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Sabine Richter
18.07.2014   News
"Einsteiger brauchen den Mut, die Welt neu zu erfinden"
 
Die Nachwuchsdebatte geht in die nächste Runde: Als Antwort auf die Wettbewerbskonzepte der #30u30-Crew diskutieren deren Chefs die Forderungen der Generation Y - etwa Faktor 3-Vorstand Sabine Richter, deren Mitarbeiterin Vanja Unger gemeinsam mit Daniela Sauer das Employer-Branding-Konzept "Be who you are - PR.PRovides.Space" in den #30u30-Wettbewerb einbrachte.

Frau Richter, was halten Sie von dem Konzept, das Vanja Unger und Daniela Sauer entwickelt haben?

Sabine Richter: Die Idee zu einem Wettbewerb aufzurufen bei dem maßgeschneiderten Agentur-Jobs sowie eine Kampagne mit den Gewinnern im Mittelpunkt die Hauptpreise sind, finde ich thematisch sehr passend. Der Grund: Das Konzept zeigt den großen Facettenreichtum der Kommunikationsbranche, echte Gesichter und Geschichten verleihen der Kampagne Authentizität.

Was halten Sie von der Nachwuchsdebatte, die sich in den vergangenen Monaten durch die Branche gezogen hat? 

Ich verfolge die Debatte sehr aufmerksam, denn natürlich sind auch wir auf guten Nachwuchs angewiesen. Die Forderungen nach einer angemessenen Vergütung und einer guten Work-Life Balance kann ich gut nachvollziehen – jedoch nicht die nach einer Abschaffung des Volontariats. Das ist und bleibt meiner Meinung nach für Einsteiger, die frisch von der Uni kommen, absolut notwendig. Denn Faktenwissen allein macht noch keinen guten Kommunikationsberater, es ist häufig die Erfahrung, die zählt.

Es gibt jedoch einige Einsteiger, die beispielsweise durch Praktika schon Erfahrungen gesammelt haben. Ist auch für sie ein Volontariat Ihrer Meinung nach Pflicht?

Natürlich sind Theorie und Praktika sehr wichtig, um erste Einblicke zu gewinnen, doch reicht diese Erfahrung meist nicht aus. Ohne tiefe Branchen- und Marktkenntnisse sowie ein gutes Netzwerk kann man das Berufsbild des Beraters nicht ausfüllen, dem Kunden kein Sparringspartner auf Augenhöhe sein.

Wie begegnen Ihnen die Forderungen der Generation Y in der Praxis?

Ehrlich gesagt recht selten – wir haben die Erfahrung gemacht, dass unsere Volontäre mit dem Ausbildungsprogramm sehr zufrieden sind – und da es ein Teil der Ausbildung ist, auch die Vergütung von ihnen und Bewerbern als angemessen empfunden wird. Agenturen und Unternehmen sind hier jedoch in der Pflicht, die Ausbildung ernst zu nehmen. Das heißt, Einsteigern eine Orientierungsphase und gewissermaßen auch Schutzzeit während ihres Volontariats zu ermöglichen, sie zu coachen, regelmäßiges Feedback zu geben. Nur dann sind die branchenüblichen Einstiegsgehälter gerechtfertigt. Um unsere Volontäre gezielt auszubilden und zu fördern, bieten wir bei Faktor 3 ihnen beispielsweise wöchentlich auf sie zugeschnittene Fortbildungen in der Faktor 3 Academy.

Wie sehen Sie das Arbeitgeberimage der Branche und der Agenturen im Besonderen?

Ich denke, dass insbesondere das Arbeitgeberimage von Agenturen als recht negativ wahrgenommen wird. Es wird unterstellt, sie wären „Durchlauferhitzer“, man müsse Tag und Nacht arbeiten – bei geringer Vergütung und schlechter Atmosphäre.

Entspricht das Image Ihrer Meinung nach der Realität?

Überhaupt nicht, zwölf Arbeitsstunden stehen bei uns nicht auf Tagesordnung und eine gute Atmosphäre hat für uns höchste Priorität. Weiterhin ist das Agenturgeschäft zwar ein hartes, aber auch ein sehr interessantes. Man hat den Luxus strategisch sowie operativ arbeiten zu können und die Arbeit ist sehr abwechslungsreich – etwas, das die Generation Y ja auch fordert.

Was denken Sie, wie sich das Berufsbild des Kommunikationsberaters wandeln wird? 

Ich denke, dass es zukünftig eine größere Ausdifferenzierung geben wird. Weg vom Generalisten, hin zum Experten. Gleichzeitig wird ein hohes Digital-Verständnis Grundvoraussetzung sein.

Worauf legen Sie bei Neueinsteigern wert?

Müsste ich es mit einem Wort zusammenfassen, würde ich sagen: Leidenschaft. Nur, wenn man von etwas begeistert ist, ist man richtig gut. Weiterhin halte ich journalistische Erfahrung nach wie vor für wichtig, um zu verstehen, wie unsere Multiplikatoren eigentlich ticken. Außerdem brauchen Einsteiger Flexibilität und Mut, Dinge auszuprobieren. Die Freude am Publizieren – zum Beispiel durch das Schreiben eines eigenen Blogs – und ein breites Interessenspektrum sehen wir auch gern.

Welchen Rat würden Sie Einsteigern basierend auf Ihren persönlichen Erfahrungen mit auf den Weg geben?

Ich empfehle Einsteigern, frühzeitig zu hinterfragen für welche Branche, welchen Markt sie sich persönlich begeistern. Sich nicht von der Außenwelt treiben zu lassen, gezielt Expertentum zu entwickeln. Weiterhin unterschätzt gerade die junge Generation häufig den Netzwerkaspekt – doch auch im digitalen Zeitalter leben wir von Relations. Deshalb mein Rat: Bauen Sie Netzwerke auf, pflegen Sie sie! Und: Haben Sie den Mut, die Welt immer mal wieder neu zu erfinden! Denn das ist es, wovon die Kommunikationsbranche auch lebt.

Interview: Vanja Unger
 

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