Für ihre vorbildliche und transparente Kommunikation mit ihren Kreditgebern sind drei Mittelständler ausgezeichnet worden. Euler Hermes, GE Capital und Commerzbank haben sie mit dem
Wirtschaftspreis "Beste Finanzkommunikation im Mittelstand" belohnt:
- Die Oechsler AG siegte in der Kategorie "Großer Mittelstand" (mehr als 100 Millionen Euro Jahresumsatz). Das Unternehmen verschafft Bankpartnern durch effizientes Reporting in fünf Minuten Überblick.
- Reinhard Krückemeyer hatte in der Kategorie "Mittlerer Mittelstand" (10 -100 Miillionen Euro Umsatz) die Nase vorn. Das Unternehmen hat sich neue Finanziers erschlossen, sogar in schwierigen Zeiten.
- Die Druckerei Erdnuß Druck kam in der Kategorie "Kleiner Mittelstand" (bis 10 Millionen Euro Jahresumsatz) auf Platz eins, weil sie vom Geheimniskrämer zum Finanzkommunikationsexperten mutiert ist.
Oechsler, Kunststoffspezialist für Medizintechnik- und Automobilanwendungen aus Ansbach, arbeitet für die Finanzkommunikation mit einer "Checkliste Bankenreporting", die einen klaren, systematischen Leitfaden darstellt und die laufend gemäß den sich verändernden Informationsanforderungen aktualisiert wird. Um im Bankgespräch besser argumentieren zu können, hat die Geschäftsführung 2011 auch erstmals ein indikatives Ratinggutachten eingeholt und verschiedene Informationsformate für die Kreditgeber entwickelt. Darüber hinaus ist die Bedeutung von Simulationsrechnungen in den letzten Jahren deutlich gestiegen.
Ein bedeutender Umsatzträger - die elektronische Parkbremse - wird beispielsweise in Deutschland, Rumänien, China und Mexiko produziert. Dies bedingte auch eine Internationalisierung der Finanzkommunikation: Die wichtigsten Präsentationen legt der Konzern auch auf Chinesisch vor, damit die lokalen Finanzpartner vor Ort sie verstehen. Das zahlt sich aus: 2013 brach bei der chinesischen Tochter durch den Wegfall eines Großprojekts in der Sparte Mobilfunk das Ergebnis deutlich ein und der einmalige Restrukturierungsbedarf führte zu einer entsprechenden Verschlechterung der Kennzahlen. Die proaktive Information an die Bankpartner ermöglichte jedoch sogar den Ausbau der Finanzierung.
Der Hersteller von Schleifmitteln, Klebetechnik und Arbeitsschutz aus Wilnsdorf bei Siegen Reinhard Krückemeyer ist ein inhabergeführtes Familienunternehmen mit einem Umsatz von 17,1 Millionen Euro. Als der heutige Geschäftsführer Jan Krückemeyer das Unternehmen 2007 nach dem Tod des Vaters übernahm, hütete der Betrieb seine Finanzen wie ein Geheimnis. Dabei wurden die guten Nachrichten immer seltener, in der Wirtschaftskrise fiel der Umsatz sogar um fast 20 Prozent. Krückemeyer stellte daraufhin die Finanzierungsstruktur vollständig um und setzte beispielsweise wesentlich stärker auf Leasing und Factoring als Finanzierungsinstrumente. Neue Finanziers zu gewinnen und zugleich die angestammte Hausbank nicht zu verprellen war ein Drahtseilakt. Dies gelang, indem er seine Finanzkommunikation radikal veränderte und auf größtmögliche Transparenz setzte: mit Marketing- und Investitionsplänen bis hin zur kurz- und langfristigen Liquiditätsplanung. Mittlerweile kann Jan Krückemeyer sehr deutlich den Erfolg seines Philosophiewechsels und der kontinuierlichen Verbesserung in der Finanzkommunikation nachweisen. Neue Finanzpartner wurden gewonnen, neue Finanzierungsalternativen eröffnet - und die Beziehungsqualität zu den Adressaten hat sich deutlich verbessert.
Erdnuß Druck aus Sendenhorst in der Nähe von Münster ist ein auf den Bogenoffsetdruck spezialisiertes Unternehmen (13 Mitarbeitern, 1,3 Millionen Euro Umsatz). Obwohl eines der kleinsten Unternehmen im Teilnehmerfeld, legt Erdnuß vierteljährlich seinen Kreditgebern einen "Kurzbericht" vor, in dem sich alle zentralen betriebswirtschaftlichen Kennzahlen finden - übersichtlich aufbereitet und durch eine qualitative Kommentierung ergänzt. Das war allerdings nicht immer so. "Wir waren früher ganz schöne Geheimniskrämer und haben, wenn man ehrlich ist, überwiegend 'Management by Kontoauszug´ betrieben", sagte Bernhard Erdmann, Geschäftsführer von Erdnuß Druck. "Betriebswirtschaft war etwas für Anzugträger. Bis Anfang 2000 war das kein Problem, weil Banken Unternehmen das Geld quasi hinterherwarfen. Mit der Einführung der Basel-II-Richtlinien vollzogen sie aber eine Vollbremsung mit quietschenden Reifen. Aufgrund der hohen Zahl von Insolvenzen und Druckereischließungen waren sie bei der Finanzierung dieser Branche sehr zurückhaltend. Wir mussten das Steuer also radikal herumreißen und haben ein Informationssystem aufgesetzt mit Quartalskurzberichten - alles mit internem Know-how und ohne externe Berater. Wir können unseren Bankern schließlich am besten erklären, wie unser Geschäft funktioniert - in guten wie in schlechten Zeiten."