Woran erkennt man einen schlechten Chef? Welche Fehler sollten Talente vermeiden? An welchen Defiziten arbeiten? In unserer Serie gibt es Rat von renommierten PR-Profis. Den Auftakt macht Babette Kemper von Ogilvy PR.
Wenn ich heute 25 Jahre alt wäre, würde ich ... :
Babette Kemper: ... mir immer wieder neue inspirierende Vorbilder und Mentoren suchen, die ihr Wissen und ihre Erfahrung gerne mit mir teilen. Auch um später selbst einmal solch ein Mentor werden zu können.
Nach welchen Kriterien sollte man seinen ersten Arbeitgeber auswählen?
Den sollte man sich vor allem danach aussuchen, ob er einen konsequent voranbringt und unterstützt. Wie sind Qualifizierungsprogramme? Gibt es eine Akademie? Bekommt man einen Mentor? Hat man Raum, um zu experimentieren?
Der größte Fehler, den Berufsanfänger/Young Professionals in der Kommunikation machen können, ist ...:
... zu schnell Karriere machen zu wollen, ohne überhaupt das Fundament gegossen zu haben. Kommunikation ist eben zu einem großen Teil gutes Handwerk. Und das muss man lernen.
Ein Mitarbeiter begeistert Sie, wenn ...:
… er oder sie frei und ohne Schranken denkt und ein gutes Gespür für's Gegenüber hat.
Mit Blick auf den Nachwuchs/Young Professionals: Wo/bei welchen Kompetenzen sehen Sie die größten Defizite?
Oft fehlen Ausdauer und Genauigkeit. Vermeintliche „Fleißarbeit“ mag kaum Thrill mit sich bringen, ist aber meist für den jeweiligen Kunden von größter Wichtigkeit.
Welche Kompetenzen brauchen moderne Kommunikatoren unbedingt?
Die Digitalisierung der Kommunikation bringt mit sich, dass Geschwindigkeit und Transparenz extrem zunehmen. Häufig ist daher erforderlich, spontan öffentlich zu kommunizieren – oder Momente zu nutzen, um clevere Kreation auszuspielen. Dafür brauchen gute Kommunikatoren vor allem ein breites Wissen rund um das aktuelle Mediennutzungsverhalten ihrer Zielgruppen, Mut zu Entscheidungen und zu kontextualer Kreation.
Welche Kompetenzen haben im Vergleich zu vor zehn Jahren an Bedeutung verloren?
Ich glaube, die Bedeutung des Begriffs ‚Beratungskompetenz’ hat sich verändert. Als Kommunikationsprofis müssen wir heute mehr und noch aktiver zuhören als früher – auch bereit sein, zusammen mit den jeweiligen Zielgruppen oder Kunden zu lernen und Lösungen zu entwickeln.
Welche Kompetenzen kommen in der Kommunikation niemals aus der Mode?
Klare Kommunikation mit Haltung.
Digitale Kompetenzen braucht heute jeder. Was heißt Digitalkompetenz eigentlich konkret?
Uih – da gibt’s ganz viele Definitionen. ;-) „Digitalkompetenz“ gibt es aus meiner Sicht per se gar nicht. Es gibt ja auch keine „Analogkompetenz“. Es gibt Kommunikationskompetenz. Ich muss wissen, wie und wo und mit welchem Content ich meine Zielgruppen über ihr aktuelles digitales Mediennutzungsverhalten am besten erreiche (technologisch-generierte Kommunikationskanäle und -formate). Diese ändern sich rasant. Die Veränderungen frühzeitig zu erkennen und diese als First-Mover intelligent zu nutzen, halte ich für einen der wichtigsten Erfolgsfaktoren.
Müssen moderne Kommunikationsprofis (künftig) programmieren können?
Selber (hoffentlich!) nicht – aber sie müssen wissen, was geht. Oder am besten wollen sie mehr als das, was sie denken, was geht. Ich persönlich glaube fest daran, was Albert Einstein sagte: „Imagination is more important than knowledge“.
Welche Aufgaben in der Kommunikation werden künftig von Maschinen/Künstlicher Intelligenz erfüllt?
Künstliche Intelligenz bietet für die gesamte Customer Journey großes Potential – sowohl um die richtigen Zielgruppen zu erschließen als auch um sie noch gezielter und individueller anzusprechen. Kommunikation kann dadurch schneller, flexibler und auch besser werden, da sie sich in einem stetigen Optimierungsprozess befindet. Eine zentrale Fähigkeit bzw. Aufgabe wird jedoch immer beim Menschen liegen: die Empathie, Bedürfnisse der Unternehmen und ihrer Zielgruppen richtig zu erfassen und durch Erfindergeist die richtigen Antwort zu geben. Geschickt verzahnt lassen sich meiner Meinung nach durch die Vernetzung von menschlicher mit künstlicher Intelligenz ungeahnte neue Potentiale heben, die den Zeitgeist treffen.
Eine Fähigkeit, die ein moderner Kommunikator unbedingt braucht, aber an der Universität nicht lernt:
Ich maße mir nicht an zu beurteilen, was man aktuell NICHT an den Unis lernt. Was man, glaube ich, aber in der Kindheit lernt – oder aber (leider) verliert – ist die Fähigkeit, konstant neugierig und mutig zu sein. Diese Fähigkeit braucht man als moderner Kommunikator heute definitiv.
Einen schlechten Chef erkennt man an ...:
... uninteressierten und schwachen Mitarbeitern.
Tipp: Seien Sie dabei beim großen PR Report Camp in Berlin! Am 13. November, am Tag der Verleihung der PR Report Awards, bringen wir in der Hauptstadt Young Professionals, Berufseinsteiger und Studenten mit potenziellen Arbeitgebern zusammen. Unser Karriereforum steht unter dem Motto "Was mit PR? Dann aber gleich richtig!"
Mit dabei sind Bayer, Bertelsmann, Brunswick, Commerzbank, DAPR, Fischer-Appelt, GK Personal- und Unternehmensberatung, Hill + Knowlton Strategies, Klenk & Hoursch, Kommpassion, Loesch Hund Liepold, Pioneer Communications, Porsche, PRCC, Schuhmann Personalberatung und Thyssen-Krupp.
Auch sonst gibt es an diesem Tag ein abwechslungsreiches Tagesprogramm:
25 Top Cases – das leisten Deutschlands PR-Profis: Eine Auswahl der besten Projekte des Jahres - präsentiert von ihren Machern.
PR Report Werkstatt: Es wird gehämmert, geschraubt und gefeilt - verschiedenen Sessions und Workshops der PR Report Werkstatt zeigen, wie moderne PR-Arbeit funktioniert.
Das Finale von #30u30: Der Jahrgang von 2018 tritt in Zweierteams im Finale des diesjährigen Wettbewerbs gegeneinander an und kämpft um die Trophäen in der Kategorie "Young Professional des Jahres".
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