Deutsche Ärzte haben Facebook verpennt
Der Großteil der niedergelassenen deutschen Ärzte ist sich der Relevanz von Facebook nicht bewußt. Wo andere fleißig die Interaktivität des Social Web nutzen, glänzen viele Ärzte mit wenig entwickelten und statischen Facebook-Profilen. Dies ergab eine Studie der Stuttgarter Hochschule der Medien.
99,59 Prozent der in Deutschland niedergelassenen Ärzte innerhalb der untersuchten Ärztegruppen haben kein Facebook-Profil. Die existierenden Praxis-Profile haben im Schnitt bei Facebook 175 Fans und werden 1,4 Mal pro Monat aktualisiert. Chirurgen haben dabei weitaus mehr Fans als das durchschnittliche Praxisprofil, nämlich 1.114. Sie sind auch mit 3,71 Posts pro Monat bedeutend aktiver.
Facebook kaum ausgenutzt
Facebook wird hauptsächlich genutzt, um patientenrelevante Informationen zu veröffentlichen. Nur vier Prozent setzen auf fachrelevante Nutzung der Profile. So posten Ärzte hauptsächlich Praxisinfos, Veranstaltungen, neue Behandlungsmöglichkeitn und Forschungserkenntnisse sowie Bilder von Räumlichkeiten und Praxisteam.
Dazu nennen die meisten Arztpraxen ihre Adresse und Telefonnummer auf Facebook, und 89 Prozent verlinken auf ihre Website. Mehr als 40 Prozent verzichten auf Angaben zu ihren regulären Öffnungszeiten.
Was die Interaktion angeht, verfehle der Großteil der Ärzte-Profile den Zweck von Facebook, heißt es in der Studie. Nur vereinzelt würden Praxen um Feedback bitten oder anonymisierte Patientenfragen beantworten.
Viele Ärzte sind erst seit kurzer Zeit bei Facebook aktiv und kennen sich nicht sonderlich gut damit aus. So handelt es sich bei 20 Prozent der untersuchten Seiten um persönliche Facebook-Profile statt Unternehmensseiten - obwohl Facebook die Erstellung einer eigenen Fanpage für Unternehmen ermöglicht.
Zu viele statische Seiten
Facebook werde von vielen Ärzten nicht als dialogisches Mittel erkannt, sondern vielmehr als statische Website genutzt und dem entsprechend wenig aktualisiert, kritisieren die Wissenschaftler. Insgesamt hätten nur 0,41 Prozent der deutschen Ärzte die Vorteile von Facebook erkannt und sie auch für sich nutzen. Der Hauptgrund für diese niedrige Zahl sei mangelndes Know-How.
Für die Studie wurden 545 Praxis-Seiten von zehn verschiedenen Ärztegruppen auf Facebook untersucht, danach wurden die Erkenntnise mit einer Online-Umfrage vertieft.