Das Dornröschen an der Elbe
Job erledigt, sagt sich Michael Maillinger offenbar. Nach zwei Jahren verlässt der Berliner den Medienbeobachter Meta und heuert zum 1. März bei Kantar an.
Es galt, Meta durchs Tal zu führen, auch gegen das Wort Sanierung wehrt sich der österreichische Meta-Gesellschafter Erich Pellech nicht. „Es gab einiges aufzuarbeiten“, sagt er, sieht sich mittlerweile aber wieder in der Spur. Am neuen Büro in Berlin will er neben dem Frankfurter Standort festhalten, beide sollen absehbar gesellschaftsrechtlich unter ein Dach geführt werden.
In den vergangenen Jahren hatten sich Schwergewichte wie die Deutsche Bahn und BMW von Meta verabschiedet, bis heute kämpft Meta um Dax-Unternehmen. In dem hochpreisigen Segment heißen die Wettbewerber Prime und vor allem Unicepta in Köln. Mandate von Telekom, Lufthansa, Conti und BASF gingen zuletzt an den Rhein.
Meta reüssierte jüngst bei Kunden wie Osram, Kion, dem Europäischen Parlament oder der Schweizer Bahngesellschaft SBB. Pellech sieht seine Stärken in Branchen wie Banken und Energie, dazu Verkehr und Infrastruktur. Viele Kunden sind Verbände.
Er scheint es nicht eilig zu haben, Maillingers Posten zu neu besetzen. Er suche nicht aktiv, mit zwei Kandidaten sei er im Gespräch. Pellech gilt als zurückhaltend, was Investitionen angeht. Während die Wettbewerber mit Blick auf die zunehmend internationale Struktur von Konzernkunden Standorte in Asien und Amerika hochziehen, sieht er kein Heil in zusätzlichen Büros in Übersee. Pellechs Fokus sind Unternehmen in der DACH-Region, deren internationalen Radar könne man auch von Europa aus betreiben. Komfortable Produkte etwa seien ein größerer Wettbewerbsvorteil.
Pellechs Ex-Manager Maillinger muss sich mehr Druck machen, in die Offensive zu gehen: Verglichen mit dem weltweit potenten Auftritt von Kantar schlummert die deutsche Dependence den Dornröschenschlaf. Kantar bleibt hierzulande offenbar auch nach Meinung der Köpfe in Paris und in London hinter seinen Möglichkeiten zurück.
Mit Maillingers Vorgänger Jörg Kramer war offenbar keine gemeinsame Linie in die Zukunft zu finden, was bereits im Herbst zur Trennung geführt hatte. Kramer gründete das Unternehmen einst unter dem Namen Presswatch, verkaufte an TNS, das später von WPP geschluckt und bei Kantar eingegliedert wurde. Sein schneller Ausstieg hat dem Vernehmen nach in Hamburg zu Irritationen geführt, Kramer hatte starken Rückhalt bei der Belegschaft. Die muss Maillinger nun hinter sich bringen.
Dabei ist ihm noch vor Amtsantritt Analysechefin Susanne Dall abhanden gekommen, die dem Unternehmen neun Jahre die Treue hielt. Sie fängt in diesen Tagen bei Unicepta an. Die Kölner wollen die Analyseabteilung von Theres Essmann ausbauen. Im Herbst kam bereits Prime-Research-Mann Jochen Kaiser.