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Jörg Müller-Dünow ist geschäftsführender Gesellschafter der Agentur Markenzeichen in Düsseldorf.
07.06.2013   News
Verlasst die alten Kategorien!
 
Das kommt also heraus, wenn die Hofpostille der Kommunikationsverhinderer den Guru der 30-Sekunden-Kreativen interviewt: Willkommen in der Klischeewelt der frühen 90er Jahre! Werber denken in 30-Sekündern und PR-Leute können nicht kreativ. Die Unterscheidung, die hier zwischen Berufsgruppen gemacht wird, zeigt, dass die Kommunikationsrealität bei den Gesprächspartnern längst noch nicht angekommen ist. Es ist ja auch viel einfacher so.

Vielleicht trifft Herr Vogel mit seiner klischeetreuen Einordnung in gewisser Weise den Nagel sogar auf den Kopf. Sicher gibt es ihn noch, den vorsichtigen, traditionellen Typ Pressesprecher, der bei jedem Klingeln befürchtet, der Leibhaftige in Form des Handelsblatts rufe an und stelle die Frage aller Fragen. Der Social Media per se für Teufelszeug hält, weil man sich ja auf einen Dialog mit echten Kunden einlassen müsse. Der alles rund um Marke, Produkt oder Lifestyle am liebsten "den bunten Vögeln im Marketing" überlässt. Und sicher sitzen in den Kellern vieler Werbeagenturen auch noch 30-Sekunden-Kreative.

Keine scharfe Trennung

Gleichermaßen erleben wir seit geraumer Zeit auch Werbeagenturen, die große PR-Stunts auf die Welt bringen und PR-Profis, die mit ihrer Arbeit tatsächlich kreative Markenarbeit leisten oder gar den Vertrieb anzuheizen vermögen.
Schön und gut. Nur ein Fehler unterläuft beiden Seiten in diesem Interview: Sie unterscheiden die falschen Kategorien. PR wird von Herrn Vogel scheinbar strikt auf Corporate Communications und Krise reduziert. Werbung dagegen sei alles, was mit Marke und Produkten zu tun hat.

Ich kann mir zwar nicht vorstellen, dass dies die Realität ist, die im Hause Ogilvy gelebt wird, lade Herrn Vogel aber dennoch herzlich ein, mal einen Tag in einer beliebigen "Agentur für Produkt- oder Marken-PR" zu verbringen. Und siehe da: er wird auf seine "ideengetriebene PR" treffen, die "Unternehmen hilft, nachrichtenfähigen Content zu produzieren, sei das Produkt auch noch so trivial". Wahrscheinlich erlebt er dort sogar Kommunikation, die nicht nur auf den effekthascherischen Big Bang zielt. Und - da gerät die alte Welt dann völlig aus den Fugen - vielleicht erlebt er einen dieser ganz exotischen Fälle, in denen "Werber" und "PR-Leute" Hand in Hand Arbeiten entwickeln, die sogar strategisch auf die Markenführung einzahlen. Doch. Das gibt's.

Jörg Müller-Dünow ist geschäftsführender Gesellschafter der Agentur Markenzeichen in Düsseldorf

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