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News / "Auf jeden Fall vorher mindestens einmal testen"
Stefan Keuchel
13.12.2013   News
"Auf jeden Fall vorher mindestens einmal testen"
 
Google Hangout ist eine von vielen Video-Realtime-Techniken, die im Internet für PR-Aktionen zur Verfügung stehen - zum Beispiel für eine Pressekonferenz. Stefan Keuchel, PR Manager bei Google Deutschland, erläutert die Vorteile der Online-PK und ihre Grenzen und erklärt, was es dabei zu beachten gilt.

2011 gab es die erste Online-Pressekonferenz bei Google. Wie viele On Air Pressekonferenzen und andere PR Events wurden inzwischen bereits über Google+ Hangouts realisiert und wie ist der Trend?

Stefan Keuchel: Die genaue Zahl kann ich leider nicht nennen, weil ich natürlich nicht über jede einzelne Pressekonferenz informiert bin, die per Hangout durchgeführt wird. Dennoch stellen wir erfreut fest, dass immer mehr Unternehmen und PR Agenturen die Vorteile der Hangouts für Pressekonferenzen erkannt haben und nutzen. Die Vorteile sind offensichtlich: Man ermöglicht Journalisten an einer Pressekonferenz teilzunehmen, ohne extra dafür anreisen zu müssen. Das ist besonders von Vorteil, wenn man beispielsweise eine PK in Köln durchführt und gerne Journalisten aus München oder Hamburg dabei haben möchte. Das Feedback der Journalisten ist wirklich hervorragend und ich bin davon überzeugt, dass wir in naher Zukunft eine Menge weiterer Online-Pressekonferenzen sehen werden.

Selbst Wladimir Klitschko überträgt seine Pressekonferenzen inzwischen online. Wie viele Zuschauer und welche Reichweite können denn Promis oder Top-Themen durch solche Online-PR-Events Ihrer Meinung nach erreichen?

Wir freuen uns natürlich sehr darüber, dass Hangouts inzwischen auch von vielen Prominenten wie Wladimir Klitschko, Bastian Schweinsteiger, Jamie Oliver, David Beckham oder vor ein paar Monaten auch der Bundeskanzlerin genutzt werden. Einer der Vorteile der Hangouts On Air ist ja, dass es direkt im Anschluss an den Hangout eine Videoaufzeichnung auf YouTube gibt. So können Interessierte, die nicht live an dem Hangout teilnehmen konnten, sich die Aufzeichnung in aller Ruhe zu einem passenden Zeitpunkt anschauen. Die Abrufzahlen variieren natürlich, aber im Idealfall lassen sich schon hunderttausend oder sogar mehr Nutzer erreichen.

Worin liegen die Vorteile von Online-Pressekonferenzen für Unternehmen und Journalisten, wo die Grenzen?

Einige der Vorteile liegen auf der Hand. Wie oben schon erwähnt, können Journalisten aus entfernten Orten virtuell an der Presseveranstaltung teilnehmen, Fragen stellen oder sich die Pressekonferenz später noch als YouTube Video anschauen, wenn sie zu der Uhrzeit nicht live dabei sein können. Selbst eine Teilnahme über ein mobiles Endgerät wie Smartphones oder Tablets ist möglich. Die Einrichtung der Hangouts ist kinderleicht und schnell und sie lassen sich ohne großes technisches Know-how nutzen. Der Livestream kann auf drei Kanälen gleichzeitig erfolgen: Auf der Google+ Seite, auf dem YouTube Kanal des Unternehmens und auf der firmeneigenen Homepage. Im Hangout selbst ist es möglich auch Charts oder Videos zu zeigen oder jeden Inhalt, der sich auf einem Rechner befindet. Und das alles ohne das Kosten für das Unternehmen oder die Journalisten entstehen.

Eine der Grenzen liegt bei der Zahl der Teilnehmer die aktiv am Hangout teilnehmen können. Hier liegt die Grenze bei 10 Personen.

Wir haben festgestellt, dass eine Konversation mit mehr als zehn Personen gleichzeitig eher schwierig ist, daher gibt es diese Grenze. Aber auch das lässt sich lösen, indem beispielsweise Journalisten, die ihre Fragen beantwortet bekommen haben, den Hangout wieder verlassen und Platz für neue aktive Teilnehmer machen. Außerdem können Journalisten, die nicht aktiv am dem Hangout teilnehmen, sondern nur zuschauen, auch Fragen per Twitter, Mail oder in den Kommentaren der Google+ Seite einreichen. Ein Moderator kann dann die Frage für den Journalisten stellen.

