleuropa verläuft langsam, auch wenn die Journalistendatenbank des Anbieters hierzulande einen guten Ruf hat. Cision wird daher an der Marke festhalten, Produktzusammenführungen unter einer Marke wird man nicht überstürzen. Auch im vergleichsweise konservativen deutschen Markt, in dem nationale Anbieter breite Schultern haben, deuten sich Umbrüche an. In Deutschland hat Cision im Vergleich zu anderen Ländern noch Nachholbedarf, nachdem das Geschäft stark umgebaut wurde. Unter Schmerzen wurde das klassische Medien-Monitoring abgestoßen und ging unter der Regie des Käufers Infopaq letztlich pleite. Eine Kooperation mit dem Kontaktehändler Zimpel lief aus, weil der nun zum Wettbewerber news aktuell gehört. Aufwändig hat Cision eine eigene Mediendatenbank aufgebaut, die Geschäftsführer Falk Rehkopf zur Offensive nutzen will. Was fehlt, ist Umsatz. 30 Prozent Plus will er im laufenden Jahr schaffen, ohne Akquisitionen, allerdings von vergleichsweise niedrigem Niveau.
Nennenswerte Raumgewinne sind ohne Zukäufe nicht drin. Rehkopf dürfte dabei aber auf die dicke Börse des Eigentümers zählen können. Ins Visier geraten so hierzulande neben Social- Media-Buden vor allem spezialisierte Presseaussender, Kontakte-Händler und -Mangement-Tools. Der dickste Fisch – news aktuell in Hamburg – wird aber wohl auch für viel Geld nicht zu haben sein. Das Unternehmen gilt als Cash Cow seines Eigentümers, der dpa.