Die meisten Journalisten (61%) haben häufig zu wenig Zeit für weitergehende Recherchen. Dies ergab eine Umfrage des Recherchetool-Anbieters
Response Source. Die befragten Journalisten verwenden durchschnittlich rund ein Drittel (163 Minuten) des Arbeitstages für die journalistische Recherche.
Die befragten Journalisten nutzen das Internet in erster Linie zum Beobachten der Nachrichten- und Themenlage.
Zu einem ähnlichen Ergebnis kam jüngst auch eine Studie des PR-Software-Anbieters Cision. Aber auch für die Recherche-Arbeit spielt das Internet eine zentrale Rolle: 85% der befragten Journalisten nutzen das Internet zur Ermittlung von Quellen/Kontaktdaten, 84% zum Einholen von Informationen und Zusatzmaterial und 76% zur gründlichen Recherche von komplexen Sachverhalten.
Bei der Recherche greifen Journalisten mit deutlichem Abstand am häufigsten auf Suchmaschinen und E-Mails zurück. Eine deutlich geringere Bedeutung haben Webseiten von Parteien/Politikern, Chats/Blogs/Foren, Business- Netzwerke und Recherche-Dienstleister. Weniger als ein Drittel (29%) aller befragten Journalisten erachten die sozialen Netzwerke (Facebook, Google+, Twitter) als wichtig für ihre Recherche-Arbeiten. Insgesamt hat sich der Anteil der Online-Recherche am Gesamtrechercheaufwand im Vergleich zu 2008 deutlich erhöht (2014: 58% und 96 Min., 2008: 48% und 79 Minuten).
Inhouse-Recherchepools seltenNur 17% aller befragten Journalisten erhalten Unterstützung aus dem eigenen Haus in Form von Recherche-Pools. Rund 19 Prozent der Journalisten greifen auf externe Recherche-Tools wie den idw Informationsdienst Wissenschaft, ResponseSource.de oder Media Diplomat zurück. Dabei geben 33 Prozent der befragten Journalisten an, dass Ihnen diese Recherche-Dienstleister bis dato nicht bekannt waren.
SelbstdarstellungRund die Hälfte der befragten Journalisten sind der Meinung, dass sie sich als individuelle "Marke" präsentieren müssen, um erfolgreich zu sein. Vier von fünf (79%) der befragten Journalisten verbreiten ihre eigenen journalistischen Inhalte über Internetdienste wie Facebook, Twitter, Google+, Blogs/Foren etc. Am häufigsten verwenden die befragten Journalisten dafür Facebook und Twitter.
GeschäftsmodelleMehr als zwei Drittel (71%) der befragten Journalisten arbeiten für werbefinanzierte Medien. Nahezu alle Journalisten (96%) arbeiten für Medien, die journalistische Inhalte im Internet zur Verfügung stellen. Die Mehrzahl (64%) dieser journalistischen Inhalte sind kostenlos und ohne Registrierung verfügbar. Weitere 15 Prozent verwenden ein sogenanntes Freemium-Modell, bei dem Inhalte teilweise kostenlos, teilweise kostenpflichtig für bestimmte Inhalte angeboten werden. 40 Prozent der befragten Journalisten haben bereits für journalistische Inhalte Dritter im Internet bezahlt. Für die Online-Ausgabe des eigenen Mediums würden aber 38 Prozent der befragten Journalisten kein Geld bezahlen.
Crowdfunding-Modellen stehen Journalisten offen gegenüber: Nur 11 Prozent der befragten Journalisten halten nichts von Crowdfunding für unabhängige journalistische Projekte. Es fehlt jedoch an Erfahrungswerten. Nur 6 Prozent haben schon einmal ein journalistisches Projekt über eine Crowdfunding-Plattform mitfinanziert. Lediglich 1 Prozent hat schon einmal ein eigenes journalistisches Projekt auf einer Crowdfunding-Plattform zur Finanzierung ausgeschrieben.
Journalistisches RollenselbstverständnisDie höchste Zustimmung erhalten Rollenbilder, die auf Vermittlung und Information ausgerichtet sind. 86 Prozent der befragten Journalisten geht es in ihrem Beruf darum, das Publikum möglichst neutral und präzise zu informieren (53% stimmen voll und ganz zu, 33% stimmen eher zu). Aktive politische Ziele des Journalismus (politische Tagesordnung beeinflussen und Kontrolle der Bereiche Politik, Wirtschaft und Gesellschaft) sowie die Präsentation eigener Ansichten verzeichnen die geringste Zustimmung.
Im Vergleich zu 2005 ist es Journalisten heute wichtiger, komplexe Sachverhalte zu erklären und zu vermitteln (+12%), während es tendenziell weniger wichtig ist, möglichst schnell Informationen zu vermitteln (-7%). Das legt für die Autoren der Studie die Vermutung nahe, dass der Content wichtiger ist als der Zeitfaktor.
Der Großteil der 1.344 befragten hauptberuflichen Journalisten aller Mediengattungen in Deutschland arbeitet für Zeitschriften (39%) oder Zeitungen (25%).