Auszug des Fürsten
Automobilklub ADAC in der Krise Ein enormer Frust entlädt sich dieser Tage offenkundig gegenüber dem ADAC. Medien und Politik arbeiten sich an den Münchnern ab, die Automobilindustrie distanziert sich. Fast scheint es, als würden sie es ihnen ein wenig zurückzahlen wollen, diesen Auto-Klubbern, hinter denen in Wahrheit ein potentes Wirtschaftsunternehmen steckt – eines mit fast erpresserischer Macht gegenüber Marktteilnehmern und Politik. Der ausgeschiedene Kommunikationschef Michael Ramstetter war sich seiner Macht bewusst, und dem Vernehmen nach wusste er auch, das deutlich zu machen. Vom „Rambo“ schrieben selbst Publikumsmedien zuletzt, auch nach innen hielt er die Zügel straff. Helle Köpfe sitzen bei Ramstetter in München, seine Abteilung ist personell wie technisch opulent ausgestattet. Die Kundenzeitschrift „Motorwelt“, deren Chefredakteur Ramstetter war, gilt als Deutschlands reichweitenstärkstes Printmedium. Allenfalls in der digitalen Kommunikation gibt es Luft nach oben. Dennoch gelang es nicht, diese PS auf die Straße zu bringen und die Basis zu aktivieren. Vor dem aktuellen Vertrauensverlust mangelte es offensichtlich bereits am Interesse und der Akzeptanz der Mitglieder, aus der der ADAC die Rechtfertigung für seine Aktivitäten neben der Pannenhilfe ableitet. Genau diesen Eindruck wollte Ramstetter sicher vermeiden. Ramstetter hat manipuliert. Die hohen Herren des ADAC wälzen demonstrativ alle Schuld auf ihn ab. Doch dass alles alleine auf seine Kappe gehen soll, scheint eher unglaubwürdig. Es ist unwahrscheinlich, dass es keine Mitwisser gab, auch wenn wohl unter der Decke bleiben wird, wer entscheidende Hinweise an die Presse spielte. Vielleicht darf man dieses Detail zumindest als Absage an eine autoritäre Führungskultur begreifen.