Die PR Jury in Cannes hat den dritten Tag hinter sich und langsam verstehen sich die 21 PR Profis aus aller Welt als eingeschworene Familie, die über 25 Stunden Video-Watching hinter sich hat.Dieses Gruppengefühl ist auch nötig, denn nun wird die Jury zum ersten Mal nicht mehr in Kleingruppen diskutieren, sondern als gesamte Jury zusammenkommen.
Auf dem Tisch liegen dann – aber Moment, so kann man das nicht sagen, denn die Einreichungsunterlagen liegen nicht wirklich auf dem Tisch. Die Jury bekommt jeweils ein zweiminütiges Video zu sehen (nur sehr wenige Agenturen haben auf ein Video verzichtet), und eine Kurzbeschreibung, die man auf seinem Abstimmungs-Tablet lesen kann.
Einige Agenturen haben noch zusätzliches Anschauungsmaterial mitgeschickt, das dann die Runde macht. Schon im Vorfeld der Cannes Lions bekam jeder Juror eine ziemlich fette Hausaufgabe. Jeder von uns hat sich hunderte Awardeinreichungen im Vorfeld angesehen, um schon einmal die schwächsten 20 Prozent herauszufiltern. Die verbleibenden 80 Prozent wurden in den letzten drei Tagen in Kleingruppen diskutiert, um erneut 35 Prozent auszusieben.
Heute wird sich die Jury sich über den Rest beugen, was voraussichtlich immer über hundert Einreichungen sind. Jede Menge also, um über Bronze, Silber, Gold und letztendlich den Grand Prix der PR zu debattieren. Gewinnen können leider nur wenige und das ist angesichts der großartigen Arbeiten aus so vielen Ländern wirklich Schade, und auch eine Qual für die Jury.
Viele sehr gute PR-Kampagnen haben es nicht in die letzte Runde geschafft. Viele, die großartige Ergebnisse erzielen konnten. Viele, in denen unendlich viel Arbeit und Mühen steckt. Viele, die grundsolide und mit bestem PR-Handwerk durchgeführt wurden und die genau das erreicht haben, was der Kunde sich gewünscht hatte. Viele, die sich mutig für wichtige Themen einsetzten. Viele, die Menschen mit schweren Schicksalen geholfen haben. Viele Arbeiten, über die man sich freut und stolz ist, in dieser Branche zu arbeiten.
Doch der Wettbewerb bei den Cannes Lions ist unglaublich hart. In der Masse der vielen Einreichungen ist solide und gute Arbeit dann leider nicht ausreichend. Es muss auch noch diese ganz spezielle Art der Kreativität dazu kommen, um schließlich ein Gesamtpaket zu schnüren das 21 internationale PR Profis überzeugt. Und am Montag werden wir sehen, welche Arbeiten das "Cannes-Lion-Paket" schnüren konnten.
Petra Sammer ist Chief Creative Officer bei Ketchum Pleon in München und in diesem Jahr Jurymitglied bei den PR Lions in Cannes. Hier berichtet sie in loser Reihe, was sie dort in den Awards-Hinterzimmern erlebt.