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News / Wikipedia will Umgang mit bezahlten Autoren regeln
Die Abstimmung bestimmt auch das Verhältnis von Wikipedia zur PR-Branche.
15.10.2013   News
Wikipedia will Umgang mit bezahlten Autoren regeln
 
In einer allgemeinen Abstimmung will Wikipedia entscheiden lassen, wie mit bezahlten Autoren umzugehen ist. So will das Wissensportal zu einer klaren Position zur PR-Branche kommen.

Es geht laut Wikipedia dabei um Fälle, in denen ein Autor bezahlt im Auftrag als Vertreter von Unternehmen und Werbeagenturen, wirtschaftlichen Vereinen, Öffentlich-rechtlichen Institutionen und Interessenverbänden agiert. Die Abstimmung soll "die bisherigen weiten Interpretationsspielräume zum Thema vereinheitlichen", um allen Beteiligten – bezahlte Autoren, Eingangskontrolle, Administratoren – eine Richtschnur für ihr Verhalten zu geben.

Bisherige Regeln

Die aktuelle Regel "Wikipedia:Interessenkonflikt" besagt: "Generell ist es ratsam, keine Bearbeitungen im Interessenkonflikt vorzunehmen, und vor allem ist es sinnvoll, keine Artikel im Interessenkonflikt anzulegen."

Diese Regel rät (auch) bezahlten Auftrags-Autoren von einer Bearbeitung im Interessenskonflikt ab, verbietet sie aber nicht. Faktisch ist editieren im Auftrag gegen Geld also ohne Einschränkung erlaubt. Dennoch ist Werbung aber verboten, und der Vorwurf des Einzweck-Kontos ist ein häufiger Sperrgrund. Einzweck-Konten sind angemeldete Benutzer, deren Bearbeitungen sich im Großen und Ganzen auf Teilbereiche beschränken und als Werbung oder Interessenvertretung aufgefasst werden können. Die Grenzen zwischen bezahltem Editieren und Werbung sind fließend, und in ihrer Interpretation herrscht ein breiter Ermessensspielraum. 

Durch bezahlte Beiträge von Unternehmen, Organisationen oder Werbeagenturen hat es bei Wikipedia zwar nach eigenen Angaben in der Vergangenheit keine großen Probleme gegeben. Doch 2011 filmten etwa Reporter die Lobbyisten der Agentur Bell Pottinger heimlich dabei, wie sie erklärten, wie sie Wikipedia-Einträge und Google im Sinne ihrer Kunden beeinflussen. 

Das neue "Meinungsbild"

Wikipedia führt die Abstimmung unter dem Titel "Meinungsbild" und ruft alle bei Wikipedia registrierten Benutzer mit Stimmrecht zur Teilnahme auf. Stimmrecht heißt, dass man mindestens zwei Monate aktiv sein und 200 Bearbeitungen vorgenommen haben muss, 50 davon im vergangenen Jahr.

Nun soll in einem ersten Schritt darüber abgestimmt werden, ob bezahltes Schreiben grundsätzlich zugelassen wird oder nicht. Wikipedia bietet dazu eine Übersicht zu den Vor- und Nachteile kommerziellen Schreibens, damit sich die Teilnehmer schnell orientieren können.

Wer kein Verbot, wohl aber eine Verschärfung der Regeln wünscht, muss dann über Fragen zum Thema Transparenz entscheiden. Wird Transparenz zur Pflicht, so könnte sich die PR-Abteilung eines Unternehmens zum Beispiel nicht mehr unter einem Pseudonym bei Wikipedia anmelden und Artikel bearbeiten.

Die Abstimmung läuft seit dem 7. Oktober und endet am 21. Oktober.
 

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