Keine Ausreden mehr: Zu Transparenz ist schon alles gesagt
Es soll in Unternehmen doch tatsächlich noch immer Grundsatzdebatten über das Für und Wider von Transparenz geben. Noch immer verhindern Kulturpessimisten und Betonköpfe mit Horrorszenarien selbst eine behutsame Öffnung und Ansätze von Dialogbereitschaft.
Da werden philosophische feuilletonistische Meinungsbeiträge zu Transparenz herangezogen, die in der Tendenz zu immer mehr Transparenz etwas Zerstörerisches, Totalitäres sehen. Ich halte das für Mumpitz, genauso wie die Drohkulisse einer "Radical Openness".
Transparenz ist eine Chance für die Demokratie
Ich teile vielmehr die Meinung von Kofi Annan: "Transparency is an extremely powerful tool that will help to make a better world." Denn neue Formen und mutige Vorbilder von freiwilliger Transparenz sind Voraussetzung für eine zwingend nötige funktionierende antagonistische Kooperation der großen globalen Akteure Wirtschaft, Politik und NGOs.
Sind wir doch mal ehrlich: Die meisten Forderungen nach mehr Transparenz von politischem und unternehmerischem Handeln sind in der Regel sehr gut begründet.
Wem es gelingt, diesen gewachsenen Transparenzerwartungen freiwillig, frühzeitig gerecht zu werden, wird mit Vertrauen belohnt. Und Vertrauen ist die Grundlage für erfolgreiches Reputationsmanagement.
Diesen Zusammenhang haben viele Unternehmen nach einer Dekade intensiver Transparenzdiskussionen inzwischen verstanden. Ergebnis: Immer mehr Unternehmen öffnen sich. Transparenz, so lautet das Ergebnis einer Studie des Instituts für Kommunikations- und Medienwissenschaft der Universität Leipzig, ist inzwischen sogar angekommen als Vorstandsthema. Bei der Frage nach den Zielen der Unternehmenskommunikation steht für das Topmanagement "Transparenz über die Unternehmenspolitik und Strategie schaffen" auf dem fünften Rang - mit einer Zustimmung von immerhin 73 Prozent.
Transparenz zieht immer häufiger ein in Leitbilder, wird zum Wert erhoben. Sogar die Lebensmittelindustrie fällt inzwischen durch mutige Vorbilder und Initiativen auf.
Keine Frage des Geldes
Wer den Schuss noch nicht gehört hat, oder die Augen weiterhin vor den veränderten Realitäten im Zeitalter der Transparenz verschließen möchte, kann dies gerne tun. "Das war mir gar nicht klar!"-Ausreden gelten aber längst nicht mehr, wenn das Kind in den Brunnen gefallen ist. Denn zu den Chancen von transparenter sowie den Risiken intransparenter Unternehmensführung ist inzwischen alles gesagt.
Für mich steht fest: Mehr Transparenz ist heute keine Frage mehr des Geldes oder mangelnden Wissens, sondern nur noch eine Frage des Wollens.
Dr. Volker Klenk, 51, ist Vorstand der Klenk & Hoursch AG, Agentur für Corporate & Brand Communications in Frankfurt am Main.
Nachdem er viele Jahre lang auf transparenz.net zu den Chancen von transparenter sowie Risiken intransparenter Unternehmensführung gebloggt hat, kommentiert er künftig als Kolumnist auf prreport.de aktuelle Themen der Unternehmenskommunikation.