Wegen Listen mit Monsanto-Kritikern hat Bayers Public-Affairs-Chef Matthias Berninger die Zusammenarbeit mit der Agentur Fleishman-Hillard unterbrochen. Skandal oder mediale Hysterie?
Der US-Saatguthersteller Monsanto, seit dem vergangenen Jahr eine Tochter des Pharmakonzerns Bayer, soll die PR-Agentur Fleishman-Hillard 2016 damit beauftragt haben, in Frankreich Listen mit Bewertungen von Kritikern und Unterstützern des Unternehmens zu erstellen. Das Register führt
Medienberichten zufolge insgesamt 200 Journalisten, Politiker und Wissenschaftler auf, ohne dass die erfassten Personen davon wussten. Die Staatsanwaltschaft ermittle, weil Monsanto möglicherweise private Daten illegal erfasst habe.
Der Bayer-Konzern hat sich am vergangenen Sonntag für das Vorgehen von Monsanto entschuldigt. Matthias Berninger, Leiter des neu geschaffenen Bereichs Public Affairs und Nachhaltigkeit, ist nach Unternehmensangaben damit beauftragt worden, den Vorgang intern zu untersuchen. "In einem ersten Schritt wurde beschlossen, die Zusammenarbeit mit den betreffenden externen Dienstleistern vorerst auf Eis zu legen", ließ Bayer mitteilen. Die in den Listen aufgeführten Personen sollen darüber informiert werden, welche Angaben über sie gesammelt wurden.
In Frankreich hat laut
"SZ" die Agentur Publicis Consultants die Daten im Auftrag von Fleishman zusammengestellt.
Mittlerweile hat sich auch der Deutsche Rat für Public Relations (DRPR) zum dem angeblichen "Skandal um Monsanto-Spitzel-Listen" (
handelsblatt.com) geäußert. Dessen Auffassung nach ist das Anlegen und Pflegen von Kontakten unerlässlich, um einen Dialog zwischen Unternehmen und Personen des öffentlichen Lebens zu ermöglichen, wobei Datenerhebung und -speicherung den Bestimmungen zum Datenschutz und den jeweiligen Gesetzen entsprechen müssen.
Selbstverständlich sei es zu kritisieren, wenn einzelne Personen oder Organisationen in solchen Listen gebrandmarkt werden, so Thomas Zimmerling, Vorsitzender der Beschwerdekammer Politik im DRPR. "Nichtsdestotrotz schadet die aktuelle mediale Hysterie einem ganzen Berufsstand und stellt eine Bedrohung der öffentlichen Willensbildung dar."
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