Bundesregierung enttäuscht Public-Affairs-Entscheider
Die Große Koalition wird im ersten Jahr ihrer Regierungszeit von Public Affairs-Entscheidern mit Skepsis betrachtet. Das geht aus der aktuellen Ausgabe der jährlichen Public-Affairs-Umfrage von MSL hervor. Die Mehrheit der Befragten bewertet die Regierungsarbeit mit "schlecht" (54 Prozent) oder "sehr schlecht" (2 Prozent). Insgesamt 45 Prozent stimmen für "sehr gut" oder "gut".
Die neue Bundesregierung fällt damit gegenüber den Umfrageergebnissen der christlich-liberalen Koalition in den vergangenen beiden Jahren zurück. 2013 wurde die Bestmarke in der jährlichen Studie von MSL Germany erreicht. 66 Prozent bewerteten die Leistung der Bundesregierung damals mit "gut", 8 Prozent sogar mit "sehr gut".
Insgesamt aber startet die Große Koalition mit besseren Werten als seinerzeit Schwarz-Gelb: Die Leistung der Koalition aus CDU/CSU und FDP wurde im ersten Jahr ihrer Amtszeit nur von 31 Prozent der Befragten als "gut", dagegen von 67 Prozent als "schlecht" oder "sehr schlecht" beurteilt.
Die Skepsis der Befragten spiegelt sich in der Einstufung der Arbeit der Bundesregierung in den einzelnen Politikbereichen wider. Wie 2013 wird die Wirtschaftspolitik am besten bewertet, allerdings mit 50 Prozent der Stimmen für "gut" auf einem deutlich niedrigeren Niveau als 2013. Damals bescheinigten 87 Prozent der Regierung eine "gute" oder "sehr gute" Leistung.
In diesem Jahr ist der Bereich "Arbeit und Soziales" mit nur 19 Prozent positiver Bewertungen Schlusslicht in der Zustimmung. Die Bereiche Bildung und Energie werden zu jeweils 52 Prozent mit "schlecht" beurteilt, bei Energie votieren weitere 15 Prozent mit "sehr schlecht". Die Netzpolitik halten 26 Prozent der Befragten für gut und 50 Prozent für "schlecht" oder "sehr schlecht".
Ein schlechtes Zeugnis stellen die Public-Affairs-Entscheider auch der in dieser Legislatur besonders kleinen Opposition aus. 70 Prozent beurteilen die Leistung im ersten Jahr der Legislaturperiode mit "schlecht", 24 Prozent mit "sehr schlecht". Nur 6 Prozent finden, dass die beiden Oppositionsparteien "gute" Arbeit leisten.
Für die von Steffen Seibert als Chef des Bundespresseamtes verantwortete Außen- darstellung der Bundesregierung geht die Bewertungskurve in diesem Jahr zum zweiten Mal in Folge nach oben: inzwischen bewerten 67 Prozent der Befragten die Öffentlichkeitsarbeit der Bundesregierung mit "gut" oder "sehr gut" - ein erneuter Anstieg im Vergleich zu den Werten von 59 Prozent in 2013 und 39 Prozent in 2012.
Selbstbild und Transparenz
Seit der Public Affairs-Umfrage 2009 wurden die Befragten um eine Einschätzung des Branchenimages gebeten. 15 Prozent sehe eine Verbesserung des Images, ein Plus von 3 Prozent. 76 Prozent vertreten die Meinung, dass sich nichts verändert habe (+ 14 Prozent). Nur noch 9 Prozent sehen eine Verschlechterung, das sind 17 Prozent weniger als 2013.
Mit 84 Prozent der befragten Public Affairs-Entscheider spricht sich die große Mehrheit für ein verpflichtendes Lobbyregister aus, nur 15 Prozent sind dagegen. 65 Prozent befürworten dabei eine verpflichtende namentliche Registrierung von Interessenvertretern, aber ohne die Angabe weiterer Daten. 19 Prozent sind für ein verpflichtendes Register mit möglichst umfassender Angabe verschiedener Daten wie Budgets oder Personalstärke.
Klassische Kommunikationsinstrumente sind für Public Affairs-Verantwortliche die wichtigsten: 100 Prozent nutzen persönliche Treffen mit Entscheidungsträgern für den Dialog. 83 Prozent führen Politische Salons oder Parlamentarische Abende durch, in den letzten beiden Jahren waren es noch rund zwei Drittel der Befragten. Workshops oder Frühstücksveranstaltungen mit der Arbeitsebene aus dem Deutschen Bundestag veranstalten 57 Prozent (+ 6 Prozentpunkte). Der Einsatz von Newslettern sinkt dagegen von um 11 Prozentpunkte auf 22 Prozent.
54 Prozent der Befragten setzen auf das Social Web. Facebook ist hier weiterhin die Nummer 1 mit 51 Prozent (+ 8 Prozentpunkte). Der Abstand zum zweitplatzierten Twitter schmilzt allerdings auf 3 Prozentpunkte. Twitter konnte um 11 Prozentpunkte auf 48 Prozent zulegen. Einen großen Sprung machte Xing, das um 16 Prozentpunkte wächst und von 31 Prozent der Befragten zur Pflege politischer Kontakte genutzt wird.
Als Datenbasis gibt MSL 60 im Juli 2014 ausgefüllte Fragebögen an.