Sie müssten eigentlich den Überblick haben: Was zeichnet erfolgreiche Online-Pressekonferenzen und -Events aus? Und welche Fehler werden noch gemacht?

Ob eine Pressekonferenz erfolgreich war, oder nicht, hängt ja immer von den festgesetzten, sehr individuellen Zielen ab. Wen wollte ich erreichen? Wie viele Journalisten haben teilgenommen? Wurden die richtigen Fragen gestellt? Wurde die Botschaft erfolgreich vermittelt etc. Inhaltlich unterscheiden sich Online-Pressekonferenzen da nicht großartig von Offline-Pressekonferenzen. Ein Unterschied ist sicherlich die technische Qualität. Man sollte die Online-PK auf jeden Fall vorher mindestens einmal testen - im Idealfall mit allen Teilnehmern. Wie ist der Sound? Wie die Bildqualität? Ist alles gut ausgeleuchtet? Kann man etwas tun, um den Sound oder die Bildqualität zu verbessern? Beispielsweise durch bessere Mikrophone oder eine HD Kamera. 


Insgesamt ist ja das Thema Online-Streaming von PR-Veranstaltungen nicht mehr ganz neu. Bereits im Medien-Trendmonitor 2010 gaben rund ein Drittel der befragten Journalisten an, Events oder Pressekonferenzen per Streaming für Recherchezwecke zu verfolgen. Trotzdem sind Presseeinladungen dieser Art in Deutschland immer noch die Ausnahme. Woran liegt das Ihrer Meinung nach?

Zum einen liegt es mit Sicherheit daran, dass viele Unternehmen und auch Journalisten noch nicht von den neuen Möglichkeiten gehört oder gelesen haben. Wir bieten die Hangouts on Air ja erst seit gut einem Jahr in Deutschland an. Zum anderen war es bis zum Launch der Google Hangouts schlicht sehr kostspielig, Online-Pressekonferenzen zu streamen. Ich bin davon überzeugt, dass es in Zukunft ganz normal werden wird, dass Pressekonferenzen auch live gestreamt werden, da die technische Qualität inzwischen sehr gut ist und dem Unternehmen auch keine Kosten entstehen.

Häufig werden ganze Mitschnitte oder Zusammenschnitte der Online-Pressekonferenz danach auf Videoplattformen angeboten. Was halten Sie von dieser "Zweitverwertung"?

Sehr viel, denn so können Journalisten und andere Interessierte, die nicht live dabei sein konnten, diese Inhalte in aller Ruhe und bequem konsumieren. Als Unternehmen hat man in der Regel ja Interesse daran, möglichst viele Menschen mit den Neuigkeiten zu erreichen und Videoplattformen sind ein toller Kanal dafür.

Einige Unternehmen bieten inzwischen die Kombination aus traditioneller und Online-Pressekonferenz an. Sehen Sie hier wesentliche Unterschiede zu einer reinen Online-Pressekonferenz? Was spricht für eine solche Kombination?


Aus meiner Sicht spricht nichts dagegen. Im Gegenteil. Die Journalisten, die persönlich vor Ort sind, haben die Möglichkeit beispielsweise eine Pressemappe mit Fotomaterial mitzunehmen, nach der PK nochmal ein paar Fragen an den Referenten oder den Pressesprecher zu stellen oder auch selbst Fotos zu machen. Die Journalisten, die online an der PK teilnehmen, haben wie schon beschrieben den Vorteil auch aus größerer Entfernung an einer PK teilnehmen zu können und dabei alles Wesentliche mitzubekommen.

Wo sehen Sie persönlich den prozentualen Anteil an Online-PR-Events und Online-Pressekonferenzen bis Ende 2015?

Das ist leider sehr schwer vorherzusagen. Jedes Unternehmen sollte die Vor- und Nachteile sorgfältig abwägen und es meiner Ansicht nach zumindest einmal ausprobieren. Um eine Zahl zu nennen: 40 Prozent. Aber das ist reine Spekulation.

Stefan Keuchel ist seit 2004 Pressesprecher von Google Deutschland.

Interview: Oliver Hein-Behrens
 

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