Zwischen Tekkie- und Marken-PR
Der koreanische Technologieriese Samsung hat im Sommer sein Agentur-Set-up in Deutschland ausgetauscht. Ein weiterer Beleg dafür, dass sich Agenturen, die auf eher technische B2B-Kommunikation setzen, künftig mehr mit Markenentwicklung beschäftigen müssen.
Seit August teilen sich die Hamburger Agentur Faktor 3 mit Fink & Fuchs den Samsung-Kuchen. Zuvor war seit Anfang 2008 Weber Shandwick am Zug, bei denen dem Vernehmen nach 15 Mitarbeiter mit dem Kunden, der vom Smartphone und Tablet-PCs, über PCs, Druckern und Laptops bis hin zu Digitalkameras, Flachbildschirmen und Haushaltsgeräten fast die gesamte Palette an Elektro-Geräten anbieten, beschäftigt waren. Einer davon, Thomas Kahmann, wechselte kurze Zeit später zu Samsung. Bei Weber Shandwick war er für den Bereich Digital Imaging zuständig. Nun verstärkt er die Corporate- und Produkt-PR am Samsung-Deutschland-Sitz in Schwalmbach.
Wer von den beiden Agenturen das größere Stück vom Kuchen abbekommen hat, ist unklar. Auf der Presseseite von Samsung Deutschland sind 13 Ansprechpartner aufgelistet, wobei fünf von Faktor 3 kommen und acht von Fink & Fuchs. Die inhaltliche Aufteilung unter den beiden Mitbewerbern, die nun gemeinsam für einen Kunden arbeiten, ist hingegen eindeutig: Faktor 3 kümmert sich Digitalkameras, Smartphones, MP3-Player –Fink und Fuchs betreut von den beiden Standorten München und Wiesbaden aus die Themen Flachbildschirme, PC und Zubehör, Festnetztelefone, Drucker und Speichertechnik. Kurz: Fink & Fuchs betreut die B2B-Sparte, Faktor 3 die Geräte für den Consumer-Markt. Daher haben die Hamburger auch den Part im Beratungs-Portfolio, der dafür sorgen soll, dass die Marke Samsung an Fahrt gewinnt.
Lifestlye statt Nerd-Bedarf
Der Trend weg von der reinen Tekkie-PR hat auch Auswirkungen auf die Arbeit der PR-Agenturen. „Nach wir vor müssen Berater im technologischen Basiswissen sattelfest sein, aber gleichzeitig eine Übersetzungsleistung für Publikumsmedien erbringen, die eher nach Geschichten jenseits von Datenblättern suchen“, sagt Sabine Richter, Vorstand bei Faktor 3 in Hamburg. „PR- und Marketingabteilungen arbeiten dabei stärker integriert zusammen, die Grenzen der Disziplinen verschwimmen.“
Neue Player enstehen
Auch Hotwire PR und Lewis PR, spezialisiert auf die Kommunikation für IT-Unternehmen, wendet sich dem Lifestyle zu. Frank Blum, der seit Oktober die neue Unit „Consumer“ am Münchner Lewis-Standort aufbaut, bringt sowohl Erfahrung im IT-Bereich als auch in der Consumer-PR mit. Stationen waren nach dem Computerspiele-Anbieter Take 2, Interactive Edelman und Amazon Deutschland. „Mit der iPodification sind die technischen Geräte einfacher zu bedienen und der Konsument ist gleichzeitig technikaffiner geworden“, sagt der 38-Jährige, der sich daran erinnert, wie kompliziert es früher war, einen Videorecorder zu programmieren. Dabei sind die technischen Produktwerte in den Hintergrund und der Designaspekt in den Vordergrund getreten. Von der Datenblatt- zur Bauchentscheidung heißt immer mehr die Devise der IT-PR.
Trendsetter dieser Entwicklung war bekanntlich der 2011 verstorbene Apple-Boss Steve Jobs, der sich erfolgreich von den aus seiner Sicht geschmacklosen IT-Firmen abgrenzte und stets eine technisch und ästhetisch hochwertige Einheit aus Hard- und Software anstrebte.
Diesem Trend folgt nun auch Microsoft. „Laptops, Smartphones und Tablets wurden lange Zeit maßgeblich als Werkzeug für die Arbeitsumgebung eingesetzt“, sagt Thomas Mickeleit, Direktor Presse- und Öffentlichkeitsarbeit von Microsoft Deutschland. „Inzwischen lösen sich die Grenzen zwischen Büro und privater Lebenswelt zunehmend auf.
Diese Perspektive spiegelt sich dann auch in der Kommunikation wider. Hersteller müssen Emotionen transportieren, um sich im Wettbewerbsumfeld zu differenzieren.“ (pb)