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"PR Geil" von Janis K.
03.06.2013   News
Wenig Anerkennung, prekärer Kontostand
 
22 Protagonisten erzählen, wie sie den Einstieg in die Welt der Public Relations geschafft haben - oder auch nicht. Geschichten vom Vorstellungsgespräch, von Nachtschichten oder von gelungener Teamarbeit. Herausgeberin Janis K. hat unterschiedliche, authentische Erlebnisberichte gesammelt. Wer am Anfang seiner PR-Laufbahn steht, findet hier Insider-Tipps.

Da ist zum Beispiel Stefanie: Anfang 30, abgeschlossenes Studium, erste Berufserfahrung. Endlich scheint sie nach langer Suche ihren Traumjob gefunden zu haben: PR-Referentin in einem Museum, alles klar. Das Vorstellungsgespräch läuft bestens - bis es ums Gehalt geht. 1.500 Euro brutto bietet das Museum - die Hälfte von dem, was Stefanie mindestens erwartet hätte. Die Jobsuche wird weiter gehen.

Saugen statt Strategie

So wie Stefanie geht den meisten der Protagonisten in "PR-Geil!": Vorstellung und Wirklichkeit liegen liegen denkbar weit auseinander. Und nicht nur beim Gehalt, sondern auch bei der Tätigkeit: Am Anfang der Karriere stehen eben selten Konzepte oder strategische Beratung. Sondern Büroassistenz, das Sortieren von Presseclippings, Recherchen. Oder, wie Magda, 29, schildert, auch mal das Saugen der Zigarettenasche aus dem Büro des cholerischen Chefs.

Herausgeberin Janis K. hat 22 Erfahrungsberichte angehender PR- und Marketing-Experten gesammelt. Diese Sammlung authentischer Berichte ist eine originelle Annäherung an eine Branche, in der sich Ausbildungswege erst noch finden müssen. Schließlich gibt es für Aspiranten kein klar definiertes Anforderungsprofil und entsprechend stößt eine abstrakte Beschreibung des Berufseinstiegs schnell an Grenzen.

"PR-Geil!" macht deutlich: Je nachdem, wo man in die Branche einsteigt und welchen Hintergrund man selbst mitbringt, können ganz unterschiedliche Karrierewege entstehen. Viele haben Kommunikationswissenschaften oder PR studiert - es finden sich aber auch BWLer, Mediziner, Juristen und Germanisten - PRler sind oft bunte Hunde.

Und ganz offenbar übt "was mit Medien" einen ungebrochenen Reiz auf Berufsanfänger aus. Entsprechend begehrt sind die offenen Stellen. Mehrere hundert Bewerbungen auf eine Referentenstelle sind eher Regel als Ausnahme. Und ein sehr guter Studienabschluss, diverse Praktika und Auslandserfahrung sind noch lange kein Garant dafür, dass man die angestrebte Traineestelle bekommt.

Desillusionierende Berichte

Gelingt der Einstieg in die Branche, steht vielfach erst einmal die große Ernüchterung an, zumindest wenn man die Erfahrungsberichte des Buchs als repräsentativ nimmt. Die meisten der Schilderungen sind einfach desillusionierend. Und so mancher Nachwuchs PR'ler dürfte nach der Lektüre des Buches dem Rat von Stefan, 29, folgen, der nach einem halben Dutzend Praktika resümiert: "Lass es lieber sein".

Insofern ist der Titel des Buches - "PR-Geil!" - zwar ein schlau gewählter Hingucker, trifft den Sound des Buches aber nicht. Eher ist das Buch eine Art Beipackzettel: Zu Risiken und Nebenwirkungen der Branche gehören unbezahlte Überstunden, wenig Anerkennung und ein prekärer Kontostand.

Unverständlich übrigens ist die Anonymisierung: Die Herausgeberin nennt sich Janis K.; von den Verfassern der Berichte erfährt man nur Vorname und Alter. Dabei wird in diesem Buch nichts "aufgedeckt" und keiner der Schreiber hätte aufgrund seiner Texte irgendetwas Negatives zu befürchten. Ganz sicher hätten vollständige Namen die Glaubwürdigkeit verstärkt.

Insgesamt: Für alle, die sich für einen Einstieg in die Branche interessieren, lohnt die Lektüre. Auf die Fortsetzung des Projekts darf man in jedem Fall gespannt sind, denn "PR-Geil" ist, wie die Herausgeberin schreibt, eine "Betaversion" und soll den Auftakt zu einem weitreichenden Projekt geben.

PR-Geil! Eine Bestandsaufnahme.: Karrierewege in das Berufsfeld der Public Relations. Janis K. 2013. CreateSpace Independent Publishing Platform. 82 Seiten, 15,51 €

Rezension: Ansgar Vaut

Jana K. zeichnet in "PR Geil" ein düsteres Bild des PR-Berufs: Teilen Sie ihre Einschätzung? Oder haben Sie bessere Erfahrungen gemacht? Wir freuen uns über Kommentare via Twitter (#PRGeil), Facebook oder per E-Mail

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