Nicht nur Unternehmen, sondern auch Verbände, Parteien und Einzelpersonen versuchen auf die verschiedensten Arten und Wege, durch Eingreifen in die Artikel der Online-Enzyklopädie Wikipedia ihr Bild in der Öffentlichkeit zu schönen, heißt es in einer Studie der Otto-Brenner-Stiftung. "Die interne Struktur von Wikipedia vermag es nicht, PR in Wikipedia effektiv zu verhindern", kritisiert der Autor.
Mehr Transparenz
Als "größtes Manko" von Wikipedia bezeichnet darin der Autor der Studie, der Journalist Marvin Oppong, den Umstand, "dass nicht erkennbar ist, wer hinter einer Änderung in Wikipedia steht, wenn die Person, die die Änderung vornimmt, sich vorher nicht registriert hat." Somit könnten Unternehmen, Verbände und andere Interessierte "theoretisch Wikipedia-Accounts anlegen, die neutral aussehen, und von dort aus Änderungen in Wikipedia vornehmen, die das Unternehmen in einem positiven Licht erscheinen lassen", befürchtet er. Sein Vorschlag: "Mit einer verpflichtenden Offenlegung von Unternehmensaccounts wäre dieses Problem gelöst" - auch wenn es dann immer noch andere Wege gebe, wie diese Gruppen Einfluss auf Beiträge nehmen könnten, sei dies schon ein Fortschritt.
SanktionenOppong fordert zudem Sanktionen bei Regelverstößen in Wikipedia. So könnten Regelverstöße auf einer neu zu schaffenden Spezialseite veröffentlicht und dokumentiert werden, schlägt er vor. In der Satzung des Vereins Wikimedia könnte seiner Ansicht nach zudem vorgesehen werden, dass nur Personen für Ämter kandidieren können, die sich zuvor keines Regelverstoßes in Wikipedia schuldig gemacht haben.
Um Regelverstöße festzustellen, zu ahnden und die Einhaltung der Wikipedia-internen Regeln effektiv zu kontrollieren, fordert der Autor unabhängige Kontrollgremien.
Zu den weiteren Forderungen des Autors zählen ein Ethik-Kodex für Wikimedia und Wikipedia Deutschland, der etwa auf den Umgang mit Interessenkonflikten eingeht sowie eine bessere Verlinkung auf die Quellen und mehr Benutzungs-Infos für Einsteiger.
Link
zur Studie "Verdeckte PR in Wikipedia".